«Diskussion um Fahrverbote erweist sich als Konjunkturprogramm»

Institut für Automobilwirtschaft

«Diskussion um Fahrverbote erweist sich als Konjunkturprogramm»
Feinstaubalarm in Stuttgart. © dpa

Drohende Fahrverbote kurbeln das Neuwagengeschäft an. Laut dem Institut für Automobilwirtschaft wird sich dabei die Zahl neu zugelassener Elektroautos mehr als verdoppeln.

Die Debatte um Fahrverbote für Diesel-Autos treibt nach Einschätzung von Experten die Verkaufszahlen bei Neuwagen weiter in die Höhe. Weil viele Autofahrer von Diesel auf Benziner umstiegen, dürften im kommenden Jahr in Deutschland mehr als 3,5 Millionen Autos verkauft werden, heißt es in einer Prognose des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) in Geislingen.

Für das laufende Jahr rechnet IFA-Chef Willi Diez mit 3,45 Millionen Fahrzeugen – das wären 2,9 Prozent mehr als 2016. Alle drei Jahre lägen damit den Angaben zufolge deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.

Mehr als 100.000 Elektrofahrzeuge in 2018

«Die Diskussion um Fahrverbote erweist sich völlig überraschend als Konjunkturprogramm für die Branche», sagte Diez. In der Prognose geht er davon aus, dass die Zahl der in Deutschland verkauften Fahrzeuge mit Elektroantrieb 2018 auf mehr als 100.000 steigt – sogenannte Plug-In-Hybride eingerechnet. Dieses Jahr sollen es bis Ende Dezember noch insgesamt 48.000 Verkäufe werden. Im Vorjahr waren es den Angaben zufolge gut 25.150 verkaufte Fahrzeuge.

In vielen deutschen Städten werden beim Ausstoß gefährlicher Stickoxide anhaltend Grenzwerte überschritten. Es drohen deshalb gerichtlich erzwungene Diesel-Fahrverbote.

Wirkungsvolle Umtauschprämien

«Viele Autofahrer sind verunsichert und wollen kein Risiko im Hinblick auf mögliche Fahrverbote eingehen und entscheiden sich daher jetzt dafür, das Fahrzeug zu wechseln», sagte Diez. Das gelte auch für gewerbliche Kunden, die Autos kaufen. Außerdem, so die Prognose, zeigten die Umtauschprämien der Hersteller Wirkung.

In die Berechnung fließen diverse Faktoren wie etwa die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts, die Arbeitslosigkeit oder auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und deren Auswirkungen auf die verschiedenen Kundengruppen ein. Die Prognose soll am Donnerstag beim «Tag der Automobilwirtschaft» in Nürtingen vorgestellt werden. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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