Daimler will das Smart-Werk im französischen Hambach verkaufen. Damit wolle man sein weltweites Netz von Produktionsstandorten auf mehr Effizienz trimmen.
Der Konzern muss schon wegen der enormen Kosten für Digitalisierung und den Wandel der Branche zur Elektromobilität kräftig sparen. Nun komme noch die Corona-Pandemie dazu, die zu neuen Rahmenbedingungen im Markt führe – «und in diesem Zusammenhang optimieren wir unser globales Produktionsnetzwerk», sagte Vorstandschef Ola Källenius am Freitag. «Deswegen beabsichtigen wir, Gespräche über den Verkauf des Werks Hambach aufzunehmen.»
An dem Standort unweit der Grenze zu Deutschland sind 1600 Mitarbeiter beschäftigt. Dort wird bisher noch der Kleinwagen Smart gebaut, den Daimler von der nächsten Modellgeneration an zusammen mit seinem Großaktionär Geely in China produzieren will.
Hambach sollte Modelle aus EQ-Baureihe bauen
Die beiden Konzerne hatten dazu gemeinsam ein neues Unternehmen gegründet, um der Marke neuen Schwung zu geben. Hambach hätte laut früheren Ankündigungen im Gegenzug einen Kompaktwagen aus der neuen Elektro-Modellreihe EQ von Mercedes-Benz bekommen sollen.
Frankreichs mächtiger Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire reagierte am Abend besorgt auf die Ankündigung. Daimler müsse alle Optionen offen halten – dazu gehöre auch, die Fabrik zu behalten. Das Werk Hambach sei «ist ein symbolischer Standort» der deutsch-französischen Industriebeziehungen, so der Ressortchef. «Die Beschäftigten haben immer den sozialen Dialog vorgezogen, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Fabrik zu gewährleisten.»
Zukunft des Standortes sichern
Angaben zu einem Zeitplan für die Verkaufsgespräche machte Daimler nicht. «Ein wichtiges Ziel ist für uns, die Zukunft des Standortes zu sichern», sagte Forschungsvorstand Markus Schäfer. «Weitere Prämisse: Die aktuellen Smart-Modelle sollen weiter in Hambach produziert werden.» Mehr als zwei Millionen Smart-Zweisitzer sind dort bis heute vom Band gelaufen. Die viersitzigen Modelle baut Kooperationspartner Renault in seinem Werk in Slowenien.
Daimler hat derzeit, wie alle Autohersteller, mit den drastischen Folgen der Corona-Krise zu kämpfen. Der Absatz brach ein, wochenlang standen Teile der Produktion still, der Gewinn stürzte ab. Kommende Woche steht die Hauptversammlung an, zwei Wochen darauf legt der Konzern die Zahlen für das zweite Quartal vor. Der geplante Verkauf des Werks in Hambach werde darin bei der Mercedes-Benz AG mit einem negativen Sondereffekt in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe zu Buche schlagen, kündigte Daimler an. (dpa)