Ein Dacia für über 24.000 Euro. Passt das zu einer Marke, die für bezahlbare Mobilität steht? Vor allem aber: Lohnt es sich, soviel Geld für einen Hochdachkombi wie den Jogger Hybrid 140 auszugeben?
Um eine Antwort auf diese Fragen zu geben, sind wir dem mit Jogger Hybrid 140 auf große Tour gegangen. Dazu haben wir uns die 829 Kilometer lange Strecke von Berlin Richtung Südtirol nach Barbian ausgesucht. Es ist also genau die richtige Distanz um zu sehen, wie effizient sich der Jogger auf der Langstrecke verhält – und ob er es auch mit einer Tankfüllung schafft. Soviel sei verraten: er schafft es. Doch dazu gleich mehr.
Gut, mindestens 24.100 Euro für den Fünfsitzer sind bei weitem kein Schnäppchen. Wer den Hochdachkombi dann auch noch mit sieben Sitzen ordert und sein Kreuz bei der höchsten Ausstattungsvariante Extreme macht (mit dem auch wir unterwegs waren), für den kostet der Jogger Hybrid schon 26.100 Euro. Das ist für eine Marke eine Ansage, die sich auf die Fahne geschrieben hat, bezahlbare Mobilität für die breite Masse zu bieten.
Dass der Jogger Hybrid bei den Kunden ankommt, davon ist man bei der Renault-Tochter überzeugt. Ein Drittel der Jogger-Verkäufe sollen auf den Hybrid entfallen, wie Deutschlandchef Thilo Schmidt kurz vor dem Marktstart in diesem Jahr sagte.
Jogger ausgesprochen effizient
Mit seiner optimistischen Prognose könnte Schmidt recht behalten. Denn der Jogger Hybrid erweist sich als Multitalent. Optional können mit ihm bis zu sieben Personen transportiert werden, wenngleich die zwei Plätze in Reihe drei nur Kindern vorbehalten bleiben sollten. Denn für Erwachsene wird es dort dann doch arg eng (aber das ist bei den meisten anderen Siebensitzern auch nicht anders). In Reihe zwei können aber selbst großgewachsene Erwachsene sehr komfortabel sitzen. Nutzt man den Jogger Hybrid als Siebensitzer, schrumpft das üppige Kofferraumvolumen übrigens von 607 auf 160 Liter. Maximal stehen 1819 Liter fürs Gepäck zur Verfügung. Mit diesem Stauvolumen ist er ideal für Familien.
Vor allem aber erweist sich der 4,54 Meter lange Jogger Hybrid 140 als effizient. Laut Datenblatt soll er sich je nach Ausstattung mit einem Verbrauch von 4,8 bis 4,9 Liter (WLTP) zufriedengeben. Das hört sich gut an. Doch hält er auch unter Realbedingungen, was er verspricht? Tut er – und das fast auf den Punkt. Bei der Ankunft in Südtirol – mit Zwischenstopps in Nürnberg und Rosenheim – zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von 5,1 Litern an – und dass bei teils durchaus zügiger Autobahnfahrt. Wobei wir im verbrauchssparenden Eco-Modus unterwegs waren. Damit konnte der Hinweg locker ohne Tankstopp absolviert werden. Der Jogger Hybrid weist damit Verbrauchswerte wie ein Diesel auf.
Start immer rein elektrisch
Dank der Hybridtechnologie – sie besteht aus zwei Elektromotoren und einem Verbrenner – lassen sich 80 Prozent der Strecken in der Stadt elektrisch zurücklegen. Gestartet wird der Jogger Hybrid immer im E-Modus. Im Zusammenspiel mit dem Sechs-Gang-Multimode-Getriebe ergeben sich Kraftstoffeinsparungen von bis zu 40 Prozent. Beim Bremsen und Verlangsamen lädt sich die Batterie (1,24 kWh) wieder auf. Die Rekuperationsleistung und der Ladestand der Batterie lässt sich dabei im Digitaldisplay ablesen.
Wer mag, der kann es im 141 PS starken Jogger Hybrid auch flotter angehen lassen. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 167 km/h, den Sprint auf Tempo 100 absolviert er in knapp unter zehn Sekunden. Diese Leistungsdaten kann man ausschöpfen, doch dann wird es nicht mit dem niedrigen Verbrauchswerten, die sich in der Stadt bei deutlich unter fünf Litern widerspiegeln.
Motor bei Beschleunig deutlich hörbar
Also alles fein? Nun ja, nicht ganz. Denn wer den 1,46 Tonnen schweren Jogger Hybrid 140 beschleunigt, der merkt doch deutlich, dass der Verbrenner seine Mühe hat, die erforderliche Leistung abzurufen. Beim Beschleunigen ist er merklich hörbar, das nervt dann doch. Ansonsten ist das Fahrwerk straff, aber nicht unkomfortabel abgestimmt. Selbst auf schlechten Straßenverhältnissen bügelt es Unebenheiten weg. Die Lenkung ist nicht zu beanstanden. Gleiches trifft auf die Sitze zu, die einem auch bei Kurvenfahrten hoch nach Barbian einen guten Seitenhalt bieten, auch wenn die Seitenwangen etwas straffer ausfallen könnten.
Wenn es denn noch etwas zu kritisieren gibt am Jogger Hybrid, dann ist es Navigationssystem. Es reagiert arg langsam und ist auch mit der aktuellen Verkehrssituation zumeist nicht betraut. Teils kam die Ansagen zu spät, teils waren Sperrungen an Abfahrten nicht verzeichnet. Wer stattdessen sein eigenes Smartphone für die Navigation nutzen will, der kann dies tun. Dafür gibt es eine Handyhalterung rechts vom Zentraldisplay. Die hinterlässt indes nicht den robustesten Eindruck. Ansonsten hinterlässt der Innenraum einen guten Eindruck, die Mittelkonsole ist mit Stoff bezogen, das Lenkrad mit Leder, das 7 Zoll großen Tachodisplay ist gut ablesbar.
Sollte man sich nun für den Hybriden entscheiden? Das muss jeder für sich entscheiden. Die Testfahrten nach Südtirol hinterließen auf jeden Fall einen guten Eindruck – gerade auch wegen der Effizienz. Wer indes nicht so viel Geld für die Hybridversion ausgeben will, aber dennoch effizient unterwegs sein will, für den bietet Dacia auch noch eine Autogasvariante an. Sie kostet als Fünfsitzer dann „nur“ noch 18.700 Euro.