Tüftler entwickeln neue alternative Antriebe

Druckluft statt Diesel

Das Feld der Alternativen Antriebe wächst. Neben der Druckluft versuchen französische Ingenieure, das Auto völlig autonom nur von der Natur antreiben zu lassen.

Von Thomas Geiger

Saubere und sparsamere Motoren sind eines der wichtigsten Themen der Automobilentwicklung. Doch geforscht wird nicht nur bei den großen Konzernen. Die Angst um das Klima und das Ende der Mineralölvorräte rufen auch eine Vielzahl von Tüftlern auf den Plan, deren Lösungsvorschläge jedoch oft an die Basteleien des Comic-Genies Daniel Düsentrieb erinnern.

Zweifel an Energiebilanz

Eine der unkonventionellsten Ideen ist das Druckluftauto des ehemaligen Formel-1-Technikers Guy Nègere. Einem Bericht der Zeitschrift «Technology Review» (Ausgabe 3/2008) zufolge soll es mit einer Beteiligung des indischen Tata-Konzerns bald losgehen: Im September wolle Nègeres Firma Motor Development International in Frankreich mit der Produktion eines Kleinwagens beginnen, der statt eines Tanks einen Hochdruckspeicher bekommt. Darin werden mit einem Druck von 300 Bar 90 Kubikmeter Luft gespeichert, die einen Vierzylinder-Kolbenmotor mit 800 Kubikzentimeter Hubraum antreiben sollen. Die Leistung wird mit 22 kW/30 PS angegeben.

Experten melden an diesem Konzept und der Energiebilanz erhebliche Zweifel an. So rechnet Erwin Ruppelt, leitender Projektingenieur beim Kompressoren-Hersteller Kaeser in Coburg, vor, dass eine Befüllung des Tanks einen Industriekompressor mit 65 Kilowattstunden elektrischer Leistung aus dem Stromnetz benötigen würde. «Die verbleibende Energie in der Druckluft ist dann noch ungefähr 20 Prozent, das heißt, von den 65 kWh, die man aus dem Netz zieht, bleiben nur etwa 13 kWh Leistung für den Motor übrig.»

Druckluft zur Effizienzsteigerung

Ebenfalls auf Druckluft setzt die Scuderi-Group mit Deutschlandsitz in Frankfurt/Main. Allerdings dient die Luft den Entwicklern nicht als Treibstoff, sondern zur Steigerung der Effizienz eines nahezu konventionellen Verbrennungsmotors.

Während in einem Zylinder Kraftstoff verbrannt wird, wird im anderen Luft verdichtet und dann in einem Tank am Motorblock zwischengespeichert, erläutert Vizepräsident Lutz Deyerling. Wie mit einem Turbolader oder Kompressor kann dieser Druck zur Verbesserung der Verbrennung und zur Steigerung von Leistung und Drehmoment genutzt werden.

Start frühestens 2015

Ebenfalls große Hoffnungen auf kleine Verbräuche machte auf dem Genfer Autosalon im März die französische Forschungsgemeinschaft MCE-5, die einen Verbrennungsmotor mit variablem Verdichtungsverhältnis entwickelt hat. Bei einem Hubraum von nur 1,5 Litern erreichten die Prototypen dieselbe Leistung und rund 30 Prozent mehr Drehmoment als ein konventioneller V6-Benziner mit drei Litern Hubraum, so das Unternehmen. So könne der Verbrauch eines Kleinwagens um etwa 20 Prozent gesenkt werden. Auch MCE-5 bleibt jedoch den Funktionsbeweis noch schuldig: Erst Ende dieses Jahres soll der erste Versuchswagen fahren, frühestens 2015 könne die Massenproduktion beginnen.

Während diese Konzepte alle zumindest einen Rest von Kraftstoff benötigen, propagiert der Sportwagenhersteller Venturi aus Monaco den Eclectic als erstes Fahrzeug, das völlig autonom ist. Der offene Dreisitzer fährt zwar wie ein Hybrid- oder Elektroauto mit Strom. Doch statt an der Steckdose fährt er mit Sonnen- und Windenergie. Dafür haben die Franzosen auf dem Dach des 350 Kilogramm schweren Wagens eine Solarzelle montiert, die nach Angaben des Herstellers bei schönem Wetter genügend Strom für sieben Kilometer liefert. (dpa/gms)

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