Der Motorradmarkt schwächelt. Doch das soll 2011 mit einer Vielzahl von Neuheiten anders werden. BMW schickt beispielsweise einen Sechszylinder-Luxustourer an den Start.
Von Werner Wagner
Was haben sie nicht alles versucht, die Motorradhersteller, um 2010 die zögerlichen Kunden zum Kauf zu bewegen. Mal versuchten sie es mit Leistung ohne Ende, mal mit Easy-Rider-Reminiszenzen, zuletzt waren vor allem Sparsamkeit und Vernunft angesagt, doch der Markt der motorisierten Zweiräder darbt hierzulande weiterhin. Nun ist offenbar das Ende der Bescheidenheit gekommen: Für das kommende Jahr 2011 erwartet die Biker ein Neuheiten-Mix aus Größe, Leistung und Luxus.
BMW wieder einmal treibende Kraft
Treibende Kraft bei den Entwicklungen neuer Segmente ist wieder BMW. Zum Saisonstart schicken die Bayern die beiden bestens ausgestatteten Sechszylinder-Luxustourer K 1600 GT (118 kW/162 PS, 321 kg) und GTL (350 kg) an den Start. Preis: mindestens 20 000 Euro. Noble Hobel sind für 2011 auch von Horex (erstes Motorrad mit VR6-Motor) und Triumph (Trophy 1200) angekündigt - ob diese beiden Modelle im kommenden Jahr allerdings schon im Schaufenster stehen, ist noch nicht sicher.
Freunde der sehr sportlichen Gangart werden auch in der kommenden Saison nicht enttäuscht: Kawasaki setzt der weiß-blauen Kampfansage BMW S 1000 RR die neue, 197 kg leichte ZX-10R mit 147 kW/200 PS entgegen und will damit wieder die Krone des sportlichsten Modells von Deutschland nach Japan zurückholen. Die Auslieferung des 15 495 Euro teuren Racers wurde allerdings gerade kurzfristig verschoben, um "ein technisches Problem zu lösen".
Aprilia RSV 4 Factory für 22.500 Euro
Am oberen Limit bewegen sich auch die neue Aprilia RSV 4 Factory (132 kW/180 PS, 22 500 Euro) und die Ducati 1198 SP (125 kW/170 PS), während Suzuki turnusgemäß seine Mittelklassesportler überarbeitete und die GSX-R 600 und 750 um neun beziehungsweise acht Kilogramm erleichtert an den Start gehen lässt.
Ebenfalls das mittlere Leistungssegment bedient die MV Agusta F3 (101 kW/137 PS, rund 11 500 Euro). Triumph stellt der Daytona mit der 675R (92 kW/126 PS, 12 740 Euro) eine aufgewertete Version zur Seite und Honda führt den früheren Tourensport-Dauerbrenner CBR 600 F (75 kW/102 PS) wieder ein. Von Ducati wird eine auf 103 kW/140 PS leistungsgesteigerte 848 namens "Evo" vermeldet.
Der Trend zu gattungsüberschreitenden Modellen wird auch 2011 fortgeführt: Neben Aprilia mit der Dorsoduro 1200 (96 kW/130 PS) präsentiert Honda die Crossrunner (75 kW/120 PS). Die Japaner sind vom Erfolg überzeugt und zeigten auf den Messen im Herbst schon mal als Ergänzung des Crossover-Konzepts die rund 140 PS starke Studie des Crosstourer.
Sporttourer von Kawasaki
Auf eine große Auswahl dürfen sich auch 2011 die potenziellen Käufer der "normalen" Motorräder freuen und müssen sich obendrein nicht mit wenig Leistung zufrieden geben: Bei den Allroundern gehen die Kawasaki Z 1000 SX (102 kW/138 PS), die Aprilia Tuono V4R (119 kW/162 PS), die gleich starke Ducati Diavel sowie die Suzuki GSR 750 (78 kW/106 PS) an den Start.
Einsteiger haben in der neuen Saison die Wahl zwischen der BMW G 650 GS (35 kW/48 PS), der Triumph Tiger 800 (70 kW/95 PS) samt der etwas offroad-tauglicheren Tiger 800 XC und der mit vergrößertem Hubraum nach mehrjähriger Markt-Abstinenz wiederauferstandenen Kawasaki W 800 (35 kW/48 PS). Daneben sind vor allem die Honda CBR 250 R (20 kW/27 PS) und ihre kleine Schwester CBR 125 R (9,8 kW/13 PS) bemerkenswert, erstere ist serienmäßig mit ABS ausgestattet. Und mit der 125 Duke bietet der österreichische Hersteller KTM nach jahrelanger Abstinenz endlich wieder ein Straßenmotorrad in der Achtelliterklasse an.
Wenig Neues bei Cruisern
Vergleichsweise wenig tut sich bei den Cruisern: Harley-Davidson führt in der Softail-Baureihe die Deluxe (56 kW/76 PS, ab 19 790 Euro) wieder ein, außerdem bekommen die Sportster mit der XL 883 L Super Low (39 kW/53 PS, ab 8 295 Euro) Zuwachs. Auch Triumph war nicht untätig: Aus Hinckley kommt die Thunderbird Storm (72 kW/98 PS, 15 999 Euro), eine hubraumvergrößerte und optisch stark retuschierte Version der Thunderbird, in die Läden.
Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch sehr wenig Neues in Bezug auf alternative Antriebe vermeldet werden. Weder bei den Elektromotorrädern noch bei Bikes mit Hybridantrieb ist vor dem Saisonstart ein Modell in Sicht, das in der neuen Saison für Furore sorgen könnte. Die bislang präsentierten E-Bikes haben vor allem das Problem der geringen Reichweite der Akkus, was sie zu reinen Stadtfahrzeugen mutieren lässt, die für den sehr hohen Kaufpreis zu wenig echtes Zweirad-Feeling versprechen. (mid)