Als eigenständige Marke hat PSA Peugeot Citroen DS schon länger positioniert. Der ehemalige Citroen-Ableger will nun mit neuen Modellen die Eigenständigkeit unter Beweis stellen.
Als PSA 2010 mit dem DS3 einen Kleinwagen unter der neuen Marke DS herausbrachte, erntete dies vor allem außerhalb Frankreichs überwiegend Kopfschütteln. So sollte das neue französische Premium aussehen? Ein Fahrzeug, das wie auch die nachfolgenden Modelle DS4 und DS5 letztlich nur auf entsprechenden Citroen-Fahrzeugen basiert und seine Verwandtschaft zum Kleinwagen C3 kaum kaschieren konnte?
Gemach, hieß es dazu stets aus dem Konzern, das wird sich ändern. Und tatsächlich macht PSA ab nächstem Jahr nun endlich ernst. Mit dem DS7 Crossback kommt Anfang 2018 das erste wirklich eigenständige Modell der Marke zu den künftig bis zu 70 deutschen DS-Händlern. Das mit 4,75 Metern ähnlich lang wie ein Mercedes GLC geratene SUV soll wie alle künftigen DS-Modelle vor allem mit französischem Chic ein Gegengewicht zu den eher kühl-technischen deutschen Premium-Anbietern à la Audi, BMW und Mercedes sein, aber wohl vor allem bei Lexus oder Jaguar wildern.
Chinesischer Markt spielt große Rolle
Nun ist es keine Kleinigkeit, eine neue Premium-Marke zu installieren und ob der knapp achtjährige Vorlauf mit gepimpten Citroen-Modellen eher ein Vor- oder Nachteil war, lässt sich heute sich noch nicht abschließend beurteilen. Das Tempo zumindest wird ab nächstem Jahr deutlich erhöht. Die Franzosen wollen beginnend mit 2018 in jedem Jahr ein neues Modell auf den Markt bringen, insgesamt sechs Fahrzeuge bis 2023. So munkelt man für Anfang 2019 von einem Nachfolger für den DS3, der aber wohl eher ebenfalls als SUV ausgelegt sein könnte und somit gegen den Audi Q2 antreten würde. Und Ende 2019/Anfang 2020 steht wohl die erste Limousine auf dem Programm, die zum Beispiel als DS8 vor allem in China Käufer finden würde. Überhaupt spielt China in den Überlegungen der DS-Strategen eine wichtige Rolle, schon der DS7 Crossback wird nicht nur im französische Mühlhausen, sondern auch im chinesischen Werk Shenzen produziert.
Aufgebaut wird das derzeit noch unter dem Projektnamen X74 laufende große SUV auf der EMP2-Plattform des PSA-Konzerns. 80.000 Einheiten jährlich sind vorgesehen, davon soll rund die Hälfte in Europa und knapp 40 Prozent in Asien abgesetzt werden. Der DS7 Crossback wirkt optisch ausgesprochen hochwertig. Wie heute üblich, verwenden die Franzosen einen großen, in diesem Fall sechseckigen Kühlergrill im Diamant-Design. Auf einen besonderen Effekt setzen die Designer beim Licht. Die LED-Scheinwerfer erstrahlen beim Öffnen des Fahrzeugs zunächst in Purpur-Rot und lassen sich zudem um 180 Grad drehen. Auch die Lichtsignatur am Heck wurde sehr aufwendig gestaltet und soll einen hohen Wiedererkennungswert garantieren. Der Innenraum überzeugt mit erstklassigen Materialien und ist sauber verarbeitet, ohne es jedoch mit einem Marktführer wie Audi aufnehmen zu wollen.
DS7 Crossback greift auf Active Scan Suspension zurück
Dass der DS7 Crossback über alle gängigen Assistenzsysteme verfügt, darf beim Anspruch der Marke vorausgesetzt werden. Besonders herauszuheben ist die sogenannte Active Scan Suspension, mit der die Marke auch an die damals sensationelle hydropneumatische Federung der ursprünglichen DS von 1955 anknüpfen will. Ähnlich wie bisher nur bei der Mercedes S-Klasse beobachtet bei Active Scan eine Kamera die Straßenbeschaffenheit und leitet die Daten an einen Rechner weiter, der jedes einzelne Rad über die Stoßdämpfer an den Straßenzustand anpasst.
Bei den Motoren geht es zunächst konventioneller zu. Zum Marktstart gibt es fünf grundsätzlich bekannte Konzern-Antriebe, drei Benziner und zwei Diesel mit bis zu 230 PS Leistung. Bis auf den Basis-Benziner und den Basis-Diesel mit je rund 130 PS, die über ein manuelles Sechsgang-Getriebe geschaltete werden, sind alle Motoren serienmäßig einem Achtgang-Automatikgetriebe von Aisin verbunden.
DS7 Crossback ab 2019 mit Plugin-Hybrid-Antrieb
Der interessanteste Antrieb folgt erst 2019, eine Plug-in-Hybrid-Variante bestehend aus einem Benziner mit 147 kW/200 PS Leistung und zwei Elektroantrieben mit jeweils 80 kW/109 PS. Da einer der Motoren die Hinterachse antreibt, wird so Allradantrieb realisiert. Auch hier kommt das Achtgang-Automatikgetriebe zum Einsatz. Aus der Kombination der drei Motoren ergibt sich eine Systemleistung von 220 kW/300 PS. Die Batterie mit 12 bis 13 kWh soll rein elektrische Reichweiten von theoretisch bis zu 60 Kilometern ermöglichen. Die Ladezeit beträgt 4,5 Stunden an einer Haushaltssteckdose und 2,5 Stunden im Schnelllademodus.
Mit dem Aufbau von DS als Premium-Marke muss auch deren Positionierung im Wettbewerb festgelegt werden. Fest steht: DS wird teurer und leistungsstärker, bis zu 500 PS soll eine elektrifizierte Variante künftig leisten. Unter dem Markenslogan „The Spirit of Avantgarde“ („Der Geist der Avantgarde“) wird auf die Kernwerte Herkunft, Qualität, Service und Einzigartigkeit verwiesen.
Ob man den Anspruch „Nr. 1 in Qualität und Service“ einlösen kann, bleibt hingegen abzuwarten. Die deutschen Premiumhersteller werden hier schwer zu schlagen sein und DS positioniert sich lediglich in den Segmenten B bis D, also vom Kleinwagen bis zur Mittelklasse, es wird also keine echten Wettbewerber zu einem BMW 7er oder einem Audi A8 aus Frankreich geben. Auch preislich orientiert man sich eher am gehobenen Volumenwettbewerb á la VW - der DS 7 Crossback wird mit 130-Benziner-PS wohl bei rund 30.000 Euro starten. Zum Vergleich: Bei Mercedes gibt es den zwei Zentimeter kürzeren GLC erst mit mindestens 170-Diesel-Pferden ab rund 45.000 Euro. (SP-X)