Bei Nutzfahrzeugen gab es bislang nur einen Antrieb: Diesel. Doch mehr und mehr setzen sich Elektro-Lkw und Wasserstoff-Transporter durch.
Für viele Branchenkenner markierte die vor drei Jahren letztmalig in Frankfurt abgehaltene Pkw-Ausgabe der IAA den endgültigen Durchbruch für das E-Auto. Auch das Nutzfahrzeug scheint nun an einem solchen Wendepunkt angelang.
Batterieelektrische Antriebe werden, das zeichnet sich auf der IAA ab, bald auch im Fernverkehr eingesetzte Lastwagen antreiben. Wie das aussehen kann, zeigt MAN mit dem eTruck. Drei bis sechs Batteriepacks mit 300 bis 500 kWh Speicherkapazität lassen sich in dem Sattelschlepper unterbringen. Außerdem eignet sich das Fahrzeug fürs Megawatt-Charging. 600 bis 800 Kilometer Reichweite verspricht MAN. In einer späteren Ausbaustufe soll der bis zu 350 kW (476 PS) starke eTruck sogar bis zu 1.000 Kilometer schaffen. Ende 2023 soll die Produktion einer Serienversion starten.
Ähnlich aufgestellt ist der e-Actros Long Haul von Daimler Trucks, der mit bis zu 600 kWh großen Akkus und im Zusammenspiel mit einem e-Trailer mit über 800 Kilometer Reichweite dienen kann. Erste Kundenfahrzeuge sind ebenfalls für 2024 geplant. Zeitlich schon etwas weiter, doch nicht ganz so reichweitenstark, ist der von Nikola und Iveco gebaute und bereits bestellbare Tre BEV mit stolzen 738 kWh und bis zu 500 Kilometer Reichweite. Mit einem 175-kW-Lader soll dieser ein Nachtanken von 10 auf 90 Prozent in unter drei Stunden erlauben. Ähnlich weit kommen auch die Baureihen XF und XF von DAF. Für die Lkw stehen zwischen 170 kW (231 PS) und 350 kW (476 PS) Motorleistung sowie Batterie-Packs für 200 und 500 Kilometer zur Wahl. Laden lassen sich die XXL-Stromer mit bis zu 325 kW Leistung.
Eine ernste Alternative zu den neuen BEV-Lösungen bleiben im Langstreckeneinsatz wasserstoffbasierte Antriebe. So wurden auf der IAA gleich mehrere Brennstoffzellen-Lkw vorgestellt. Dazu gehört auch der Nikola Tre FCEV. Dessen ebenfalls von Iveco stammende 6×2-Sattelzugmaschine soll rund 70 Kilogramm Wasserstoff mitführen können, was für 800 Kilometer reichen soll. Wie der Nikola ist auch der OHM FCEV Heavy-Duty der Firma Quantron ein Stromer mit kleinem Akku und großem H2-Tank. Mit 54 Kilogramm Wasserstoff und 400 kW (544 PS) sollen 700 Kilometer Reichweite drin sein, mit 116 Kilogramm Tankvolumen werden sogar 1.500 Kilometer versprochen. Bereits nächstes Jahr will Quantron ausliefern. Voraussichtlich 2024 will die Firma Keyou zu Wasserstoffverbrenner umgerüstete Lkw in Kundenhand übergeben.
Neben großen Lastern werden künftig auch elektrisch angetriebene Kleintransporter dank Brennstoffzellen-Technik mit kleinen Batterien große Reichweiten erlauben. So zeigt Renault H2-Tech-Versionen vom Master – Bus, Fahrgestell und Kastenwagen. Letztgenannter soll dank großzügig dimensionierter Wasserstofftanks, 30-kW-Brennstoffzelle und 33-kWh-Batterie 500 Kilometer weit fahren. 2023 sollen die ersten H2-Fahrzeuge nach Deutschland kommen. Schaeffler und Bosch zeigten auf Wasserstoff umgerüstete VW Crafter. (SP-X)