Leitmarkt Elektromobilität kommt nicht in Fahrt

101 Privatkunden

Bis 2020 bleibt noch viel Arbeit, um die angepeilte eine Million Elektroautos auf den Straßen fahren zu lassen. Die Käufe im Jahr 2011 wirken jedenfalls sehr ernüchternd.

Die Elektroauto-Bilanz des Jahres 2011 in Deutschland sieht einer Studie zufolge ernüchternd aus. In den ersten elf Monaten des Jahres seien gerade mal 1808 Elektroautos neu auf die Straße gebracht worden, sagte Auto-Forscher Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen am Sonntag.

Weltweit 50.000 Verkäufe

Die Bilanz werde noch nüchterner, wenn man die Elektroautos zähle, die von Privatpersonen zugelassen worden seien: «Ganze 101 Elektroautos wurden in elf Monaten von Privatkunden gekauft», sagte Dudenhöffer der dpa. Wie aus der Studie hervorgeht, dürften kaum mehr als 120 Elektroautos von Privatleuten gekauft werden. Das liegt dann sogar noch unter den Zahlen der Jahre 1996 (264 Fahrzeuge), 1997 (262 Fahrzeuge) oder 1998 (209 Fahrzeuge). In Deutschland seien 92 Prozent der wenigen Exemplare bei Autobauern, Autohändlern oder Unternehmen wie etwa Stromkonzernen neu zugelassen worden.

Weltweit kamen laut der CAR-Studie in diesem Jahr etwas mehr als 50.000 Elektroautos neu auf die Straße. An allen verkauften Pkw weltweit hat Deutschland laut der Studie einen Anteil von fünf Prozent, an den weltweit verkauften Elektroautos von drei Prozent. Laut Dudenhöffer ist der Leitmarkt Deutschland bei der Elektromobilität deutlich langsamer unterwegs als der Rest der welt. "In USA wurden in den ersten elf Monaten des Jahres nur von den beiden Elektroauto-Modellen Nissan Leaf und Chevrolet Volt 14.862 Fahrzeuge verkauft. Bis Jahresende werden nur von diesen beiden Modellen in USA dann über 16.000 Fahrzeugen neu in den Markt gekommen sein", heißt es in der Studie. "USA ist jetzt sicher nicht das Musterland für Elektroautos. Aber im Jahr 2011 werden in USA fast 10-mal so viele Elektroautos verkauft werden als in Deutschland." Die Studie kommt dann auch zu dem Schluss, dass Elektroautos außer in Werbespots in Deutschland unsichtbar bleiben.

Hohe Ziele für Deutschland

Eine der Hauptursachen sieht Dudenhöffer in den Förderprogrammen der Bundesregierung: «Es dauert sehr lange, bis Wettbewerbe definiert werden und dann Projekte genehmigt sind. So wird es von April 2011 bis Januar 2012 dauern, bis die ersten Förderskizzen für den Schaufenster-Wettbewerb für Elektromobilität eingereicht werden.»

Im November 2008 hatten die vier Bundesministerien für Umwelt, Verkehr, Wirtschaft, Forschung erklärt, Deutschland solle «Leitmarkt für Elektromobilität» werden. (AG/dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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