Lange kam von Audi nichts, nun geht es Schlag auf Schlag. Nach dem Q6 e-tron und dem neuen A5 bringt die VW-Tochter nun den A6 e-tron.
Es herrscht bei Audi zumindest mit Blick auf Modellneuheiten drei Jahre Ruhe. Doch jetzt legen die den Ingolstädter mit Nachdruck los. Nach dem Start des Q6 e-tron und der Premiere der neuen A5-Baureihe ziehen sie den Schleier vom dieses Jahr wohl wichtigsten Neuzugang: dem A6 e-tron. Mit ihm stellen die Ingolstädter das zweite Modell auf die neue Premium Plattform Electric (PPE).
Und das bedeutet: 800-Volt-Technik, hohe Ladeströme, große Akkus und Reichweiten bis zu 750 Kilometer. Damit sind die mindestens 75.000 Euro teuren A6 Sportback und Avant auch für Viel- und Weitfahrer eine Überlegung wert und sollen den Übergang zur E-Mobilität dynamisieren.
Akku mit 94,9 kWh Kapazität
Für den langen Atem der e-tron-Modelle sind für die PPE neu entwickelte Akkus zuständig. Sie bestehen aus zwölf Modulen und liefern eine nutzbare Kapazität von 94,9 kWh. Dank eines aufwendigen Thermo-Managements sollen sie Temperaturschwankungen besser wegstecken als bisherige Stromspeicher bei Audi. Zudem lassen sie sich mit bis zu 270 kW laden – das entspricht bis zu 210 Kilometern Reichweite in zehn Minuten.
Anders ausgedrückt: In 21 Minuten lässt sich der Akku von zehn auf 80 Prozent füllen. Außerdem rekuperieren die E-Maschinen mit bis zu 220 kW. Laut Audi lassen sich rund 95 Prozent aller „normalen“ Bremsvorgänge per Rekuperation abwickeln. Mit Paddles am Lenkrad lässt sich die Verzögerungsstufe vom ungebremsten Segeln bis zum annähernden „One-Pedal-Feeling“ einstellen.
Start im kommenden Jahr
Zum Start Anfang 2025 bietet Audi zwei Antriebsversionen an. Zum einen den A6 e-tron performance als Sportback und Avant mit 367 PS und Heckantrieb. Beide beschleunigen in 5,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und werden bei 210 km/h abgeregelt, den WLTP-Verbrauch gibt der Hersteller mit 14,0 bis 17,0 kWh je 100 Kilometer an. Die Reichweiten: Sportback „über 750 Kilometer“, Avant „über 720 Kilometer“.
Ebenfalls von Beginn an am Start sind die beiden Karosserieversionen des S6 e-tron mit quattro-Antrieb und einer Systemleistung von 370 kW/503 PS. Sie brauchen 3,9 Sekunden für den Standard-Sprint und sind maximal 240 km/h schnell. Der Sportback soll mit einer Akkuladung über 670, der Avant über 640 Kilometer weit kommen. „Zu einem späteren Zeitpunkt folgen – marktspezifisch – noch weitere Modelle mit Heck- beziehungsweise quattro-Antrieb“, heißt es aus Ingolstadt. Gemeint sind damit zunächst die Basisversionen mit 286 PS, 83-kWh-Akku und Heckantrieb und die quattro-Version mit 428 PS. Und dass bei Audi auch schon munter an einer RS-Variante gebastelt wird, ist ein offenes Geheimnis.
Stimmige Proportionen
Dass die neuen Audi-Modelle so hohe Reichweiten vorweisen können, hängt auch mit dem Design zusammen. Als „dynamisch, elegant und progressiv“ bezeichnen es die Ingolstädter. Der erste Eindruck ist positiv: Die Proportionen stimmen (Länge 4,93 Meter, Radstand 2,95 Meter), der neue A6 ist trotz diverser gestalterischer Weiterentwicklungen etwa am Singleframe oder an den Lufteinlässen auf den ersten Blick als Audi zu erkennen, er wirkt modern und schreibt die Tradition der oberen Mittelklasse auf ansprechende Weise fort.
Gleichzeitig rühmen seine Mütter und Väter die ausgefeilte Aerodynamik, die beim Sportback in einem cW-Wert von 0,21 resultiert. Damit liegt er an der Spitze seines Segments im kompletten VW-Konzern. Der Avant schafft übrigens 0,24. Das Kofferraumvolumen des Sportback liegt bei 502 bis 1.330 Liter, vorne gibt es wie beim bis zu 1.422 Liter fassenden Avant einen 27-Liter-Frunk. Limousine und Kombi dürfen bis zu 2,1 Tonnen an den Haken nehmen.
Die aerodynamisch bis ins Detail optimierten Räder sind zwischen 19 und 21 Zoll groß, zehn Versionen gibt es zur Auswahl, dazu acht Außenfarben von Taifun Grey metallic bis Malpelo Blue metallic.
Lichtdesign wichtig in Entwicklung
Wie schon beim jüngst vorgestellten Audi A5 war auch das Lichtdesign ein wichtiger Punkt bei der Entwicklung des A6 e-tron. Es gibt individuell einstellbare Lichtsignaturen vorne und hinten ebenso wie die Möglichkeit, andere Verkehrsteilnehmer durch Hinweise auf den digitalen OLED-Heckleuchten vor Gefahrensituationen zu warnen.
Premiere bei Audi: Optional sind die vier Ringe am Heck direkt über dem durchgehenden Leuchtenband beleuchtet. Kein wichtiges Detail – aber ein sehr auffälliges. Auch die digitalen Außenspiegel-Kameras gibt es optional für den neuen A6, sie sind mittlerweile anklappbar. Und die Position ihrer Anzeige-Displays wurde verändert: Die Platzierung an den Türinnenseiten im Winkel von A-Säule und Türbrüstung ist gegenüber der ersten Generation eine Verbesserung. Für gelegentliche Nutzerinnen und Nutzer bleibt dieser Blick zurück trotzdem gewöhnungsbedürftig.
Intuitive Bedienung
Wenig Gewöhnungszeit dürften Audiphile beim Rest des Interieurs haben. Es folgt dem aktuellen Ziel, alle Bedien- und Anzeigeelemente auf einer digitalen Bühne rund um den Menschen am Steuer zu präsentieren. Sprich: Es gibt das leicht gebogene MMI Panoramadisplay in OLED-Technologie, das aus einem 11,9 Zoll großen Zentralinstrument und einem 14,5 Zoll großen Touchdisplay besteht.
Auf Wunsch darf auch der Beifahrer auf einem 10,9 Zoll großen Display herumtatschen. Es geht sehr nobel und wohnlich zu im A6, wie die erste Sitzprobe zeigt. Die Materialien fühlen sich so wertig an wie sie aussehen, der Bogen von den Türen über das Armaturenbrett erzeugt ein Gefühl der Geborgenheit. Dazu kommen angenehme Sitze und reichlich Platz, so wie man es in der oberen Mittelklasse eben gewöhnt ist. Wer sich für das „smarte“ Panoramadach entscheidet, kann das Wohlgefühl je nach Lust und Laune durch den nach oben offenen oder den intransparenten Blick nach oben steigern.
Mit Android-Bordsystem
Audi hat sich wie beim Q6 e-tron für das Android Automotive OS-Bordsystem entschieden, mit den dank Over-the-Air-Updates jeweils aktuellen Audi connect-Diensten und dem serienmäßigen e-tron-Routenplaner. Dazu sind Apps etwa aus den Kategorien Musik, Video, Gaming, Navigation, Parken und Laden, Wetter und Nachrichten verfügbar. Die Segnungen der Künstlichen Intelligenz kommen durch die Verbindung zu ChatGPT ins Auto.
Ganz schön schlau ist auch der neue Adaptive Fahrassistent plus. Er unterstützt beim Beschleunigen, Bremsen, Halten von Geschwindigkeit und eingestelltem Abstand sowie bei der Spurführung. Dazu nutzt er hochauflösende Kartendaten und in der Cloud berechnete Schwarmdaten anderer Fahrzeuge. Serienmäßig sind im Neuen der Parkassistent plus, eine Rückfahrkamera und die Einparkhilfe plus mit Distanzanzeige.
Preislich startet der A6 e-tron Sportback bei 75.600 Euro, der S6 e-tron bei 99.500 Euro, die Avant-Modell sind jeweils 1650 Euro teurer. Erste Bestellungen sind ab September möglich, die ersten Auslieferungen verspricht Audi für Anfang 2025. (SP-X)