E-Bike-Boom: Coole Pedelecs rollen an

E-Bike-Boom: Coole Pedelecs rollen an
So schaut das Heinrich von Schindelhauer aus. © Schindelhauer

E-Bikes haben im Vorjahr die Fahrrad-Branche erfreut. Der Boom setzt sich auch 2019 fort. Eine Vielzahl von Herstellern bringen interessante Pedelecs auf den Markt.

Wie schon in den Vorjahren wird in 2019 eine weiter wachsende Zahl von Pedelecs mit vollintegrierten Akkus auf den Markt kommem. Alle wichtigen Antriebshersteller von Bosch über Bafang bis Shimano haben mittlerweile entsprechende Lösungen im Portfolio.

Sie werden von mehr und mehr Fahrradherstellern in bekannte oder neue Baureihen oftmals sehenswert integriert. Entsprechend steigt auch die Auswahl schicker und hochwertig wirkender Pedelecs. Ein gutes Beispiel ist die Marke Kreidler, die lange Zeit stilistisch vor allem einfache Kost bot, doch mittlerweile mit dem Vitality Eco 20 ein technisch wie optisch anspruchsvolles E-Bike in Dienst gestellt hat.

Start-ups mit interessanten Entwürfen

Bei der Integration von Antriebskomponenten versuchen sich parallel vor allem Start-ups mit avantgardistischen Entwürfen zu profilieren. Wie etwa das Design-Pedelec der neuen deutschen Marke Geos, bei dem ein Stahlrahmen im Zentrum steht, der trotz klassischer Fahrrad-Ästhetik ein leistungsfähiges Batteriepaket integriert. Ein besonders gewagter Entwurf ist das RV01 des französischen Newcomers Stajvelo, das nicht nur mit einer Rahmenintegration von Akku und Motor, sondern außerdem noch mit Einarmführung beider Räder und in Spritzgussverfahren hergestellten Verbundwerkstoffen beeindruckt.

Ebenfalls in Frankreich erdacht und zu großen Teilen auch dort produziert wird das Coleen mit einem im ersten Augenblick antiquiert wirkenden Kreuzrahmen, in dem sich ein 529-Wh-Akku versteckt. Das voraussichtlich um 7.000 Euro teure Edel-E-Bike zeichnet sich zudem durch einen spartanischen Stil sowie viele individuelle Bauteile aus Metall und etliche hochwertige Komponenten aus.

Auch immer mehr Rennräder mit E-Antrieb

Das Focus Paralane 2 kostet zwischen 5200 und 10.500 Euro. Foto: SP-X

Zunehmend stärker elektrisiert sind auch Rennradhersteller, die trotz gewisser Widersprüchlichkeit zum Ethos der Szene in wachsender Zahl Modelle mit Motor auf den Markt bringen. Neben dem besonders kompakten und damit fast unsichtbaren Fazua-Antrieb werden mittlerweile auch Bafang oder Bosch montiert. Mit der schwäbischen Antriebslösung ist etwa das Cannondale Synapse Neo angetreten. Auch hier ist der Antrieb durchaus elegant eingebettet, doch stellt zugleich unverblümter als frühere E-Renner die Schummeltechnik zur Schau.

Die Diskussion über Sinn oder Unsinn einer E-Unterstützung hat sich bei den Mountainbikes längst erübrigt. Hier haben elektrifizierte Modelle, vor allem im gehobenen Preissegment, bereits die Vorherrschaft übernommen, wie sich an der gewaltigen Flut zunehmend raffinierterer und hochwertiger Modelle zeigt. Für einen Premium-Hersteller wie Rotwild ist nach Aussage des Marketing-Verantwortlichen Ole Wittrock das seit einigen Jahren stark gefragte E-Mountainbike „nicht mehr wegzudenken“.

Ob das elektrisch unterstützte Rennrad eine ähnlich steile Karriere bevorsteht oder eher Nischenprodukt sein wird, bleibt abzuwarten. Bei konventionell angetriebenen Rennrädern wird jedenfalls weiter an Innovationen getüftelt. Cannondale hat etwa mit der Systemsix-Familie neue Maßstäbe in puncto Luftwiderstand gesetzt. Der Hersteller bietet verschiedene Ausbaustufen an, bei denen analog zum Preis auch die Aerodynamik steigt. Wer maximal windschlüpfig fahren will, muss fünfstellig investieren.

Zahl der Antriebssysteme wächst

Das TX-E ist der puristische Vertreter der neuen E-Bike-Familie von Rabeneick. Foto: SP-X

Neben der Diversifizierung der E-Bike-Typen wächst auch die Zahl der Antriebssysteme, die sich mit zum Teil interessanten Innovationen einen Teil vom wachsenden Kuchen sichern sollen. Ein spannendes Beispiel hierfür bietet Kervelo aus Frankreich mit dem Quartz genannten 48-Volt–Antrieb, der in seinem kompakten Motorgehäuse ein 12-Gang-Planetengetriebe integriert.

Dem Pedelec-Boom kann sich kaum noch ein Fahrradhersteller entziehen. Selbst Marken, die bislang dem E-Bike die kalte Schulter zeigten, hat die große Nachfrage zum Umdenken genötigt. Unter anderem steigt 2019 die Berliner Edelschmiede Schindelhauer, die bislang ausschließlich konventionelle Räder baute, gleich mit einer ganzen E-Bike-Familie mit zum Teil recht unterschiedlichen Typen und Konzepten ein. Auch die Traditionsmarke Rabeneick hat mit der sogenannten e-series drei Modelle – ein Urban-, Sport- und Trekking-Pedelec – gänzlich neu ins Programm genommen. Sogar der Klappradspezialist Brompton will nächstes Jahr sein bereits vor Jahren angekündigtes Versprechen einer E-Variante wahr machen.

Modelle von Autobauern

Auch Peuegot bietet E-Bikes an. Foto: Peugeot

Der lukrative Markt weckt zunehmend die Aufmerksamkeit von Autoherstellern. So weitet die Zweiradsparte von Peugeot ihre E-Bike-Offensive mit neuen Trekking-, Renn- und City-Modellen deutlich aus. Sogar die Old-Economy-Ikone General Motors will 2019 ins E-Bike-Business einsteigen. Bislang gibt es ein stylisches Kompaktrad, welches am 31. Januar seinen offiziellen Namen erhalten soll. Ein konkreter Marktstarttermin wurde allerdings noch nicht genannt. Ein weiterer Autoriese, der ins Velo-Geschäft einsteigt, ist VW: 2019 soll die Produktion eines Cargo-Bikes in Hannover anlaufen, das als besonderen Clou eine bislang einmalige Kinematik bietet, die auch in Kurven das Transportgut waagerecht und stabil in Position hält.

Ohnehin Lastenräder: Auch hier dürften kommendes Jahr die Absatzzahlen weiter steigen. Laut Eurobike wurden 2017 immerhin schon 15.000 dieser meist unhandlichen Nutzfahrzeuge abgesetzt. Auch Lastenrad-Sharing-Anbieter wie etwa Donk-EE aus Köln vermelden steigende Nutzerzahlen. Ohne Motor geht freilich nichts mehr. Das hat unter anderem die noch junge Marke Muli Cycles erkannt und das e-Muli aufgelegt. Auch die E-Bike-Manufaktur bereitet ihr erstes E-Lastenrad für den baldigen Marktstart vor.

Design rückt in Mittelpunkt

Das Geos aus Berlin. Foto: SP-X

Neben mehr technischer Raffinesse, wie beim VW-Entwurf, rückt in diesem Segment auch das Design stärker in den Mittelpunkt. Eindrucksvoll zeigt sich das am Velosled des dänischen Herstellers Coh&Co, der einen besonders leichten Carbonrahmen in verblüffend schicke Form gebracht hat.

Ein anderer Entwicklungsschwerpunkt betrifft die Nutzlast, die in professionellen Anwendungsbereichen gerne hoch sein darf: Ziemlich hoch legt hier etwa das A-N.T. Heavy Duty Cargo Bike die Messlatte, das sich dank innovativem Lenksystem und fast 300 Kilogramm Zuladung als interessante Alternative zum Kleinlaster für Gewerbetreibende empfiehlt. Ähnlich belastbar ist auch das neue Tender von Urban Arrow, das ebenfalls in der 300-Kilogramm-Klasse antritt.

Podbike mit geschlossener Kabine

Dem Auto nochmals näher als Lastenräder kommen sogenannte Velomobile. Noch ist keines dieser neuen Auto-Fahrrad-Zwitter mit Pedelec-Antrieb im Markt, doch das soll sich zeitnah ändern. Unter anderem will demnächst die norwegische Firma Elpedal das Podbike anbieten, das zum Preis von rund 5500 Euro mit einer geschlossene Kabine Ganzjahresfahrer begeistern soll. Ebenfalls aus Norwegen kommt CityQ mit einem vierrädrigen und überdachten Stadtmobil mit Pedelec-Antrieb für die Kleinfamilie.

Schließlich hat auch der Deutsche Jonas Kremer angekündigt, mit dem Citkar Loadster einen Mini-Lkw mit überdachter Fahrgastkabine und Pedelec-Antrieb in den Markt zu bringen. Das Kettcar für Kleinlogistik soll gut 7.000 Euro kosten.

Mittlerweile gibt es übrigens auch den umgekehrten Fall, denn neben Pedelecs, die sich dem Auto annähern, hat sich zumindest ein Auto technisch dem E-Bike angenähert. In diesem Fall hat die holländische Firma BPO einem Audi A4 einen Pedelecantrieb eingepflanzt. Beim dem Fitcar PPV genannten Projekt ersetzt dieser die Pedale für Kupplung, Gas und Bremse. Wer strampelt, übermittelt damit über Sensortechnik den Beschleunigungswunsch. Will man schneller fahren, muss man stärker strampeln. Wie sich das Projekt weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. BPO hat angekündigt, in naher Zukunft für den umgebauten A4 Avant in Holland eine EU-Typenzulassung zu beantragen. (SP-X)

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