Mega-Casting: Mit Druckguss zu größeren Bauteilen

Mega-Casting: Mit Druckguss zu größeren Bauteilen
Beim Mega-Casting werden große Bauteile im Druckgussverfahren hergestellt © Volvo

Mit gewaltigen Druckguss-Maschinen wollen Autohersteller ganze Baugruppen in einem Schritt fertigen. Das würde Zeit und Geld sparen.

Ein Auto besteht aus tausenden Einzelteilen. Und alle müssen hergestellt, gelagert, transportiert und verbunden werden. Das kostet Geld, Zeit und Energie. Das „Mega-Casting“ könnte künftig viele Ressourcen sparen – und den Autobau revolutionieren. Zumindest, wenn man Tesla und Volvo glauben will.

Druckgussverfahren sind an sich nichts Neues in der Autoproduktion: Schon seit Jahrzehnten werden einzelne Fahrwerks-, Motoren- oder Karosserieteile auf diese Weise hergestellt. Zu den größten Komponenten zählten Federbeindome und Längsträger, zu den kleinsten etwa der Mercedes-Stern. „Mega-Casting“ funktioniert genauso. Nur in sehr viel größerem Maßstab. Statt einem handtellergroßen Bauteil verlässt gleich ein halbes Pkw-Chassis die gigantische Presse.

Über 400 Tonnen schwer, 20 Meter lang, 6 Meter hoch und 6 Meter breit sind die Maschinen, die künftig in immer mehr Automobilwerke einziehen und dort ganze Armeen von Robotern ersetzen dürften. Als Pionier der Technik gilt Tesla; die Amerikaner haben erste Pressen bereits im Einsatz, wollen sie auch in ihrer neuen Fabrik in Brandenburg einsetzen.

Tesla und Volvo als Vorreiter

Neben dem E-Autobauer aus Kalifornien schwingt sich aktuell Volvo auf, zu den Vorreitern der Technologie zu werden. Ab 2025 wollen die Schweden in ihrem Stammwerk Torslanda den hinteren Teil der Bodenstruktur kommender E-Modelle als zusammenhängendes Aluminiumteil gießen. Wo bislang hundert Einzelteile verschraubt, geschweißt und geklebt werden mussten, kommt das komplette Element nun binnen 140 Sekunden aus der Presse.

Die Einsparungen im Vergleich mit klassischer Produktionsweise dürften ebenso gigantisch sein wie die Mega-Casting-Pressen. Eine große Anfangsinvestition zwar, aber langfristig viel billiger. Modellwechsel können flexibler und kostengünstiger erfolgen. Und selbst innerhalb einer Fahrzeuggeneration sind Anpassungen vergleichsweise unkompliziert machbar – etwa wenn neue Akku- oder Motor-Technologien relevant werden.

Großes Interesse auch in China

Sollten sich die theoretischen Vorzüge realisieren lassen, würde das einen immensen Wettbewerbsvorteil bedeuten – bei Kosten, Ökobilanz und Produktionsgeschwindigkeit. Neben Tesla und Volvo sind wohl längst auch andere Autohersteller dabei, ihre Werke anzupassen. Vor allem den chinesischen Unternehmen wird reges Interesse nachgesagt. Neben Italien beherbergt das Reich der Mitte die wenigen internationalen Anbieter von Mega-Casting-Pressen.

Fernziel aller Hersteller ist es, immer größere Teile im Druckguss-Verfahren herzustellen. Es könnte sogar möglich sein, einen einteiligen Unterboden zu gießen. Nur positive Aspekte hat das Verfahren allerdings auch nicht. So sind die Wandstärken der Mega-Casting-Bauteile aktuell deutlich größer als bei der klassischen Umformung mit Blechpressen. Zudem werden die Gussformen mit wachsender Bauteilgröße immer klobiger. Dass aber viel Bewegung in die Prozesse der Fahrzeugproduktion kommen wird, ist sicher. (SP-X)

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