Die BMW K 1300 R flößt Respekt ein. Sie ist halt ein Big Bike. Doch wer auf ihr erst einmal die ersten Kilometer zurückgelegt hat, wird überrascht sein, wie leicht sie zu fahren ist.
Von Frank Mertens
«Wie viel PS hat die?» 173 PS! «Muss das sein?» Nein, natürlich nicht, ist aber faszinierend zu fahren. Wer auf der neuen BMW K 1300 R unterwegs ist, für den ist es nur eine Frage der Zeit, bis er bei Zwischenstopps nach der Leistung seines Gefährts gefragt wird.
Reiz der Beschleunigung
Natürlich reichen für den Alltagsgebrauch 100 PS und auch weitaus weniger aus, um Spaß auf dem Motorrad zu haben. Doch der Reiz am Motorradfahren geht für viele Biker eben von der Beschleunigung aus. Und es gibt nicht Wenige, die zu PS-Fetischisten mutieren, wenn sie einmal erlebt haben, mit viel Kraft ein solches Motorrad nach einem kleinen Dreh am Gasgriff auch noch aus dem sechsten Gang nach vorne schiebt. Es kann nur jedem geraten werden, sich gut festzuhalten.
Dabei geht es für das Gros der Fahrer gar nicht um die Höchstgeschwindigkeit, die bei der BMW weit jenseits der 200 km/h-Grenze endet. Denn Spaß sieht deutlich anders aus, als mit Tempo 250 km/h längere Zeit über die Autobahn zu rasen.
Die Vorzüge der BMW K 1300 R erfährt man vielmehr auf der Landstraße, wenn man nach einer engen Kurve heraus beschleunigt und die unbändige Kraft zu spüren bekommt, die ein Zweirad mit einem Gewicht von 243 Kilogramm nach vorne peitscht. Für den Fahrer geht es schlicht und einfach um die Reserven an Leistung, die Zwischenspurts zu einem Kinderspiel machen - und einem so ein gutes Gefühl beim Überholen geben. Unter drei Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen, sind halt eine Ansage. Wer in der Lage ist, mindestens 13.900 Euro für diese BMW zu bezahlen, ist längst dem Alter entwachsen, ein Verkehrsrowdy zu sein. Er ist vielmehr ein Genießer und gehört nicht in die Kategorie derer, die lieber die Finger von so einer Maschine lassen sollten.
Gute Sitzhaltung
Und genussvoll kann man auf der BMW unterwegs sein, selbst wenn man etwas größer ist. Die Sitzhaltung ist zwar leicht nach vorn gebeugt, aber keineswegs unbequem. Die Sitzhöhe von 82 Zentimetern ist angenehm, kann für kleinere Fahrer auch auf 79 Zentimeter reduziert werden. Die Ergonomie ist absolut stimmig, was man vor allem auf längeren Fahrten zu schätzen lernt. Etwas irritiert schaut man bei der K 1300 R indes auf die Bedienelemente.
Bislang gab es an Motorrädern aus Bayern traditionell drei Schalter, mit denen der Blinker betätigt werden musste. Doch mittlerweile hat BMW diesen merkwürdigen Alleingang aufgegeben - nunmehr wird wie bei allen anderen Bikes auch beim Abbiegen nur noch ein Schalter bedient.
Das ist nicht nur logisch, sondern sorgt auch für mehr Übersichtlichkeit. Schließlich gibt es auch so noch genügend Funktionen, die bedient sein wollen: So das optional erhältliche ABS (1080 Euro), die Automatische Stabilitätskontrolle ASC (300 Euro) oder die elektronische Fahrwerksabstimmung (740 Euro). Ein Tastendruck genügt dabei, um das Fahrwerk mit ESA den unterschiedlichen Bedürfnissen (Normal, Sport, Comfort) oder Beladungszuständen anzupassen - eine prima Sache.
Gutes Handling
Das sind nette Features, doch wie fährt sich dieses Big Bike denn nun? Ausgesprochen einfach. Bereits nach den ersten Metern ist man überrascht, wie gut das Handling der K 1300 R ist. Dank des Radstands von 1,58 Metern liegt die BMW satt auf der Straße und bietet so die besten Voraussetzungen, ihre Power auch angemessen auf den Asphalt zu bringen. Der Reihenvierzylinder sorgt dabei für eine angenehme Leistungsentfaltung. Selbst im niedrigen Drehzahlbereich lässt es sich auf der BMW im Stadtverkehr ohne nerviges Schieberuckeln unterwegs sein.
Das Sechsganggetriebe lässt sich gut bedienen, arbeitet exakt. Das Handling ist dabei eine Klasse für sich. Ein kleiner Lenkbefehl reicht, um dorthin zu fahren, wo der Fahrer die Maschine haben will. Seine Bestimmung hat die K 1300 R ohnehin abseits der Autobahn, hier spielt sie ihre vollen Stärken aus und bestätigt alle die, die sagen, dass man nie genug Power haben kann.
Schade nur, dass BMW wie immer auch für diese Maschine satte Preise aufruft. Denn wer noch das unbedingt zu empfehlende Teil-Integral ABS und ASC und ESA ordert, landet schnell bei einem Preis von locker über 15.000 Euro. Motorradfahren wird damit zu einem wahren Luxus. Aber bei BMW verfolgt man ja bekanntlich konsequent seinen Premiumanspruch.