Der Mitsubishi Lancer Sportback orientiert sich als Diesel am Design und der sportlichen Auslegung des Evo. Dank eines günstigen Preises können kleine schwächen in Kauf genommen werden.
Von Jens Meiners
Die Xenon-Scheinwerfer sind eingeschaltet, die Tachonadel am Anschlag, der Verkehr weicht in vorauseilendem Gehorsam von der linken Spur: Eine zügige Autobahnfahrt mit dem Mitsubishi Lancer kann eine sehr befriedigende Angelegenheit sein. Es dürfte an der aggressiven Frontpartie der japanischen Mittelklasse-Limousine liegen, die sich an dem 295 PS starken Spitzenmodell Lancer Evo orientiert, von dem offensichtlich ein erheblicher Abstrahleffekt auf die profaneren Modellvarianten ausgeht.
Beachtlicher Vorwärtsdrang des Mitsubishi Lancer Sportback
Tatsächlich steckt hinter dem eindrucksvollen Kühlermaul des Lancer Sportback 1.8 DI-D+ ein Vierzylinder-Turbodiesel mit eher durchschnittlichen 110 kW/150 PS, die bei unserem Testwagen allerdings gut im Futter standen: Nach einem trotz variabler Ladergeometrie sehr ausgeprägten Turboloch legt sich der Selbstzünder vehement ins Zeug und treibt den Fünftürer konsequent auf deutlich über 200 km/h. Zwischenspurts und Überholvorgänge werden locker erledigt; akzentuiert wird die nagelnde Geräuschkulisse durch das Pfeifen, Stöhnen und Fauchen der Turbine.
Der Vorwärtsdrang ist umso beachtlicher, als sich die Plattform des Lancer keineswegs durch besonderen Leichtbau auszeichnet: Die Waage schlägt je nach Ausstattung bei über 1,5 Tonnen aus. Entwickelt wurde die Baureihe übrigens in enger Abstimmung mit Chrysler: Die Modelle Dodge Journey und Chrysler Sebring, die in Europa seit kurzem als Fiat Freemont und Lancia Flavia firmieren, teilen zahlreiche Komponenten mit dem Japaner.
Mitsubishi Lancer Sportback als genügsamer Diesel
Verbrauchswerte von fünf bis sechs Litern lassen sich unproblematisch erreichen; selbst bei sportlicher Fahrweise übersteigt der Konsum praktisch nie die Acht-Liter-Marke. Ein wenig trägt dazu das Start-Stopp-System bei, das den Motor - für unseren Geschmack etwas zu frühzeitig, nämlich noch in der Aufwärmphase - bei praktisch jedem Halt erbarmungslos abschaltet. Wer das System beim ersten Ampelhalt deaktiviert, muss notieren: Der Motor nimmt nicht sogleich wieder die Arbeit auf, sondern bleibt beleidigt ausgeschaltet. Ein manueller Neustart ist erforderlich.
Der Mitsubishi Lancer ist ein Angebot am unteren Ende der Preisskala in seinem Segment - und das kann er vor allem im Interieur nicht verleugnen. Die Verarbeitungs- und Materialqualität ist unjapanisch lässig, die Übergänge zwischen den Bauteilen sind teils unsauber ausgeführt. Die Kofferraummatte rutscht haltlos herum. Und am Exterieur stören die Typenschilder aus billigem Gummi. Zudem ist die Transformation der scharf gezeichneten Stufenheck-Limousine zum fünftürigen Sportback insgesamt nicht gut gelungen. Der seitliche Aufriss verliert jegliche Spannung, die rundliche, haltlos abfallende Heckpartie kontrastiert auf unvorteilhafte Weise mit der aggressiven Front.
Freude am Fahren und Sparen mit dem Mitsubishi Lancer Sportback
Dafür besteht an den praktischen Qualitäten des Lancer Sportback kein Zweifel. Die Fließheck-Limousine bietet auf allen Plätzen gute Bewegungsfreiheit, und der variable Kofferraum lässt sich von bescheidenen 288 auf 1349 Liter erweitern. Auch das Fahrverhalten kann überzeugen. Der Lancer bietet einen guten Kompromiss aus Komfort und sportlicher Straffheit; im Grenzbereich bleibt der Wagen leicht beherrschbar.
Den Mitsubishi Lancer Sportback gibt es als Einstiegs-Benziner ab 16.990 Euro, der starke und besser ausgestattete Diesel schlägt mit mindestens 22.490 Euro zu Buche. Das ist in Anbetracht seines Platzangebots und der kräftigen Motorisierung kein schlechtes Angebot. Dabei steht die Freude am Sparen und am zügigen Fahren im Vordergrund, gewürzt mit einer kräftigen Prise Evo-Flair. Und wer auf die große Heckklappe verzichten kann, kommt mit der scharfen Stufenheck-Karosserie noch näher an den starken Bruder. (SP-X)