Hochbeinig und trotzdem sportlich? Der Hyundai Kona N schafft diesen Anspruch – und macht dabei großen Spaß.
Es gibt sicher Autos, die politisch korrekter unterwegs sind als der Kona N. Und es lässt sich trefflich streiten, ob es sinnvoll ist, in diesen Zeiten ausgerechnet einen kleinen SUV in eine Brennhexe zu verwandeln. Aber erlaubt ist, was gefällt. Und was die Kunden kaufen. Dazu gehören offensichtlich auch noch Autos, die ohne Stecker auf die Welt kommen. Hyundai muss jedenfalls nicht um seine N-thusiasten betteln. Seit der Einführung des ersten i30 N im Jahr 2017 haben sich gut 18.000 Kunden für ein Modell mit dem Sportabzeichen „N“ entschieden.
Wie seine schnellen Brüder i30 N und i20 N zeigt auch der Kona N schon von außen, was in ihm steckt. Nicht auf Krawall gebürstet, aber entsprechend seiner Mission gekleidet. Kompakt, die Kotflügel angespannt – und eine die bekannte Schürze der N-Line mit ihren drei (geschlossenen) Luftschlitzen oberhalb des grobmaschigen Grills, der jetzt auch das N-Emblem aufnimmt.
Große Räder, große Bremse
Der Konator steht auf großen 19 Zöllern, die geschmiedeten Alu-Räder geben den Blick frei auf eine großvolumige Performance-Bremsanlage (360 Millimeter) mit roten Sätteln. Seitlich unterhalb der Türen platziert Hyundai sportlich geformte Schwellerleisten, am Heck macht ein Dachkantenspoiler den Unterschied. Der angedeutete Diffusor sowie zwei armdicke Blasinstrumente aus echtem Metall sorgen für den krönenden Abschluss.
Unter die Heckklappe passen 361 Liter Gepäck – genauso viel wie bei den zahmen Kona-Brüdern. Keine Abstriche also beim Nutzwert. Dafür reichlich Raum für Emotionen. Das Interieur gibt sich ziemlich dunkel, die Sitzposition ist SUV-like etwas höher, die Polsterung straff, aber nicht hart, die Wangen sind sportlich ausgeformt.
Wie beim i20 N hat das Lenkrad zwei N-Tasten, über die sich vorkonfigurierte Fahrprogramme abrufen lassen. Darunter liegt der rote NDS-Knopf. Wer ihn drückt, weckt das Böse im Kona. Kurz angetippt und er strafft für 20 Sekunden all seine Muskeln, stürmt mit maximaler Power und fast schon vulgär grollend davon. Grinch-Shift nennt Hyundai diesen kontrollierten Emotionsausbruch.
In 5,5 Sekunden auf Tempo 100
An solchen Extras hat der Kona N noch einige in Petto. Eine elektronisch kontrollierbare Federung etwa, über die sich Härte und Ansprechverhalten der Dämpfer per Tastendruck verändern lassen. Oder auch drei verschiedene Anzeigenformate für das digitale Cockpit, individuelle Einstellungen für Lenkung, Sound oder Head-Up-Display (erstmals in einem N-Modell). Dazu noch verschiedene Traktionsprogramme (Schnee, Matsch, Sand), ein pralles Paket an Assistenz, sowie eine Launch-Control-Funktion. Wer mag, kann den 1,5 Tonnen schweren Kona N so in 5,5 Sekunden auf Tempo 100 katapultieren.
Für all die Gänsehaut-Momente ist der durchtrainierte Vierzylinder vorne unter der Haube zuständig. Es ist der gleiche Zweiliter-Turbo, der schon dem i30 N sein dynamisches Image verpasste. Mit 280 PS und 392 Newtonmeter Drehmoment haben die Koreaner erneut reichlich eingeschenkt. Im Kona N arbeitet das Kraftpaket ausschließlich mit einem hellwachen 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe zusammen, einen Handschalter gibt es nicht, dafür zwei Schaltpaddels am Lenkrad. Die Kraft leitet ein elektronisch gesteuertes Sperrdifferenzial an die Vorderräder. Bedeutet also auch: kein Allradantrieb.
Auch der Preis ist nicht unsportlich
Elektronik sorgt dafür, dass selbst unter Volldampf genügend Grip zur Verfügung steht. Die Lenkung ist zwar bei heftiger Beschleunigung nicht gänzlich frei von Antriebseinflüssen, doch für einen derart fetten Fronttriebler hat die N-Abteilung das wirklich exzellent gelöst. Gleiches gilt für die Fahrwerksabstimmung. Nur minimal tiefer gelegt, ersticken die elektronisch geregelten Dämpfer sowie die straffen Federn nahezu jegliches Wanken in schnell gefahrenen Kurven schon im Keim. Erstaunlich für ein Auto, das mit seinem hohen Schwerpunkt konzeptionell nicht wirklich für ein Leben am Limit erschaffen wurde.
Erkauft wird das übrigens nicht mit übermäßiger Härte. Der Kona N ist straff, aber nicht unfair. Mit 37.950 Euro erscheint letztlich auch der Preis für den Kona N nicht unsportlich. Das sind zwar 2000 Euro mehr als für den i30 Performance, aber eben auch über 8000 Euro weniger als die vergleichbaren 300 PS-SUVs Audi SQ2 oder VW T-Roc R. Risiken und Nebenwirkungen dürften bei allen ähnlich sein.
Und wem das jetzt alles zu viel Verbrenner-Romantik ist, der muss sich noch ein wenig gedulden. Denn auch E-Fahrzeuge mit dem sportlichen N am Kühlergrill kann sich Hyundai in Zukunft sehr gut vorstellen. (SP-X)