Mercedes kehrt nach dem erfolglosen Abenteuer mit dem Vaneo ins Segment der kleinen Nutzfahrzeuge zurück. Der Citan ist das erste Ergebnis der Kooperation mit Renault, doch die Stuttgarter haben an dem Kangoo-Derivat noch etwas herumgebastelt.
Von Benjamin Bessinger
Sie sind so etwas wie die Arbeitsbienen der modernen Gesellschaft. Seit die Städte immer voller werden und alle Welt im Internet einkauft, haben sich kleine Lieferwagen zum wichtigsten Nutzfahrzeug-Segment entwickelt. Das hat jetzt so langsam auch Mercedes begriffen und will das Feld ab dem Herbst mit dem Citan von hinten aufrollen. Er kommt zeitgleich mit der Publikumspremiere auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover Mitte September in den Handel und startet in bald einem Dutzend Varianten vom kurzen Kastenwagen bis zum großen Raumkreuzer zu Preisen ab 17.445 Euro. Damit ist er etwas teurer als der Renault Kangoo und bleibt knapp unterhalb des VW Caddy.
Mercedes optimiert Lenkung und Fahrwerksabstimmung
War der ebenso unselige wie überteuerte Vorgänger Vaneo aus den Neunzigern noch eine Ableitung der damals neuen A-Klasse und deshalb im gewerblichen Geschäft ziemlich erfolglos, haben sich die Schwaben diesmal Hilfe von jemandem geholt, der sich mit so etwas auskennt: Denn der Citan ist das erste Ergebnis der Kooperation mit Renault und basiert auf dem Kangoo. "Damit haben die Franzosen dieses Segment erfunden und sind für uns als Partner die erste Wahl", sagt Van-Chef Volker Mornhinweg.
Unter dem Blech sind Citan und Kangoo deshalb identisch, sie kommen aus der gleichen Fabrik in Frankreich und natürlich unterscheidet sich auch die Silhouette kaum. "Aber wo Mercedes draufsteht, muss auch Mercedes drin sein", sagt Mornhinweg und hat seiner Mannschaft deshalb genug Geld für einen gewissen Eigensinn gegeben. Der schwäbische Kangoo hat außen zumindest ein dezent retuschiertes Design mit einer neuen Frontschürze, sein Innenleben wurde aufgewertet, zudem verfügt er über die bessere Lenkung und eine eigene Fahrwerksabstimmung.
Platz ohne Ende im Mercedes Citan
Mit einer B-Klasse ist das Ambiente natürlich trotzdem nicht zu vergleichen – aber zwischen dem teuersten Citan und der billigsten B-Klasse liegen auch 6000 Euro Unterschied. Und wen stören schon die immerhin fein genarbten Landschaften aus Hartplastik oder die blanken Bleche im Innenraum, wenn man dafür Platz ohne Ende bekommt und durch zwei bequeme Schiebetüren in den Fond klettert.
Beim größten Kastenwagen mit dem längsten von drei Radständen fasst der Laderaum bis zu 3,8 Kubikmeter, und der mit einem normalen Van am ehesten vergleichbare Crewbus mit Pkw-Zulassung bietet zu Preisen ab 20.325 Euro zu seinen fünf Sitzen auch noch mindestens 700 Liter Kofferraum und für die Kleinteillogistik jede Menge Ablagen bis hin zum Hochregal am Dachhimmel.