Tognum lehnt Angebot von Daimler und Rolls Royce ab

24 Euro pro Aktie

Tognum lehnt Angebot von Daimler und Rolls Royce ab
Motorenfertigung bei Tognum © dpa

Die geplante Übernahme von Tognum durch Daimler und Rolls Royce droht zu scheitern. Der Großdieselmotoren-Hersteller sieht den Angebotspreis als zu niedrig an.

Der Großdieselmotorenhersteller Tognum findet das Übernahmeangebot von Daimler und Rolls-Royce zu billig. Der Angebotspreis von 24 Euro je Aktie sei nicht angemessen, teilten Vorstand und Aufsichtsrat am Freitag mit. Daher werde den Tognum-Aktionären abgeraten, das Angebot anzunehmen. Seit die Übernahmepläne von Daimler und Rolls-Royce Anfang März bekannt wurden, notieren die Tognum-Papiere über dem Angebotspreis, zuletzt bei mehr als 26 Euro.

Hohe Wachstumschancen erwartet

Nach Auffassung der Führungsgremien wird der Angebotspreis besonders den in den letzten Jahren getätigten Investitionen und daraus resultierenden Wachstumschancen nicht gerecht. Tognum hat besonders viel Geld in die Verbrauchsreduzierung investiert und rechnet sich angesichts der weltweit zunehmend strenger werdenden Abgasgesetzgebungen Wettbewerbsvorteile aus.

Zudem erwartet das Unternehmen einen weiteren Aufwärtstrend nach der Krise, vor allem in Geschäftsfeldern, die erst mit Verzögerung vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren. Ferner berücksichtige der Angebotspreis, der genauso hoch ist, wie der Ausgabepreis beim Börsengang im Juli 2007, nicht den geleisteten Schuldenabbau. Bis Ende Dezember 2010 sei die Nettoverschuldung um rund 300 Millionen Euro zurückgeführt worden.

Unabhängiges Gutachten stützt Ablehnung

Vorstand und Aufsichtsrat stützen ihre ablehnende Haltung auch auf ein unabhängiges Gutachten der Deutschen Bank und des Finanzdienstleisters Lazard, die bei ihren Berechnungen ebenfalls auf einen höheren Preis kommen. Aus unternehmerischer Sicht sei die Übernahme aber sinnvoll, bekräftigte die Tognum-Führung, die selbst Aktien hält.

Bislang sind nur wenige Aktionäre auf das Übernahmeangebot eingegangen. Nur 0,03 Prozent des Aktienkapitals wurde den Bietern innerhalb der ersten Woche angeboten, wie die Interessenten am Mittwoch mitteilten. Hinzu kommt das Aktienpaket von 28,4 Prozent, das Daimler bereits hielt. Daimler hatte mehrfach betont, das Angebot nicht nachbessern zu wollen. "Wir haben Zeit", heißt es aus dem Unternehmen. Bis zum Ende der Angebotsfrist am 18. Mai müssen mehr als die Hälfte der Aktien in den Besitz der Bieter übergegangen sein, andernfalls wird das Angebot nichtig.


Gemeinsame Erklärung von Daimler und Rolls Royce

Dagegen haben Daimler und Rolls Royce in einer gemeinsamen Erklärung die Einschätzung des zu übernehmenden Unternehmens zurückgewiesen. "Die gemeinsame Offerte über 24 Euro je Aktie entspricht einem Aufschlag von 30 Prozent auf den Aktienkurs vor Bekanntwerden der Übernahmepläne", heißt es in der Erklärung, "Daimler und Rolls-Royce sind weiterhin davon überzeugt, dass das Angebot das Unternehmen vollständig und attraktiv bewertet und seinen Zukunftsperspektiven in vollem Umfang Rechnung trägt."

Zukünftiger Marktführer

Daimler und Rolls-Royce wollen Tognum zu einem weltweiten Marktführer für Industriemotoren weiterentwickeln und künftig in einem Gemeinschaftsunternehmen zu gleichen Teilen führen. Rolls-Royce bringt darin sein bei der Tochter Bergen gebündeltes Geschäft mit Gas- und Dieselmotoren mittlerer Geschwindigkeit ein. Die Bieter haben zugesagt, dass der Hauptsitz von Tognum in Friedrichshafen bleibt und dort auch weiterhin Produktion sowie Forschung und Entwicklung angesiedelt sind. Für die Arbeitsplätze sieht Daimler-Chef Dieter Zetsche in der Übernahme eher Chancen und keine Gefahr. Auch die bereits getroffene Nachfolgeregelung, nach der der Vorstandsvorsitz im Herbst von Volker Heuer auf den derzeitigen Finanzvorstand Joachim Coers übergeht, tragen die Bieter mit.

Tognum gehörte bis Ende 2005, damals unter dem Namen MTU Friedrichshafen, zum Autokonzern Daimler. Damals verkaufte der frühere Daimler-Chef Jürgen Schrempp den Spezialisten für Motoren etwa für Frachtschiffe, Yachten, Züge oder Panzer an den schwedischen Finanzinvestor EQT. Nach dem Börsengang stieg Daimler 2008 wieder bei Tognum ein. Derzeit beliefern die Schwaben Tognum mit kleineren Dieselmotoren, die in Friedrichshafen auf den Einsatz jenseits der Straße umgerüstet werden. Auf dieses Geschäft entfällt bei Tognum ein Umsatzanteil von rund zehn Prozent.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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