Daimler rechnet mit gutem Jahr 2011

Bernhard als Nachfolger von Zetsche gehandelt

Daimler rechnet mit gutem Jahr 2011
Daimler-Chef Dieter Zetsche steht formell unter Tötungsverdacht © Daimler

Bei Daimler wird 2011 mit einem weiteren Anstieg der Verkaufszahlen gerechnet. Dieter Zetsche bekundet noch viel Freude an seinem Job als Daimler-Chef, ein potenzieller Nachfolger steht aber wohl schon in den Startlöchern.

Daimler-Chef Dieter Zetsche tritt pünktlich zum neuen Jahr seinen frischen Dreijahresvertrag an. Den Start zur steilen Erfolgsfahrt aus der Krise hat der Stuttgarter Autobauer aber bereits vor Monaten hingelegt. Premium ist wieder in. Bei den Schwaben sind 2010 so viele Pkw vom Band gerollt wie nie zuvor. Selbst wenn Daimler das bereits dreimal nach oben geschraubte Jahresziel mit einem operativen Gewinn von sieben Milliarden Euro nochmals überträfe, wäre das keine wirkliche Überraschung.

S-Klasse bringt Geld in die Kassen

Für das Image entscheidend wird für Daimler sein, wie der Markt künftig die neue kompakte A- und B-Klasse annimmt und ob die Schwaben nach langer Durststrecke den schleppenden Absatz beim Sorgenkind Smart in den Griff bekommen. Auch auf Erfolge bei der Weiterentwicklung des Elektroantriebs wird die Unternehmenszentrale in Stuttgart-Untertürkheim ein wachsames Auge haben.

Richtig Geld verdienen die Stuttgarter aber mit ihren noblen Flaggschiffen wie der S-Klasse. Außerdem spült das wieder erwachte Interesse der Kunden für schicke Extras in den Luxusschlitten Geld in die Kasse. Die Prognose für 2011 ist für den Konzern-Lenker deswegen schon heute klar: Es geht weiter aufwärts.

Schlüsselmarkt Asien

Die S-Klasse ist in Asien sehr beliebt Daimler

Wie auch bei vielen anderen Industrieunternehmen gilt bei den daimlerschen Wachstumsplänen Asien als Schlüsselmarkt. Bezeichnend ist die Einschätzung Zetsches zum künftigen Käuferprofil: "Allein in China gibt es über 120 Milliardäre und rund 670.000 Millionäre. Bis die alle S-Klasse fahren, haben wir noch etliches zu tun." In so manchem Monat verdoppelte Daimler zuletzt die Pkw-Verkäufe ins Reich der Mitte.

70 Prozent der Fahrzeuge für den chinesischen Markt will der Premiumhersteller künftig vor Ort produzieren und den Rest importieren. Bisher ist das umgekehrt. Zwei bis drei Modelle mit dem Stern will der Mercedes-Chef für diesen Plan auswählen und damit wichtige Hinweise auf die künftige Strategie des Dax-Konzerns geben.

Kooperationen willkommen

Spannend wird auf diesem vorgezeichneten Weg vor allem sein, wie viel neue Hilfe sich Zetsche von außen für seine Pläne holt. Der 57- Jährige macht keinen Hehl daraus, dass er in der Zusammenarbeit mit anderen Herstellern wie aktuell RenaultNissan große Chancen sieht. Die Gerüchte über neue Projekte mit Partnern sind bunt und vielfältig. Zuletzt hielt sich hartnäckig die Spekulation, Daimler habe Interesse an der Industriesparte von Fiat, zu der auch die Lastwagenmarke Iveco gehört.

Die entscheidende Zäsur bei Daimler könnte im Jahr 2013 kommen. Zetsche ist dann 60 Jahre alt und im achten Jahr Vorstandsvorsitzender des Autobauers. Öffentlich kokettiert der Manager zwar bereits jetzt damit, seinen Kontrakt möglicherweise nochmals zu verlängern. "Ich habe sehr viel Spaß an meinem Job; es gibt auch eigentlich keinen attraktiveren", hatte er zuletzt der Nachrichtenagentur dpa gesagt.

Designierter Kronprinz

Wolfgang Bernhard ist ein Vertrauensmann von Dieter Zetsche Daimler

Dennoch reißen die Spekulationen über seinen potenziellen Kronprinzen Wolfgang Bernhard nicht ab. Der schillernde Automanager, dem ein Ruf als harter Sanierer vorauseilt, hält sich seit seiner Rückkehr nach Stuttgart in der Öffentlichkeit betont zurück. Zetsche hatte Bernhard 2009 ins Unternehmen zurückgeholt und ihn im Frühjahr in die Führungsriege gerufen. Bernhard hatte Daimler 2004 im Streit mit Zetsches Vorgänger Jürgen Schrempp verlassen.

Zetsche nennt zwar alle fünf Vorstandsmitglieder als geeignete Kandidaten für seine Nachfolge auf der Kommandobrücke. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass ihn mit Bernhard ein starkes Band verbindet. In einem Interview sagte Zetsche kürzlich: "Wie sie wissen, sind Wolfgang und ich befreundet - wir haben großes Vertrauen zueinander."

Vorheriger ArtikelHyundai und Kia peilen sechs Millionen Autos an
Nächster ArtikelFührerschein mit 17 ein «Erfolgsmodell»
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden