Markus Haupt ist bei Seat und Cupra Vorstand für Produktion und Logistik. Der Manager glaubt fest an die Mobilitätswende. Die Politik müsse aber mehr tun – in Spanien wie in Deutschland.
Spätestens seit Anfang der Woche ist im Volkswagen Konzern kaum noch etwas wie es war. Sparpläne in Milliardenhöhe machen die Runde, Gerüchte über Werksschließungen und Massenentlassungen wabern quer durch alle Standorte.
Womöglich ist Markus Haupt auch deshalb ganz froh, dass er nicht in Wolfsburg sitzt, sondern in Martorell in der Nähe von Barcelina. Der Vorstand Produktion und Logistik für Seat und Cupra glaubt, dass sie in Spanien „den richtigen Kurs gesetzt“ haben. Insofern seien die Turbulenzen zunächst mal ein VW-Thema. Allerdings räumt er ein, dass die Situation Auswirkungen auf die Branche und darüber hinaus habe. „Wir müssen was tun für den Wettbewerb.“
Dabei geht es um die Transformation – und um viel Geld. Mehr als drei Milliarden Euro steckt Seat S.A. mit Blick auf E-Mobilität in das Werk Martorell. Zusammen mit den beteiligten Partnern stehen Investitionen von zehn Milliarden in Rede. Um die 500 Arbeitsplätze sollen zusätzlich geschaffen werden. „Wir liegen im Zeitplan“, sagt Haupt. „Im kommenden Jahr wird die Vorserie starten, ab 2026 die normale Produktion – 2500 Fahrzeuge am Tag.“
Batterieproduktion direkt im Haus
Dann sollen auch Batteriepacks montiert werden. Ausschließlich für den Eigenbedarf. Täglich um die 1200 Stück – aus jeweils etwa 100 Zellen. Die kommen von der VW-Tochter Powerco aus Sagunt. Den logistischen Aufwand hält Haupt für vernachlässigbar. „Vom Transportvolumen her macht das kaum einen Unterschied.“ Entscheidend sei etwas anderes: „Es ist wichtig, den letzten Schritt der Batterieproduktion direkt im Haus zu haben.“
Spanien könnte damit zur Drehscheibe der E-Mobilität in der EU werden. Doch die Politik reagiert jenseits von knapp 360 Millionen Euro an Beihilfen eher verhalten. Zu verhalten, glaubt man beim Autobauer. Seat und Cupra Chef Wayne Griffiths trat jüngst aus Protest als Vorsitzender des spanischen Herstellerverbandes zurück. Mehr staatliches Engagement erwartet auch Haupt. „Die Regierung fordert Ziele – wir wollen aber auch deren Arbeit.“ Das könnten Förderprogramme ebenso sein wie Investitionen in Infrastruktur. Im Vergleich zum EU-Durchschnitt habe Spanien große Baustellen. „Da muss unbedingt was kommen.“ Immerhin sei Seat/Cupra der größte Hersteller von E-Autos hier. In Martorell etwa seien rund 10.000 Mitarbeiter allein in der Produktion beschäftigt, insgesamt gebe es dort 14.000 Jobs.
Den Umbau dort will der Autobauer auch zur Einsparung von CO2 nutzen. Das beginnt bei der besonders energieintensiven Lackiererei. „Wir betreiben dort den ersten reinen Elektro-Ofen im VW-Konzern“, sagt Haupt. Wegen der kompakten Bauform durchlaufen die Karossen die Wärmekammern dort jetzt quer. Hauptsache, die Hitze stammt aus Strom. „Und Sonne haben wir in Spanien ja reichlich.“
Zölle auf Dauer kein Weg
Probleme aber drohen von ganz anderer Seite. Für in China gebaute Autos hat die EU mittlerweile Strafzölle verhängt. Das betrifft auch den Cupra Tavascan, der im Reich der Mitte vom Band läuft. „Eine Verlagerung der Produktion ist aktuell nicht geplant“, sagt Haupt. Stattdessen stünden Gespräche mit der EU im Fokus. Schließlich seien Zölle kein Weg zur Steigerung der Effizienz. Immerhin sei es gelungen, den Satz auf 21,3 Prozent zu drücken.
Mit dem Modell Raval soll nun endlich die für die breite Masse bezahlbare Familie an E-Autos kommen. Dass ausgerechnet Cupra im Konzern den „Schneeräumer“ spielt, ist für Haupt eher kein Thema. Eine mögliche Erklärung hat er dennoch: „Die Plattform wurde in Wolfsburg erdacht, die vier ‚Hüte‘ stammen aus Martorell – vielleicht war das der Grund.“
Keine Rolle rückwärts
Dass es eine Rolle rückwärts beim E-Auto geben könne, glaubt Haupt trotz der allgemein schwächelnden Nachfrage nicht. „Die Wende wird kommen“, sagt er. Und all die Debatten über E-Fuels und Aufweichungen des Verbrenner-Verbots? Der Produktionsvorstand ist sicher: „In zehn Jahren spricht keiner mehr über Alternativen.“ Die Politik müsse allerdings auch in Deutschland mehr tun.
Für die Zeit des Übergangs sieht Haupt Seat/Cupra mit E-Autos, Hybriden und Verbrennern gut aufgestellt. „E-Mobilität entwickelt sich von Land zu Land unterschiedlich und ist zudem eine Frage der Kaufkraft.“ Auch auf die zunehmend instabile geopolitische Lage müsse man als Hersteller flexibel reagieren können. „Da ist ein breites Angebot besser als die Konzentration auf eine Antriebsart.“