Nutzer von E-Scootern sind häufig gefährlich unterwegs. Ein Unfallforscher fordert größere Räder, aber auch Altersgrenze und Führerschein.
E-Scooter liegen im Trend. Nach den jüngsten vorliegenden Zahlen waren im Jahr 2023 knapp eine Million auf deutschen Straßen unterwegs. Das Problem: Viele der Scooter-Fahrer sind jung, Tausende missachten auch das bisherige Mindestalter von 14 Jahren, fahren zu zweit und sind oft betrunken, sagt der Leiter der Björn-Steiger-Unfallforschung, Siegfried Brockmann. Dort wurde eine aktuelle Studie zum Thema vorgestellt.
Fast die Hälfte der Unfälle mit schwer verletzten oder getöteten Scooter-Fahrern ereignen sich demnach ohne Beteiligung oder Schuld eines anderen Verkehrsteilnehmers. Und bei 43 Prozent dieser Alleinunfälle war Alkohol im Spiel. Weitere 14 Prozent hatten Ursachen wie einhändiges Fahren, Ablenkung oder starkes Abbremsen.
Mindestalter von 15 Jahren
Die Studie der Stiftung basiert auf der detaillierten Auswertung der Verläufe von mehr als 10.000 Unfällen mit Scootern in zehn Bundesländern in den Jahren zwischen 2021 und 2024. Sie verzeichnet in dieser Zeit einen starken Zuwachs der Unfallzahlen von knapp 4.900 auf knapp 10.900. Dazu passen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Demnach hat sich die Zahl der E-Scooter-Unfälle allein 2024 bundesweit im Vorjahresvergleich um mehr als ein Viertel auf fast 12.000 erhöht. 27 Menschen kamen ums Leben.
Brockmann fordert ein Mindestalter von 15 Jahren für die Fahrer und technische Verbesserungen an den Rollern. Vor allem müssten die bisher üblichen Acht-Zoll-Räder durch mindestens zehn Zoll große Räder ersetzt werden, um die Stabilität zu erhöhen und Stürze etwa durch Hängenbleiben an Bordsteinen zu vermeiden, sagt der Unfallforscher. Bisher sei Scooter fahren ohne jeden Nachweis von Kenntnissen der Straßenverkehrsordnung erlaubt. Es müsse daher mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung oder ein Mopedführerschein AM verlangt werden. Brockmann fordert außerdem schärfere Polizeikontrollen auf Alkohol.
Helmpflicht nur eine Empfehlung
Immerhin rund fünf Prozent der verunglückten Scooter-Fahrer seien nach den Daten der Björn-Steiger-Stiftung unter 14 Jahre alt gewesen, hätten also gar nicht mit den Rollern fahren dürfen. Hier könne man Scooter-Verleiher verpflichten, in die Miet-Apps einen Altersnachweis einzubauen, so Brockmann. Für eine immer wieder geforderte Helmpflicht auf dem Scooter sah der Forscher aber keine ausreichende Datengrundlage – was ihn nicht davon abhalte, den Helm nachdrücklich zu empfehlen.
Die vom Bundeskabinett bereits gebilligte Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung für Scooter könnte um die Vorschläge ergänzt werden, schlug der Forscher vor. Die Verordnung sieht bereits höhere Bußgelder für das Fahren auf Gehwegen und eine Blinker-Pflicht ab 2027 vor. Die Verordnung kommt im nächsten Schritt in den Bundesrat. (dpa)
