Rückenwind für Daimler-Chef Zetsche

Hauptversammlung in Berlin

Rückenwind für Daimler-Chef Zetsche
Daimler-Chef Dieter Zetsche © Daimler

Es läuft rund bei Daimler. Die Aktionäre können sich über Rekordzahlen und eine gestiegene Dividende freuen – und Konzernchef Dieter Zetsche über eine mögliche Vertragsverlängerung, wie der Aufsichtsrat in Aussicht stellte.

Von Frank Mertens

So ändern sich die Zeiten. Vor zwei Jahren wehte Daimler-Chef Dieter Zetsche noch kräftiger Gegenwind ins Gesicht. Die Arbeitnehmerseite gewährte ihm statt einer fünf- nur eine dreijährige Vertragsverlängerung und seitens der Aktionäre sah sich der Manager heftiger Kritik ausgesetzt, doch das ist Vergangenheit. Der Autobauer glänzt wieder mit Absatz- und Umsatzrekorden. So setzte die Pkw-Sparte von Mercedes-Benz allein im Vorjahr 1,65 Millionen Fahrzeuge ab, ein Zuwachs von satten 12,9 Prozent.

Kein Wunder, dass Zetsche sich bereits seit längerer Zeit ausgesprochen selbstbewusst zeigt – es läuft rund bei den Stuttgartern. Das merken auch die Aktionäre. Sie können sich über eine Dividende von 2,45 Euro je Aktie (Vorjahr 2,25 Euro) freuen. Insgesamt schüttet Daimler 2,6 Milliarden Euro an seine Anteilseigner aus. Im zurückliegenden Jahr erzielte einen Umsatz von 129,9 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 10,8 Milliarden Euro. „Unsere Wachstumsstrategie trägt sichtbar Früchte. Darauf sind wir bei Daimler gemeinsam stolz“, sagte Zetsche am Mittwoch bei der Hauptversammlung des Konzerns in Berlin. „Aber mit dem Erreichten geben wir uns nicht zufrieden“, fügte der Manager hinzu. Sein Langfristziel ist klar. Bis zum Jahr 2020 möchte er Mercedes zum weltweit erfolgreichsten Autobauer formen.

Vertragsverlängerung für Zetsche angedacht

Und wie es ausschaut, wird Zetsche auch derjenige sein, der dieses Ziel umsetzen wird. Denn der Aufsichtsrat will Zetsches am 31. Dezember 2016 auslaufen Vertrag verlängern. Wie Aufsichtsratschef Manfred Bischoff sagte, stehe eine mögliche Vertragsverlängerung zwar erst Anfang 2016 an. „Ich kann Ihnen aber mitteilen, dass es aus heutiger Sicht die Absicht des Aufsichtsrats ist, die Bestellung von Herrn Dr. Zetsche zu gegebener Zeit um weitere drei Jahre zu verlängern“, sagte Bischoff unter dem Applaus der Aktionäre. „Danke für diese Ankündigung“, lobte ein Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Dass die Strategie „Mercedes-Benz 2020“ auch aufgeht und man an BMW und Audi vorbeizieht, soll die Modelloffensive des Vorjahres auch in diesem Jahr fortgesetzt werden. So wird Mercedes in diesem Jahr gleich acht neue Modelle beziehungsweise Modellüberarbeitungen auf den Markt bringen. Dazu gehören unter anderen der CLA Shooting Brake, der GLE, der C 350 e, das GLE Coupé oder auch der Pullmann. „Wir werden in diesem Jahr fast unsere gesamte SUV-Palette erneuern“, kündigte Zetsche. Vor dem Hintergrund der mit der neuen Kompaktklassefamilie (A-, B-, CLA-, GLA-Klasse) begonnenen Neuausrichtung habe man unter allen Premiumherstellern das jüngste Produktportfolio. Mit den derzeitigen Modellen erreiche man nun auch jüngere Kunden, „die Mercedes früher nicht auf der Rechnung hatten“, sagte Zetsche.

Smart wird in China eingeführt

Weiteres Wachstum in diesem Jahr erwartet sich Zetsche vom neuen Smart Fortwo, der in der zweiten Jahreshälfte auch auf den chinesischen Markt kommen wird. China sei auf dem Weg, zum wichtigsten Markt für die Kleinwagentochter zu werden. Derzeit ist noch Deutschland mit 22.400 im Vorjahr abgesetzten Fahrzeugen, in China wurden 17.800 Autos abgesetzt. Doch in China werde man nun auch in kleinerStädte gehen, „Städte, wo aber immer noch Millionen von Menschen leben“. China biete für den Konzern insgesamt enorme Chancen, sagte Zetsche. So sei die C-Klasse für 35 Prozent der Kunden, das überhaupt erste Auto, bei der S-Klasse trifft das immerhin noch auf zehn Prozent der Käufer zu. Hier liegt für Zetsche entsprechend noch viel Absatzpotenzial. In diesem Jahr will Daimler in China „mehr als 300.000 Fahrzeuge“ absetzen, wie Zetsche sagte.

Mit Blick auf die Erreichung der strenger CO2-Grenzwerte der EU von 95 /km bis zum Jahr 2021 sieht Zetsche den Hersteller auf einem guten Weg. So sank der CO2-Ausstoß der Mercedes-Flotte von 1995 (225 g/km) bis zum Vorjahr auf 129 g/km, in 2016 soll das Ziel von 125 g/km geknackt werden. Erreicht werden soll dies unter anderem durch eine große Hybrid-Offensive. So bringt Daimler bis 2017 gleich zehn neue Plug-in-Hybride auf den Markt. „Das bedeutet, dass wir alle vier Monate ein neues Modell bringen werden“, so Zetsche. Nach dem S 500 Plug-in-Hybrid bringen die Schwaben in diesen Tagen bereits den C 350 e mit dieser Technologie.

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