Daimler: Diskurs zum autonomen Fahren anschieben

Weißbuch vorgelegt

Daimler: Diskurs zum autonomen Fahren anschieben
Mercedes ist autonom in Kalifornien unterwegs. © Daimler

Autonomes Fahren ist mehr als eine Vision. Spätestens im Jahr 2025 wird mit selbstfahrenden Autos gerechnet. Bis dahin sind aber noch eine Menge Fragen zu klären. Die Daimler und Benz Stiftung stellt dazu ein Weißbuch vor.

Technik ist das eine, die moralisch-ethische Frage das andere. Auch wenn die Autobauer und die Zulieferer die für das autonome Fahren erforderliche Technologie immer näher zur Serienreife bringen, sind Roboterautos in diesem Jahrzehnt nicht mehr zu erwarten. Schaut man beispielsweise auf die Roadmap von Continental, dann wird es vollautomatisiert fahrende Autos frühestens 2025 geben.

Doch bis dahin muss sich nicht nur die Technik weiter entwickeln, sondern es müssen vor allem auch rechtliche und moralisch-ethische Fragen geklärt werden. So wird ein selbstfahrendes Auto in Zukunft Entscheidungen treffen müssen, die im Idealfall von der Gesellschaft auch akzeptiert werden müssen.

Dilemma-Situation vermeiden

Doch wie vermeidet man eine Dilemma-Situation? Wie begegnet man Vorbehalten gegenüber Roboterautos? Wie wird das Roboterauto unsere Mobilität, das Stadtbild verändern? Will der Autofahrer die Entscheidungshoheit wirklich an eine Maschine abgegeben? Mit diesen und einer Vielzahl anderer Fragestellungen hat sich ein Kreis renommierter Wissenschaftler im Auftrag der Daimler und Benz Stiftung befasst und an diesem Dienstag in Berlin das Weißbuch ihres Förderprojektes „Villa Ladenburg – Autonomes Fahren“ vorgestellt.

Das Buch, das als (Open Access-Quelle) heruntergeladen werden kann, befasst sich schwerpunktmäßig mit der Daten- und Unfallsicherheit, der Implementierung autonomer Fahrzeuge in das Verkehrssystem und der Mensch-Maschine-Schnittstelle. Daneben bilden die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Entwicklung der Städte und die soziale Akzeptanz einen weiteren Schwerpunkt.

„Die Voraussetzungen, um autonome Fahrfunktionen auf die Straße zu bringen, gehen weit über die technische Entwicklung hinaus und umfassen auch die Klärung rechtlicher und ethischer Fragen“, sagte Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber. Mit dem nun vorgelegten Weißbuch solle der gesellschaftliche Diskurs zu diesem Zukunftsthema angeschoben werden. „Unser Ziel ist es, auch beim autonomen Fahren unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft nachhaltig und umfassend gerecht zu werden.“ Wie Weber hinzufügte, enthalte das Weißbuch Ergebnisse, die weit über das reine autonome Fahren hinausgehen würden.

Themenfeld interdisziplinär sondieren

Autonomes Fahren
Autonomes Fahren ist das Zukunftsthema der Autobranche Daimler und Benz Stiftung

Mit diesem Weißbuch will die Daimler und Benz Stiftung Vertretern der Politik, Wirtschaft, Medien und auch der Forschung eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für den gesellschaftlichen Diskurs an die Hand geben.

„Es ist unverzichtbar, das komplexe Themenfeld Autonomes Fahren interdisziplinär zu sondieren. Die Gesellschaft muss eine Vorstellung davon entwickeln können, was Technik leisten kann und was nicht“, erklärte Eckard Minx als Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Damit dieser Anspruch auch umgesetzt werden kann, wurde das seit zwei Jahren laufende Projekt mit 1,5 Millionen Euro unterstützt. Zum Kernteam der Wissenschaftler gehörten Markus Maurer (TU Braunschweig), Barbara Lenz (Humboldt Universität zu Berlin), Hermann Winner (TU Darmstadt) und J. Christian Gerdes (Stanford University) . Wie Maurer betonte, hätte es bislang noch nie eine derart breite Basis zum autonomen Fahren gegeben, um einen wissenschaftlichen Diskurs zu starten.

Auch wenn sich heutzutage einige Fragen wie beispielsweise die Dilemma-Situation eines selbstfahrenden Autos aufgrund der Technik noch gar nicht stellen würde, sei es wichtig, sich bereit heute solchen Fragen zu stellen und sie zu erörtern, stellte Weber fest. Denn derzeit bremst ein autonomes Fahrzeug einfach ab, wenn es ein Hindernis erkennt. Es unterscheidet nicht zwischen alt oder jung oder ob dort drei oder nur ein Fußgänger stehen - es hält schlicht an. Das selbstfahrende Auto wird in naher Zukunft keine ethischen Entscheidungen treffen. "Das Thema Ethik ist nicht eine Frage des Jahres 2020, aber es ist vielleicht eine im Jahr 2050", so Maurer. Deshalb müsse man jetzt hierzu in den Diskurs treten. (AG/FM)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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