2004 trat Dacia in den deutschen Markt ein. Acht Jahre später erhält das erste Modell der rumänischen Renault-Tochter eine Neuauflage.
Von Thomas Flehmer
Der Aufschrei vor acht Jahren war groß. Mit dem Dacia Logan kam ein Billig-Auto auf dem Markt, das für Furore sorgte. Nur das Nötigste an Bord, zudem ein extrem günstiger Preis, das waren die Argumente der rumänischen Renault-Tochter. Der Logan ist mittlerweile auf dem deutschen Markt verschwunden, der Sandero ist nun das Einstiegsmodell, das nun in zweiter Generation neu aufgelegt wird.
Dacia Sandero wirkt runder und wertiger
Dass Dacia in den vergangenen acht Jahren trotz des günstigen Preises an Komfort dazugewonnen hat, ist bereits bei den letzten neu eingeführten Modellen wie Lodgy oder Dokker deutlich geworden. Auch beim Sandero und dem Crossover-Modell Sandero Stepway ist das nicht anders.
So hat das Außendesign seine Klobigkeit verloren, der neue Sandero wirkt runder, erwachsener und keine Spur billig. Die Stoßfänger können in Wagenfarbe bestellt werden, die Radhäuser wurden breiter gestaltet. Der Kühlergrill passt sich der Formensprache an, die Dacia mit dem SUV Duster gelegt hatte. Ganz trendy ist der Sandero um 3,8 Zentimeter angewachsen, der Stepway um 2,3 Zentimeter.
Dacia Sandero mit ESP
Innen kann ein gut funktionierendes Navigationssystem mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung für äußerst günstige 180 Euro in der Mittelkonsole integriert werden und sorgt so für eine gut aussehende Unterbrechung des weiterhin aus einem Stück bestehenden Armaturenbrettes, auf dem die Instrumententafel neu gestaltet wurde. Ein Tempopilot sorgt für weiteren Komfort ebenso wie ein vergrößertes Ladevolumen. Die Sitze blieben dafür leider etwas zu weich, dafür ist die Sitzfläche weiterhin – französisch traditionell - kurz gehalten. Und hinten ist der Platz etwas beschränkt, doch Abstriche müssen bei Dacia halt in Kauf genommen werden – und es ist ein Kleinwagen.
Weitaus wichtiger ist nun, dass ein ESP an Bord ist, das es im Vorgängermodell nicht gab. Zudem wurde die Zahl der Airbags erhöht und der Bremsweg reduziert. Und auch eine hydraulische Servolenkung ist nun in die Serie integriert worden. Dacia hat also kräftig beim Sandero und Sandero Stepway zugelegt.
Neuer Benziner für Dacia Sandero
Das gilt auch bei den Motoren. Gerade erst wurde der neue Benziner TCe 90 beim Renault Clio eingeführt, nun ist er schon beim Sandero erhältlich. Und auch im Tochtermodell macht der Direkteinspritzer eine gute Figur. In 11,1 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, der Vortrieb endet bei 175 km/h, das maximale Drehmoment von 135 Newtonmetern liebt bei 2500 Umdrehungen an.
Leider sind nur fünf Gänge installiert worden, sodass der Motor trotz einer besseren Dämmung im Vergleich zum Vorgängermodell hörbar in den Innenraum dringt. Dafür verfügt der Sandero über ein gutes Fahrwerk, das den 4,06 Meter langen Kleinwagen souverän auf der Spur hält. Und auch der Verbrauch von 5,2 Litern liegt noch in einem guten Bereich, auch wenn es schon sparsamere Triebwerke gibt. Aber bei Dacia müssen halt Kompromisse eingegangen werden.
Hörbarer Diesel im Dacia Sandero
Etwas lauter agiert der gleichstarke dCi 90 im Sandero Stepway, für das sich bisher 60 Prozent der Sandero-Kunden entschieden haben. Der überarbeitete Selbstzünder bringt das Crossover-Modell mit einer Bodenfreiheit von 20,7 Zentimetern innerhalb von 11,8 Sekunden auf 100 und schafft es bis 173 Stundenkilometer.
Renault gibt den Verbrauch mit glatten vier Litern an. Auch hier arbeiten Fahrwerk und Lenkung gut miteinander, auch hier wird ein sechster Gang vermisst. Aber bei Dacia müssen halt Abstriche in Kauf genommen werden.
Komische Preisgestaltung beim Dacia Sandero
Etwas komisch mutet die Preisgestaltung an. Zwar beginnt der Dacia Sandero mit einem 75 PS starken Einstiegsbenziner bereits bei 6990 Euro, doch der neue TCe 90 ist nur in der höchsten Ausstattungsvariante Laureate erhältlich. Dann wechseln bereits 10.090 Euro den Besitzer. 100 Euro günstiger ist der Sandero Stepway mit identischem Triebwerk in der Version Ambiance, die beim normalen Sandero die mittlere Ausstattungsvariante darstellt.
Auch beim Diesel ist der Sandero in der einzig verfügbaren Variante mit 11.890 Euro 100 Euro teurer als der Stepway in der zweiten Variante. Doch der bisherige Dacia-Kunde war in der Vergangenheit immer etwas spendabler gewesen, die Basisversionen wurden lediglich von fünf Prozent aller Kunden geordert. Der Trend wird sich auch bei dem ersten Modell, das in die zweite Generation geführt wurde, fortsetzen. Der günstige Einstiegspreis wird weiter für einen Aufschrei sorgen, der Rest beruhigt sich mit höheren Ausstattungsvarianten und einem Auto, das weiterhin einem alles bietet, was nötig ist.