Daimler Future Truck: Blick in Zukunft des Fernverkehrs

Weltpremiere am IAA-Vorabend in Hannover

Daimler Future Truck: Blick in Zukunft des Fernverkehrs
Wolfgang Bernhard neben dem Future Truck 2025. © dpa

Daimler hat am Vorabend der IAA die Studie seines Future Trucks 2025 präsentiert. Der futuristische anmutende Lkw läute eine neue Ära im Fernverkehr ein, sagte Nutzfahrzeugvorstand Wolfgang Bernhard.

Von Frank Mertens

Diese Erfahrung war selbst für Wolfgang Bernhard neu. Zwar hat der Manager in seiner langen Karriere bei Fahrzeugmessen eine Vielzahl von Autos auf die Bühne gefahren, doch am Montagabend war im Hangar 14 des Hannoveraner Flughafens alles anders.

Da fuhr der Daimler-Nutzfahrzeugvorstand am Vorabend der Internationalen Automobilausstellung (IAA) den Future Truck 2025 nicht selbst, sondern er ließ sich vom Autopiloten unter dem Applaus von 500 Journalisten aus 30 Ländern autonom bis kurz vor die Tribüne fahren. "Dieser Truck zeigt die Zukunft des Transports und läutet eine neue Ära im Fernverkehr ein", sagte Bernhard. Spätestens 2025 möchte Daimler seinen futuristischen Lkw auf den Markt bringen. Möglichst auch in Europa und Deutschland. "Wir werden die ersten sein, die einen autonom fahrenden Lkw auf den Markt bringen werden", betonte der Daimler-Vorstand.

Rechtliche Rahmenbedingungen nötig

Deshalb forderte Bernhard die Politik dazu auf, die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen für das autonome Fahren zu schaffen. Nachdem im März bereits das Wiener Abkommen für den Straßenverkehr modifiziert wurde, gelte es nun, diese Regelungen auch in die nationale Gesetzgebung zu übertragen, wie der Daimler-Vorstand sagte. In anderen Ländern wie den USA gäbe es entsprechende Regelungen bereits in den Bundesstaaten Kalifornien, Nevada, Michigan und Arizona.

Wenn man den Future Truck 2025 auf die Straßen bringen wolle, müssten spätestens 2020 Tests auf den Straßen stattfinden. Bernhard betonte, dass er den Future Truck natürlich gern auch in Europa und natürlich in Deutschland einsetzen wolle. Doch letztlich werde Daimler den Future Truck dort zuerst auf den Markt bringen, wo es die Gesetzeslage als erstes erlaubt. Bernhard zeigte sich indes zuversichtlich, dass auch in Europa die Weichen dafür gestellt würden. Die Premiere des Future Trucks am 3. Juli dieses Jahres in Magdeburg habe ihn durchaus zuversichtlich gestimmt.

Autopilot fährt bis 80 km/h autonom

Daimler Future Truck 2025
Wolfgang Bernhard bei der Präsentation des Future Truck AG/Mertens

In der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts hatte ein Prototyp des Future Trucks auf einem gesperrten Teilstück der A14 gezeigt, dass er unter realen Verkehrsbedingungen dank des so genannten Highway-Piloten bis zu einer Geschwindigkeit von 80 km/h vollautonom fahren kann. Nachdem der Prototyp bei seiner Premiere auf der A14 noch verklebt war, wurde am Vorabend der IAA nun auch das optische Geheimnis des futuristischen Trucks der Schwaben gelüftet.

Dabei setzten die Designer nicht nur auf ein ausgesprochen aerodynamisch gestaltetes Führerhaus, sondern auch auf einen sehr windschnittigen Auflieger. Das soll deutlich zur Effizienzsteigerung beitragen und für eine signifikante Ersparnis der Kraftstoffkosten sorgen. Zukunftsweisend präsentiert sich insbesondere die Front des Future Trucks, bei der komplett auf Scheinwerfer verzichtet wurde. Deren Funktion wird von LED-Leuchten im Kühlergrill und den Stoßfängern übernommen. Wird der Future Truck vom Fahrer gesteuert, leuchten die LEDs in weiß, ist er autonom unterwegs, wechselt die Farbe zu blau. Seitenspiegel gibt es beim Future Truck auch nicht mehr, deren Funktion wird von Kameras übernommen, die die Bilder auf einen 12 Zoll großen Monitor im Fahrerhaus übertragen.

Lounge-Atmosphäre im Innenraum

Wolfgang Bernhard (2.v.r.)
Wolfgang Bernhard (2.v.r.) bei der Präsentation des Future Trucks AG/Mertens

Der Innenraum des Führerhauses des Future Trucks hat auch nicht mehr viel gemein mit den Lkws von heute. Die um zwei Quadratmeter größere Fahrerkabine erinnert vielmehr an eine Lounge. Der Fahrersitz lässt sich mit einem Winkel von 45 Grad weg vom Lenkrad bewegen, damit es sich der Brummi-Fahrer bequem machen kann und sich anderen Tätigkeiten als dem stundenlangen monotonen Fahren auf der Autobahn widmen kann. Statt analogen Instrumenten finden sich im Cockpit nun digitale Displays, Monitore und Tablets, mit denen der Fahrer seinen Job erledigt. Der Fahrer ist "always on", mit seiner Außenwelt vernetzt.

Damit kann er sich beispielsweise statt des Fahrens um die Suche nach dem nächsten Rastplatz kümmern Logistikaufgaben übernehmen. Dadurch ändere sich auch das Berufsbild des Lkw-Fahrers. Zwar ist der Future Truck vernetzt, wenn man es will. Doch er lässt sich auch autonom fahren, ohne dass er mit anderen Fahrzeugen oder einer Leitzentrale kommunizieren muss.

Daimler Future Truck 2025.
Der Future Truck auf der Autobahn Daimler

Ein wichtiges Feature im Future Truck ist auch der so genannte Blind Spot. Radarsensoren überwachen die Seiten des Lkws und sorgt damit davor, dass beim Abbiegen beispielsweise Radfahrer oder andere Verkehrsteilnehmer übersehen werden. "Unser Ziel ist das unfallfreie Lkw-Fahren. Mit dem Blind Spot Assist machen wir einen wichtigen Schritt in diese Richtung", betonte Bernhard. Diese Technik will Daimler in den kommenden Jahren in Serie bringen.

Das autonome Fahren ist das Zukunftsthema schlechthin in der Automobilindustrie. Im vergangenen Jahr legte eine Mercedes S-Klasse eine Strecke von über 100 Kilometern autonom zurück. Noch in diesem Jahrzehnt will Mercedes nach dem Staupiloten, der bereits in der S-, E- und C-Klasse zum Einsatz kommt, weitere teilautonome Fahrfunktionen anbieten. Gleiches trifft beispielsweise auf Audi, BMW oder Volvo zu.

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