Kia Sportage: Teilzeitstromer zeigt sich effizient

Kia Sportage: Teilzeitstromer zeigt sich effizient
Er kann auch effizient: der Kia Sportage PHEV. © Axel F. Busse

In der fünften Generation ist der Kia Sportage auch mit Plug-In-Hybrid zu haben. Er macht Appetit auf rein elektrisches Fahren.

Denn an der Innenausstattung finden sich viele Merkmale des Voll-Stromers EV6 wieder. Es ist umkämpftes Terrain, in dem der Kia Sportage unterwegs ist. Das vom VW Tiguan beherrschte SUV-Kompakt-Segment bietet im Bereich der Stecker-Hybride auch bei den Importmarken bereits reichlich Konkurrenz. Dazu zählen der Citroëns C5 Aircross, der Peugeot 3008, der Volvo XC40 und der teil-elektrische Jeep Compass.

Kia will in der Spitze mitmischen und brachte im vergangenen Jahr noch ohne PHEV bereits rund 7600 Neuzulassungen in Deutschland zustande.

Anleihen beim Modell EV6

Es könnten noch mehr werden, denn mit dem Teilzeit-Stromer bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines Diesel-Angebots ist Kia in dem weiterhin boomenden Segment breit aufgestellt unterwegs. Das neue Modell lockt mit interessanten neuen Facetten beim Außendesign, einem ansprechenden Ausstattungsniveau (in der GT-Line ab 50.290 Euro) und innovativen Gestaltungs-Elementen im Innenraum. Bei der getesteten Version handelte es sich um ein 1,6 Liter-PHEV mit einer Systemleistung von 265 PS, wovon der Vierzylinder-Benziner 180 und die Permanentmagnet-Synchronmaschine knapp 91 PS (70 kW) beisteuern.

Den etwas hausbacken und bieder erscheinenden Auftritt der frühen Jahre hat der Sportage längst hinter sich gelassen. Aktuell wirkt er sogar schnittiger und moderner als die deutschen Mitbewerber Kuga (Ford) und Tiguan. Ein markant geschnittenes Gesicht aus zur Mitte gepfeilten Tagfahrlichtern, großen Grill-Waben und geschickt kaschierten Scheinwerfergläsern sorgt für Aufmerksamkeit. Ebenfalls spitz zur Mitte zulaufend und von der Heckklappe geteilt sind die Rücklichter, unter dem abgedunkelten Kennzeichenträger finden sich die Nebel-Schlussleuchten.

Zwei große Displays

Das neue Curved Display im Kia Sportage. Foto: Kia

Auffälligste Merkmale im Cockpit sind die beiden 12,3 Zoll großen Monitore, wobei das hinter dem Lenkrad analog zum Modell EV6 liegende für die Fahrinformationen konfigurierbar ist, der rechte Touchscreen der Einstellung diverser Navigations- und Infortainment-Funktionen dient. Ein Dogma zum Totalverzicht auf Tasten und Schalter gibt es nicht. Stattdessen hat sich Kia die originelle Variante einfallen lassen, die Tasten je nach gewünschter Funktion zu belegen: Bei Berührung ändern sie die abgebildeten Symbole, die Temperatur-Regelung erfolgt per Drehknopf. Der erlaubt eine viel präzisere Bedienung als zum Beispiel Wischleisten, wie sie gegenwärtig zum Beispiel VW für angesagt hält.

Die Gestaltung der Mittelkonsole hat ihr Vorbild ebenfalls beim EV6, wo ein Drehknopf des Sechsgang-Automatik-Getriebe steuert, darunter ist die Taste für die Wahl des fahrmodus zu finden. Es fehlt weder an Übersichtlichkeit noch an einem wertigen Eindruck der Bauteile. Alles ist aufgeräumt und sauber verarbeitet – das gefällt. Allerdings sind manche Flächen durch die Klavierlackoptik empfindlich gegen Kratzer und Fingerspuren.

Ausfall des Radios

Nicht so gelungen ist die Tatsache, dass bei Radioempfang eine manuelle Wahl des FM-Frequenzbereichs nicht möglich ist. So muss man in DAB-unterversorgten Gebieten mit gelegentlichen Ausfällen rechnen. Die Verschiebung der Navi-Grafik, um „nach Karte“ zu fahren, wird ebenfalls verwehrt, weil die Berührung des Schirms vom System als Zielpunkt-Setzung gewertet wird. Als Schwachpunkt darf man ebenso das Fehlen von Gasdruckfedern für die Fronthaube ansehen, denn sie ist ziemlich schwer.

Letzteres gilt auch für das Fahrzeug insgesamt, da sich in der gehobenen Ausstattung GT-Line der Zwei-Tonnen-Marke nähert. Rund 140 Kilogramm davon entfallen auf die 13,8-kWh-Batterie. Der Begriff „Sport“ im Modellnamen sollte deshalb nicht als Hinweis auf herausragende dynamische Qualitäten verstanden werden. 191 km/h gibt der Hersteller als Höchstgeschwindigkeit an. Dank des druckvoll einsetzenden Drehmoments von 350 Newtonmetern geht es aus dem Stand aber zügig vorwärts, nach 8,2 Sekunden soll die 100-km/h-Marke erreicht sein.

Viel Ladevolumen

Für die Passagiere bietet der Sportage zwischen den Türverkleidungen vorn eine Breite von 1,47 Metern, hinten sind es zwei Zentimeter weniger. Die Ladekante ist mit 69 Zentimetern nicht zu hoch für die bequeme Nutzung von 540 bis 1715 Litern Laderaum. Nur wer größer als 1,82 Meter groß ist, sollte mit Vorsicht das Gepäck verstauen, denn in dieser Höhe könnte das Klappenschloss für markante Spuren an der Stirn sorgen. Zu den guten Ideen der Kabinen-Gestaltung gehören die integrierten Kleiderbügel an den Lehnen der Vordersitze. Obwohl der Radstand mit 2,68 Metern nur fünf Zentimeter größer ist als zum Beispiel bei einem VW Golf ist die Beinfreiheit hinten sehr auskömmlich.

60 Kilometer emissionsfrei

Der Kia Sportage hinterlässt im Alltagstest einen stimmigen Eindruck. Foto: Axel F. Busse

Der allradgetriebene Sportage darf mit seinen 170 mm Bodenfreiheit durchaus mal einen Ausflug auf schlechtes Geläuf wagen, wo sich die Güte des Fahrwerks am besten erleben lässt. Es ist ausgewogen abgestimmt, verkraftet auch gröbere Unebenheiten klaglos, wobei die gute Rückmeldung der elektrischen Servolenkung das Manövrieren erleichtert. Die versprochenen 60 Kilometer elektrischer Reichweite lieferte der Testwagen nach jeder Ladung ab, unter günstigen Umständen sollen es laut Hersteller im Stadtverkehr sogar mehr als 70 sein.

Zur Nutzung eines emissionsfreien Aktionsradius‘ reicht in der Regel die Haushaltssteckdose an Carport oder Garage, wo der Akku nach ca. fünfeinhalb Stunden Pause von zehn auf 100 Prozent Kapazität geladen wird. Doch nur wer regelmäßig das Kabel ausrollt, kann in Verbrauchsregionen von 3,2 Litern Super/100 km (wie in diesem Test) vorstoßen. Beim Stromkonsum ist parallel von ca. 17 kWh/100 km auszugehen.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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