Einsicht der Klimaschänder

Trend zu Kleinwagen

Einsicht der Klimaschänder
Der Toyota Prius III © Foto: Toyota

Natürlich gibt es weiter den Autokäufer, der nach immer mehr PS giert und der einen SUV als das geeignet Fortbewegungsmittel für die Stadt hält. Doch der Trend geht zu Kleinwagen, auch dank der Abwrackprämie.

Von Martin Woldt

Gefühl und Verstand beim Autokauf gehen ja nicht häufig eine Ehe ein. Nicht immer wohl, doch aber immer öfter. So ist mittlerweile jedes zweite neue Auto in Westeuropa ein Kleinwagen. Der Wert lag vor nicht allzu langer Zeit noch bei höchstens einem Drittel.

Der durchschnittlich angeschaffte Hubraum schwand in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2008 von 1706 auf 1635 Kubikzentimeter. Und auch mit weniger PS gibt sich der Europäer zufrieden. Im erwähnten Zeitraum sank die durchschnittliche Leistung der Neuwagen von 117 auf 111 PS. Ja, selbst der deutsche Autofahrer, der vermeintlich Notorischste unter den mobilen Klimaschändern, zeigt plötzlich Anzeichen von Einsicht.

Verbrauch geht zurück

Ein im ersten Quartal 2009 verkaufter Pkw benötigte im Schnitt noch 6,3 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern, 2008 noch 6,6 Liter. Zugegeben, er hat sich etwas locken lassen, denn auch hier sind es die durch die Abwrackprämie besonders günstig feil gebotenen Klein- und Kleinstwagen, die die Richtung bestimmen. Umweltschützer misstrauen diesen Anzeichen für einen Sinneswandel und fordern mehr Eindringlichkeit vom Gesetzgeber.

VW Polo Foto: VW

Die seit 2004 vorgeschriebenen Hinweise auf den Kraftstoffverbrauch eines Pkw etwa betrachtet Dietmar Oelinger, Verkehrsexperte des NABU, als lachhaft. «Die aktuelle Variante beeinflusst die Entscheidung der Autokäufer bisher kaum, da dem Käufer oft nicht klar wird, wie viel CO2 ein Neuwagen ausstößt und wie viel Sprit verbraucht wird.» Eine neue Kennzeichnung etwa nach Art moderner Haushaltsgeräte könnte «bis 2020 ganze 3,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid» einsparen helfen, hofft Oelinger.

Der ADAC, der etwas nachsichtiger mit seinen Schäfchen kommuniziert, betont hingegen das Gute, indem er 2009 «einen eindeutigen Trend zu umweltfreundlicheren Fahrzeugen» feststellt. Weil, laut seinem eigenen Umweltranking, noch nie so viele Neufahrzeuge mit vier ADAC-Umweltsternen bedacht werden konnten. Mit dem Passat 1,4 TSI Ecofuel, einem Erdgasfahrzeug, hätte sogar der erste Fünf-Sterne-General die Bühne betreten. Ausruhen könnten sich die Hersteller allerdings, lauerten doch anderswo noch Autos wie der Nissan Micra 1,5 dCi ohne Partikelfilter auf Kundenfang.

Unübersichtliche Lage

Smart Fortwo Foto: dpa

Die Lage ist durchaus unübersichtlich. Was uns veranlasst hat, mal jene aktuell erhältlichen Spitzenreiter bei den einzelnen Marken herauszusuchen, für die man seit dem 1. Juli nur noch die zwei Euro je angefangene 100 Kubikzentimeter Hubraum, aber keine sonstige Kfz-Steuer bezahlt, weil sie weniger als 120 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft blasen. Wobei der Hinweis gestattet sei, dass ein Kleinwagen mit geringem CO2-Wert und wenig Verbrauch nicht per se umweltfreundlich ist. Wer mit 60 PS auf der Autobahn stetig am Limit fährt, wird an der Tankstelle feststellen, dass man mit der selben Verbrauchsmenge durchaus auch einen Porsche Cayman ganz ordentlich um die Ecke schicken könnte.

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