Die E-Mobilität erlebt momentan eine Nachfrageschwäche. Bei Cupra ist davon nichts zu spüren. Nach dem Born bieten die Spanier mit dem Tavascan ihr zweites E-Auto an. Doch wie reagieren die Kunden auf das neue Modell?
Nachfrageschwäche? „Welche Nachfrageschwäche? Die gibt es bei uns nicht“, sagte Bernhard Bauer kürzlich im Interview mit der Autogazette. Der Manager, der das Deutschlandgeschäft von Seat und Cupra verantwortet, kann in das Wehklagen vieler seiner Kollegen nicht einstimmen, die mit Blick auf die E-Mobilität gerade mit Absatzproblemen zu kämpfen haben.
Von Krisenstimmung ist bei Bauer nichts zu spüren. Im Gegenteil. „Ich spreche nicht für den Gesamtmarkt, sondern für unsere Marken: Und der Cupra Born bereitet mir viel Freude“, sagt Bauer. In den zurückliegenden Monaten, so berichtet Bauer, sei der Born im Agenturgeschäft das am meisten nachgefragte Modell gewesen. Bisher konnte Cupra seinen Kundinnen und Kunden indes nur den Born anbieten – nun kommt mit dem Tavascan das zweite Elektroauto der spanischen Performance-Marke. Im Vergleich zum Born (ab 41.450 Euro) ist der Tavascan (ab 56.210 Euro) preislich deutlich höher angesiedelt. Kann er an den Erfolg des Born anknüpfen?
Magischer Moment bei Enthüllung
Ja, glaubt Katharina Bellendorf. Zusammen mit ihrem Mann Tobias führt sie in Bottrop das Autohaus Bellendorf. Ihre Zuversicht schöpft sie mit Blick auf den Tavascan aus der Cupra Tribe Night am 6. Juli. Zu der Präsentation des neuen Tavascan in der Cupra Garage in Bottrop-Kirchhellen waren 400 Gäste gekommen, die das neue Elektro-Modell von Moderator Amiaz Habtu präsentiert bekamen.
„Es war ein magischer Moment, als wir das Tuch vom Auto gezogen haben und sich die Gäste begeistert den Tavascan angeschaut haben“, erinnerte sich Katharina Bellendorf an die Enthüllung. Die Begeisterung der Gäste rührte dabei primär gar nicht mal aus der Performance des Tavascan mit einer Leistung von 286 PS bzw. 340 PS und einer Reichweite von über 500 Kilometer, „es war vor allem das Design, von dem die Kundinnen und Kunden angetan waren“.
Dass es nun oberhalb des Born mit dem Tavascan ein weiteres E-Modell von Cupra gibt, begrüßt Katharina Bellendorf. Damit könne man den Kundinnen und Kunden endlich auch einen weiteren Stromer alternativ zum Born anbieten. Für die Verkäufer sei es indes durchaus eine Herausforderung, ein um fast 15.000 Euro teureres Modell anzubieten, es den Kundinnen und Kunden schmackhaft zu machen. An der Qualifikation der Verkäufer und einem mangelnden Bekenntnis zur E-Mobilität dürfte ein Erfolg des Tavascan im Autohaus Bellendorf nicht scheitern. Die Verkäufer sind alle selbst mit einem Born unterwegs. Auch Katharina Bellendorf fährt einen, bezeichnet sich selbst „als begeisterte Born-Fahrerin“.
Stark auf sozialen Medien vertreten
Zur Ansprache der Kundinnen und Kunden ist das Autohaus Bellendorf übrigens stark in den sozialen Medien unterwegs. „Wir bespielen neben Facebook, Instagramm, LinkedIn, Youtube auch Tiktok“, so Katharina Bellendorf. „Das hilft uns bei der Kundenansprache sehr. Über diesen Weg haben wir gerade erst ein Auto an einen Kunden nach Bochum verkauft.“ Das Autohaus Bellendorf ist auf Wachstumskurs, hat mittlerweile 70 Mitarbeitende, berichtete Katharina Bellendorf. Pro Jahr werden im Autohaus Bellendorf übrigens um die 1000 Fahrzeuge der Marken Seat und Cupra abgesetzt. Das Verhältnis zwischen beiden Marken liege dabei momentan bei 60:40 Prozent, so Katharina Bellendorf.
Doch zurück zum Tavascan. Zwei Tage nach der Präsentation fanden mit drei Modellen am 8./9. Juli auch Testfahrten statt. In der Zeit zwischen 8 Uhr und 21 Uhr waren es an beiden 67 Testfahrten, erzählte Tobias Bellendorf. Mit dieser Zahl war der Geschäftsführer des Autohauses sehr zufrieden, wie er sagte. „Wenn wir die Kundinnen und Kunden in ein Elektroauto bekommen, haben wir sie zumeist von der Elektromobilität überzeugt“, berichtete Tobias Bellendorf, der das Autohaus von seinem Vater Christoph übernommen hat. Wer einmal elektrisch gefahren ist, möchte gar nicht mehr anders fahren, sagte er. Deshalb bietet das Autohaus wo irgend möglich einen Born als Werkstatt-Ersatzwagen an, damit die Kundinnen und Kunden Erfahrungen mit der E-Mobilität sammeln können.
Viel Aufklärungsarbeit nötig
Ein Selbstläufer ist die E-Mobilität nicht, auch wenn es für Cupra mit Blick auf den Born deutlich besser läuft als bei anderen Herstellern. „Es ist viel Aufklärungsarbeit nötig“, so Katharina Bellendorf. Es gehe beispielsweise darum, die Kundinnen und Kunden davon zu überzeugen, dass ein E-Auto für den Alltag funktioniert, die Reichweite mehr als reicht – und das Laden kein Problem darstellt. Es sind Themen wie diese, die die Verkäufer im Tagesgeschäft beantworten müssen. Und wenn die Kundinnen und Kunden erst einmal mit einem E-Auto unterwegs waren, wie jetzt im neuen Tavascan, sei das die halbe Miete. „Nach den Testfahrten haben wir bereits zwei ernsthafte Interessenten“, berichtete Tobias Bellendorf. Er zeigte sich zuversichtlich, dass weitere potenzielle Käuferinnen und Käufer folgen werden.
Klar, so sagt Katharina Bellendorf, sei der Tavascan teurer als der Born, aber da 80 Prozent der Kundinnen und Kunden sich für das Leasing entscheiden, seien hier attraktive Konditionen wichtiger als der Verkaufspreis. Attraktive Konditionen glaubt man bei Cupra zu haben und bietet den Tavascan zum Start für 499 Euro monatlich ohne Anzahlung an.