Mercedes G 63 AMG: Mit 544 PS ins Gelände

Modellüberarbeitung für Luxus-SUV

Mercedes G 63 AMG: Mit 544 PS ins Gelände
Die Mercedes G-Klasse kommt bei den Kunden an. © Daimler

Die Mercedes G-Klasse hat sich seit ihrem Start vor 33 Jahren äußerlich kaum verändert. Diese Zeitlosigkeit scheint den Reiz dieses Luxus-SUV auszumachen. Im Juni rollt der Offroader überarbeitet zu den Händlern.

Von Frank Mertens

Dieses Auto ist ein fahrender Anachronismus. Dagegen erhebt Axel Harries keinen Widerspruch. Das überrascht. Denn als Leiter der Geländewagensparte des Autobauers Daimler müsste der Manager dieser Aussage vehement entgegen treten. Doch dazu sieht er keine Veranlassung. Wieso auch?

Der Blick auf die Verkaufszahlen der Mercedes G-Klasse reicht, um zu verstehen, weshalb Harries so gelassen bleibt und keinen Grund zum Widerspruch sieht. So wurden im Vorjahr von diesem Geländewagen weltweit 6600 Fahrzeuge abgesetzt worden. Das sind 50 Prozent (!) mehr als im Vorjahr – und erzielt wurde diese Steigerung mit einem alten Modell. Die Modellüberarbeitung rollt erst im Juni zu den Händlern. Wer so erfolgreich ist, kann gelassen bleiben.

Mercedes G-Klasse seit 33 Jahren fast unverändert

Doch was heißt schon Überarbeitung? In den zurückliegenden 33 Jahren seit dem Marktstart im Jahr 1979 hat sich zumindest der äußere Auftritt dieses Luxus-SUV nur dezent verändert. Bei der gerade
erfolgten Modellpflege
wurden ihm neue LED-Tagfahrleuchten und Außenspiegel spendiert. Das war es. Die Veränderungen vollzogen sich vielmehr unter der Karosse. So wurde der Innenraum mit neuen Rundinstrumenten aufgewertet, zwischen denen ein schicker Farbbildschirm platziert wurde.

Mercedes G 63 AMG
Das Cockpit im G 63 AMG Daimler

Daneben verfügt auch dieser Offroader – wie übrigens alle neuen Mercedes-Modelle – über das Infotainment-System Command Online- Es bietet dem Fahrer die Möglichkeit, sich über sein Smartphone mit dem Internet zu verbinden – und – so er es denn wirklich braucht – auch Apps einspielen zu lassen. Zu den technischen Neuerungen gehört auch die Ausstattung mit den unterschiedlichsten Fahrassistenzsystemen wie beispielsweise dem Abstandsregel-Tempomaten Distronic Plus, einem Totwinkelassistenten oder die für dieses Auto unbedingt zu empfehlende elektronische Einparkhilfe, von den Stuttgartern Parktronic genannt.

Kunden lieben die Zeitlosigkeit der G-Klasse

Der Erfolg der G-Klasse scheint seine Gründe gerade in der über die Jahrzehnte nur dezenten Modifikation des Designs zu haben. „Die Kunden lieben dessen Zeitlosigkeit“, sagt Harries. Es sind klare, kantige Formen, die bei der zahlungskräftigen Klientel ankommen.

Dieses Auto will mit seinem wuchtigen Auftritt ein Statement sein – und das gelingt ihm. Auf den Hauptmärkten der G-Klasse in den USA, China, Deutschland und dem Mittleren Osten gibt es ganz offensichtlich ausreichend Kunden, denen der Luftwiderstandswert und damit der Verbrauch ebenso egal ist wie CSU-Chef Horst Seehofer der Koalitionsfrieden mit der Schwesterpartei.

G 63 AMG: Wo Verbrauch zur Nebensache wird

Gut, natürlich ist Effizienz auch für die Mercedes G-Klasse nicht unwichtig. So wurde der Verbrauch um 13 Prozent gesenkt. Doch der Verbrauch des von uns gefahrenen G 63 AMG mit 544 PS liegt immer noch bei 13,8 Litern (CO2-Wert 322 g/km). Wohlgemerkt: dieser Wert wurde nach dem europäischen Fahrzyklus gemessen, der bekanntlich fern jeglicher Realität liegt. Aber wer mindestens 137.504 Euro für ein solches Auto ausgibt, dem ist es dann auch ziemlich egal, ob es nun 13,8 Liter oder rund 19 Liter sind, wie bei unseren Testfahrten. Ihm geht es um Status – und partiell auch um die Offroad-Eigenschaften. Wenngleich: nur ein verschwindend geringer Teil der Kunden nutzt häufig die Möglichkeiten, die dieses Auto zu bieten hat.

Doch wer sich mit der G-Klasse dann doch einmal ins Gelände verirrt, der wird überrascht sein, was ihm dieser SUV mit seinen drei elektrisch zuschaltbaren Differenzialsperren zu bieten hat. Wer mit der G-Klasse einmal einen 45 Grad steilen Hang hinaufgefahren ist und dabei nichts weiter sieht als den Himmel, der weiß, warum dieses Geländewagen eine Spitzenstellung unter den Offroadern einnimmt. Kein Wunder, das die Schwaben hier ganz selbstbewusst sind und ihrer G-Klasse eine Ausnahmestellung unter den Geländewagen zu schreiben.

1000 Nm im G 65 AMG

Mercedes G 63 AMG
Das Heck des G 63 AMG von Mercedes Daimler

Über die Sinnhaftigkeit eines Geländewagens wie dem G 63 AMG muss man sich eigentlich auch nicht auslassen. Klar, auch hier kann man argumentieren, dass kein Mensch in einem SUV einen V8-Biturbo mit 544 PS braucht, der seinem Fahrer ein Drehmoment von 760 Newtonmetern bietet. So etwas gibt es sonst nur in Sportwagen, für die AMG ja auch bekannt ist. Doch auch hier bleibt Haries gelassen, verweist auf die Verkaufszahlen: Hier entfallen 40 Prozent alle Verkäufe auf die AMG-Modelle. Doch fährt sich der G 63 AMG auch wie ein Sportwagen. Natürlich nicht, zumindest nicht in Kurven. Da stört sein hoher Aufbau, sein hohes Gewicht. Doch bei der Beschleunigung und beim Sound, nun ja, da macht der G 63 AMG mächtig was her. Das beweisen auch die Leistungswerte: In 5,4 Sekunden erreicht er Tempo 100, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 210 km/h erreicht.

Damit die Lust der zahlungskräftigen G-Klasse-Klientel nach ausreichend Leistung auch befriedigt wird, endet das Angebot natürlich nicht bei den 544 PS wie im G 63. Etwas mehr geht schließlich immer – und das bekommt der Kunde im Topmodell, dem G 65 AMG. Hier sorgt ein V12-Biturbo für 612 PS und ein Drehmoment von 1000 Newtonmetern. Damit avanciert dieses Dickschiff zum stärksten Serien-Offroader der Welt. Diesen Spaß müssen sich die Kunden aber 264.180 Euro kosten lassen.

Nachdem die G-Klasse nun im Sommer zu den Händlern rollt, dürfte der Run auf den Luxus-SUV noch einmal stärker werden. Im ersten vollen Verkaufsjahr, also im Jahr 2013, soll beim Absatz eine fünfstellige Zahl erreicht werden. Dass das gelingt, darüber bestehen bei Harries keine Zweifel. Schließlich hat sich die einst für den harten Geländeinsatz konzipierte G-Klasse zu einem Lifestyle-Vehikel entwickelt.

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