Neuer BMW 5er: Sparsam und Dynamisch

Neuer BMW 5er: Sparsam und Dynamisch
Neuer BMW 530i © Foto: Quelle: Werk

Nach der Überarbeitung ist der 5er sparsamer und bietet viele neue Technik-Goodies. Dabei ist er immer noch ein Fahrerauto – mit allen Konsequenzen.

Von Kai Kolwitz

Hohe Spritpreise hin, CO2-Debatte her: Wie macht man eigentlich niedrigen Verbrauch sexy? Vor diese Aufgabe sah sich das BMW-Marketing angesichts der Präsentation der überarbeiteten 5er-Baureihe gestellt. Denn auch wenn effizienter Umgang mit dem Treibstoff sinnvoll ist und Geld spart: Emotional packen kann man die Klientel der «Freude am Fahren»-Marke damit eher nicht. Oder?

Es galt also auf die neuen Qualitäten des Facelift-5ers hinzuweisen und gleichzeitig eine Toyota-isierung des BMW-Images zu verhindern - «Efficient Dynamics» ist das Schlagwort, das den Werbern dazu eingefallen ist. Denn während das optische Facelift des 5ers eher dezent ausgefallen ist, verbergen sich die eigentlichen Neuerungen unter dem Blech.

Neue Direkt-Einspritzer

Auch vorher schon waren die 5er in der Regel nicht als hemmungslos versoffen aufgefallen. Im Zuge des Facelifts haben die Ingenieure nun eine Fülle von konstruktiven Maßnahmen und Detaillösungen eingebracht, um den Verbrauch zu senken und gleichzeitig die Dynamik der Modelle zu steigern: Bei den Dieseln werden gewichtsparende Motor-Kurbelgehäuse aus Aluminium verwendet, alle Motoren verfügen über die jeweils neueste Generation der Direkt-Einspritzer-Technik.

Für die Benziner bedeutet das zum Beispiel die Verwendung von Piezo-Injektoren, die zwischen den Ventilen angeordnet sind und so den Kraftstoff bis zu 200 mal pro Sekunde in die unmittelbare Nähe der Zündkerze einspritzen. Das minimiert Streuverluste und ermöglicht es laut BMW, den Motor in 70 bis 80 Prozent der Betriebssituationen mit magerem Gemisch, also wenig Treibstoff zu betreiben.

Automatisch sparsamer als manuell

Neuer BMW 530i Foto: Werk

Dazu kommt viel Feintuning an den Nebenaggregaten: Kühlmittelpumpe und Servolenkung arbeiten nun elektrisch und lassen sich so der Betriebssituation gemäß steuern, während der vorher benutzte mechanische Riemenantrieb permanent Leistung kostete. Die Batterie wird nun bevorzugt in Schiebebetriebs- und Bremsphasen unter Verwendung von überschüssiger Energie geladen, Brems- und Kühlluftklappen lassen sich zur Verbesserung der Aerodynamik automatisch öffnen und schließen. Ebenfalls im überarbeiteten Fünfer: Ein neues Sechs-Gang-Automatik-Getriebe, dessen Reaktions- und Schaltzeiten gegenüber dem Vorgänger fast halbiert wurden. Zum ersten Mal konnte BMW damit für die Automatik-Versionen niedrigere Durchschnittsverbräuche angeben als für die Handschalter.

Und der Lohn der konstruktiven Mühe? Mit 7,5 Litern gibt BMW den Verbrauch des 530i an. Auf der Testfahrt durch die Lissaboner City und über portugiesische Landstraßen ließ sich dieser Wert zwar, wie gewohnt, nicht erreichen. Allerdings sind auch die vom Bordcomputer angezeigten 9,1 Liter angesichts von 272 PS Leistung und gut 1,6 Tonnen Leergewicht aller Ehren wert - zumal es anderen Fahrern reihenweise gelang, die neun Liter zu unterbieten. Was das über unseren Fahrstil aussagt? Egal.

Aber es macht nun einmal auch einfach Spaß zu erleben, wie der durchzugsstarke Reihen-Sechszylinder selbst an stärkeren Steigungen noch beeindruckend antritt, wie straff das Fahrwerk ist und wie präzise sich die schwere Limousine auf engen Landstraßen um die Ecken dirigieren lässt. Ein Fahrerauto ist der 5er definitiv geblieben

Gewöhnungsbedürftige Bedienelemente

Neuer BMW 530i Foto: Werk

Allerdings gilt das im Guten wie im weniger Guten. Denn der 5er ist nach wie vor ein Auto, den man sich erst einmal erschließen muss: Fahrer kleinerer oder älterer Modelle dürften angesichts der Fülle der gebotenen Funktionen beim ersten Einsteigen hektische rote Flecken im Gesicht bekommen - zumal dann, wenn der BMW wie der Test-530i auch noch mit allem vollgestopft ist, was die Aufpreisliste zu bieten hat: Tempomat nebst abstandsgesteuerter Stop&Go-Automatik (1850 Euro) und Spurhalte-Assistent (520 Euro) sind in einem vielfach bedienbaren Hebelchen links vom Lenkrad vereint, in dessen Funktionen man sich schon einmal verheddern kann. Der Blinker ist weiterhin zweistufig und bietet entweder dreimaliges Aufblitzen für den Autobahn-Spurwechsel oder «echtes» Blinken für ernsthaftere Lenkmanöver - großartig, wenn das nötige Feingefühl vorhanden ist, doch Grobmotoriker erwischen auch mal den entgegengesetzten Blinker beim Versuch, das System von Hand zurückzustellen.

Und das iDrive? Über den großen Dreh-Drück-Schiebe-Knopf in der Mittelkonsole, der Navigation (Aufpreis ab 1840 Euro), Bordcomputer, Klimaanlage und Entertainment steuert, ist ja schon viel geschrieben worden - und nicht umsonst betonen die BMW-Entwickler bei praktisch jeder Modellvorstellung, jetzt habe man das System aber wirklich nutzerfreundlicher gemacht. So erhielt der 5er im Zuge der Überarbeitung die aus dem X5 bekannten frei programmierbaren Favoriten-Tasten, die sich mit Telefonnummern, Radiosendern oder häufig genutzten Navigationszielen belegen lassen. Ansonsten nur so viel: Wer mit iDrive fährt, der sollte auch während der Fahrt SMS schreiben dürfen - Aufwand und Ablenkungsfaktor sind in etwa gleich.

Basisversion ab 45.000 Euro

Neuer BMW 530i Foto: Werk

Großartig dagegen das ebenfalls als Extra erhältliche Head-Up-Display. Die in die Frontscheibe eingespiegelten Tacho- und Navi-Informationen verleihen dem 5er endgültig Raumkreuzer-Anmutung und man merkt schnell, wie angenehm es ist, die Augen mehr auf der Straße lassen zu können.

Wer damit immer noch nicht genug hat, der findet in der Aufpreisliste noch Goodies wie die Sport-Automatik mit Schaltpaddeln am Lenkrad (2300 Euro), BMWs Nachtsichtsystem Nightvision (2000 Euro), Kurven- und Abbiegelicht oder einen Fernlichtassistenten, der automatisch abblendet, sobald Gegenverkehr in Sicht kommt oder man auf Vorausfahrende aufläuft (ab 2370 Euro im Paket mit Head-Up-Display und automatisch abblendendem Innenspiegel). Wer alles ordert, was an Technik geht, der treibt den Grundpreis seines 5ers (530i: 45.000 Euro, 535d: 53.500 Euro, 520d: 37.250 Euro) zwar noch einmal um einen fünfstelligen Betrag nach oben. Aber dafür hat er dann auch ein Auto, das eine Menge intelligenter Ingenieursleistung enthält - und nebenbei einiges für den Spieltrieb auf langen Autobahnetappen.

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