Chevrolet hat den neuen Cruze Kombi attraktiv eingepreist. Doch das neuste Modell der GM-Tochter kann nicht nur mit seinem Preis-Leistungsverhältnis überzeugen, sondern auch mit seinen Fahrleistungen.
Von Frank Mertens
Der Chevrolet Cruze Station Wagon rollt in diesen Tagen zu den Händlern. Es ist ein Auto, von dem sich die GM-Tochter einiges verspricht. Da Deutschland ein Kombi-Markt ist, dürfte der neue Cruze Station Wagon den Absatz der GM-Tochter weiter beflügeln.
Mit Blick auf konkrete Absatzzahlen halten sich die Verantwortlichen indes zurück. Man sagt nur, dass der Cruze Station Wagon ein wichtiges Autos für die Marke sei. Im Modellmix sollen auf den Kombi neben der bereits auf dem Markt befindlichen Fließheck-Variante und der Limousine um die 50 Prozent der Verkäufe bei diesem Modell entfallen. Von den beiden bisherigen Modellvarianten wurden im ersten Halbjahr übrigens 2524 Fahrzeuge abgesetzt. Wobei: das beliebtere Fließheck kam erst im Frühjahr auf den Markt. Damit rangiert der Cruze derzeit beim Absatz hinter dem Kleinwagen Spark (5330 Einheiten) und dem Familien-Van Orlando (3064 Fahrzeuge) auf Platz drei in der internen Rangliste des Herstellers.
Cruze Kombi beginnt bei 15.990 Euro
Die Chancen jedenfalls, dass der Kombi der Marke in Deutschland weiteren Auftrieb verleiht, stehen nicht schlecht. Da ist zunächst einmal der Preis: der Einstieg beginnt bei attraktiven 15.990 Euro. Dafür bekommt der Kunde den 1,6-Liter-Benziner mit 124 PS in der Ausstattungsvariante LS. Doch auch ein hässliches Auto verkauft sich bekanntlich nicht allein über einen niedrigen Preis. Doch darum braucht sich der neuste Chevy keine Gedanken machen. Er sieht ausgesprochen gefällig aus, seine Proportionen sind stimmig.
So braucht er sich beispielsweise nicht hinter einem Skoda Octavia, einem Peugeot 308 SW oder auch dem Opel Astra Sports Tourer der Konzernschwester verstecken. Schon gar nicht beim Gepäckvolumen. Im Kofferraum können mindestens 500 Liter Gepäck verstaut werden. Zwar lässt sich die Rückbank im Verhältnis 60:40 umklappen, doch Netze oder Verladeschienen sucht man im Kofferraum und der Aufpreisliste vergeblich. Schade, denn damit ließe sich der Nutzwert noch weiter steigern. Auf Augenhöhe mit der Konkurrenz ist die Anmutung des Innenraums. Der wirkt wertig, von Plastikcharme vergangener Zeiten ist nichts mehr zu spüren. Wer auf den straff aber dennoch gut gepolsterten Sitzen Platz nimmt, fühlt sich wohl. Im Fond können übrigens auch zwei Erwachsene bequem sitzen. Das Cockpit ist klar strukturiert, die Bedienung der Instrumente erfolgt intuitiv.
Allessamt also gut Voraussetzung, Kunden zum Kauf zu animieren. Denn auch bei der Technik hat Chevrolet nachgelegt. Gut, auch Fahrassistenzsysteme wie beispielsweise einen Spurwechselassistenten oder einen Abstandswarner sucht man in der Aufpreisliste vergeblich. Doch das werden die Kunden verschmerzen, die sich für den Chevrolet Cruze Kombi entscheiden. Dafür gibt es neue, also modernere Motoren.
Da ist zunächst der 1.4 Liter-Turbomotor, der erstmals im Cruze Kombi zum Einsatz kommt. Der Vierzylindermotor bietet dabei eine Leistung von 140 PS und ein maximales Drehmoment von 200 Nm, das zwischen 1850 und 4900 Touren anliegt. Angesichts dieses breiten Drehzahlbandes kann man nicht nur mit dem gut abgestimmten manuellen Sechsganggetriebe recht schaltfaul unterwegs sein, sondern vor allem auch sportlich.
Gute Verbrauchswerte im 1.4er Turbo
In 9,5 Sekunden spurtet der 4,67 Meter lange Cruze auf Tempo 100, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 200 km/h erreicht. Dabei klingt der Turbobenziner zwar beim flotten Gas geben etwas laut, aber darüber kann man hinwegsehen, da das Aggregat sonst seine Sache recht gut macht. Zum sportlichen Charakter des 1.4er passt auch das straffe Fahrwerk und die direkt ansprechende Lenkung. In dieser Kombination lässt sich der Cruze Kombi durchaus sportlich bewegen. Als Verbrauch werden durchschnittlich 5,7 Liter angegeben. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 134 Gramm pro Kilometer. In der Praxis wurde dieser Wert indes verfehlt, allerdings nur knapp. Hier zeigte der Bordcomputer nach flotter Fahrweise 6,5 Liter an, ein guter Wert. Zur effizienten Fahrweise trägt übrigens auch ein gut funktionierendes Start-Stopp-System bei. Der Preis für den 1.4er Turbobenziner beginnt bei 21.945 Euro.
Es kommt auch in dem von uns ebenfalls getesteten 1.7 Liter-Diesel zum Einsatz. Das Aggregat leistet 130 PS und stellt seinem Fahrer ein maximales Drehmoment von 300 Nm zur Verfügung, das zwischen 2000 und 2500 Umdrehungen zur Verfügung steht. Mit dieser Motorisierung ist der Cruze zwar nicht mehr ganz so sportlich unterwegs wie der Turbobenziner, aber verstecken braucht er sich nicht. 10,4 Sekunden benötigt er für den Spurt auf Tempo 100 und die Spitzengeschwindigkeit wird mit 200 km/h angegeben. Doch das Beste am 1.7er ist sein Verbrauch: bei den Testfahrten rund um Köln lag er bei genau fünf Liter, damit also nur einen halben Liter über dem angegebenen Wert, wohlgemerkt bei einem Fahrzeug, das noch nicht eingefahren ist. Der 1.4er-Turbo und der 1.7er-Diesel zeigen, dass Effizienz und Sportlichkeit bei Chevrolet keine Widersprüche mehr sind. Der Diesel steht mit 23.090 Euro in der Preisliste.
Ein nettes Feature bietet Chevrolet seinen Kunden mit dem Infotainment-System MyLink. Es ermöglicht dem Kunden, sein Smartphone mit dem Fahrzeug zu verbinden und so beispielsweise seine Musik zu überspielen oder Bilder auf dem farbigen 7-Zoll großen Display anzusehen. Natürlich kann über MyLink auch telefoniert und die Navigation aufs Display gespielt werden. MyLink fungiert zudem auch als Rückfahrkamera – allein deshalb sollte man sich für das System entscheiden, denn die Sicht nach hinten ist doch eingeschränkt.
Wer übrigens glaubt, dass Chevrolet-Kunden sich für die günstigste Einstiegsversion entscheiden, der irrt. Sie schauen sehr bewusst auf die höheren Ausstattungsvarianten. „Die bieten Ihnen am Ende die höchsten Einsparpotenziale“, sagt Sprecher Rej Husetovic. Den Hersteller kann das freuen: Denn so sind auch die Deckungsbeiträge besonders hoch.