Kia Niro EV: Ein fast gelungener Auftritt

Geringe Ladeleistung als Manko

Kia Niro EV: Ein fast gelungener Auftritt
Der Kia Niro setzt auf ein mehrheitsfähiges Design. © Kia

Es läuft rund für Kia. Das liegt auch am breiten Angebot an Modellen mit alternativen Antrieben. Nun bringen die Koreaner den neuen Niro EV auf den Markt.

Er soll dazu beitragen, dass der koreanische Autobauer seinen Höhenflug auf einem rückläufigen Gesamtmarkt fortsetzt. Damit das gelingt, bietet Kia den Niro gleich mit drei Antriebsvarianten an: als Hybrid, als Plug-in-Hybrid (PHEV) und als reines Elektroauto.

Bei den Testfahrten haben wir uns für das Elektroauto entschieden. Es ist unter den drei Antrieben auch das, für den sich das Gros der Kundinnen und Kunden entscheiden wird. „Wir erwarten, dass 70 Prozent der Verkäufe auf die Elektrovariante entfallen“, sagte Produktmanager Gregor Krumböck bei der Vorstellung des Niro EV in Frankfurt. Die Prognosen gehen davon aus, dass 20 Prozent auf den PHEV und zehn Prozent auf den Hybriden entfallen.

34 Prozent aller Neuzulassungen haben ein Stecker

Für Kia zahlt es sich mittlerweile aus, dass man seinen Kundinnen und Kunden frühzeitig ein breites Angebot an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben gemacht hat. So entfallen mittlerweile fast 34 Prozent aller Neuzulassungen im ersten Halbjahr auf Fahrzeuge mit einem Stecker. Auf einem rückläufigen deutschen Automarkt (- 11 Prozent) konnte Kia in den ersten sechs Monaten nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) 36.366 Fahrzeuge absetzen, ein Zuwachs von 18,7 Prozent.

Mit der zweiten Generation des Niro EV stehen die Chancen gut, dass die hohe Nachfrage nach dem rein elektrischen Modell anhält. Dazu hat Kia seinem Stromer ein komplett neues Design spendiert. Die neue Front mit der neugestalteten „Tiger-Nase“ (sie erstreckt sich nun über die gesamte Breite) verleiht dem Niro EV in Kombination mit den neuen LED-Tagfahrleuchten und seiner Lichtsignatur einen ausdrucksstarken Auftritt. Seitlich fällt bei unserem Testwagen die C-Säule ins Auge.

Hier befinden sich Luftkanäle zur Optimierung der Aerodynamik. Je nach Ausstattung können sie in unterschiedlicher Farbe bestellt werden. Am Heck werden die Konturen durch die LED-Rückleuchten zusätzlich betont. Mit Maßnahmen wie den Luftkanälen und beispielsweise den Aerofelgen kommt der neue Niro auf einen cW-Wert von 0,28.

Mehr Platz im Innenraum

Das Cockpit des Kia Niro EV lässt sich intuitiv bedienen. Foto: Kia

So wie die Designer außen Hand angelegt haben, haben sie dies auch im Innenraum getan. Hier finden die Passagiere ausreichend Platz vor. So hat der Niro mit 4,42 Metern um 6,5 Zentimeter an Länge zugelegt, der Radstand ist um zwei Zentimeter gewachsen. Das spüren die Mitreisenden im Fond. Sie finden hier auch dank um 30 Prozent schmaler gewordener Vordersitze mehr Beinfreiheit vor. So wie der Platz für die Passagiere zugelegt hat, ist auch das Kofferraumvolumen um 24 Liter auf 475 Liter gewachsen. Zudem gibt es noch einen 20 Liter großen Frunk, also eine Ablagemöglichkeit unter der Motorhaube. Eine Nettigkeit ist die Kofferraumabdeckung: es ist ein zusammenfaltbares Netz, was zugleich als Sonnenschutz für die hinteren Scheiben verwandt werden kann.

Wie es sich für ein E-Auto gehört, kommen im Innenraum beispielsweise am Dachhimmel und den Sitzbezügen receycelbare Materialien zum Einsatz. Das Cockpit des Niro EV erinnert mit seinem markanten Panoramadisplay ein wenig an den EV6. Das sieht alles recht stimmig aus.

Batterie minimal größer

Der Kia Niro EV fährt sich ausgesprochen komfortabel. Foto: Kia

Doch kommen wir zur Technik des neuen Niro: Er ist nun mit einer 64,8 kWh großen Batterie (vorher 64 kWh) unterwegs, die indes aufgrund der höheren Energiedichte um zehn Kilogramm leichter geworden ist. Mit dieser Batterie soll eine Reichweite von bis zu 460 Kilometer möglich sein. Im Stadtverkehr, wo viel rekupiert werden kann, sollen es sogar 604 Kilometer sein. Als Verbrauch gibt Kia nach WLTP einen Wert von 16,2 kWh auf 100 Kilometern an. Hört sich gut an, ist das aber auch realistisch? Durchaus. Bei unseren Testfahrten mit dem Kia Niro EV im Taunus kamen wir laut Bordcomputer auf 16,9 kWh – bei zugegeben zurückhaltender Fahrweise.

Wer mag, der kann es im Niro aber auch sportlicher angehen lassen. Mit seinem 204 PS starken Elektromotor sprintet der Koreaner in 7,8 Sekunden auf Tempo 100 und kann bis zu 167 km/h schnell fahren. Doch so richtig wohl fühlt man sich so um die 130 km/h. Dann erweist sich der Niro nicht nur als ausgesprochen komfortables Fahrzeug, sondern auch als ein effizientes. Um den Akku möglichst optimal zu nutzen, lässt sich der Akku übrigens vorkonditionieren. Wählt der Fahrer im Navigationsgerät sein Ziel aus, erreicht er sie mit der optimalen Batterietemperatur. Im Idealfall lässt sich der Niro (Ladeleistung) an einer Schnellladestation in 45 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufladen. Wirklich flott sieht anders aus.

Das liegt an der Ladeleistung von 86 kW lädt. Sie liegt nur leicht über der des Vorgängermodells. Hier wäre es wünschenswert gewesen, dass man doch deutlich zulegt. Von einem Auto mit einem Einstiegspreis von 47.590 Euro darf man mehr erwarten. Schade, denn hier gibt sich der Kia Niro trotz vieler Stärken eine Blöße, die nicht hätte sein dürfen. Ein neues Modell mit einer Ladeleistung von unter 100 kW auf den Markt zu bringen, ist angesichts der starken Konkurrenz beispielsweise eines ID.3 unverständlich.

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