Mercedes beschleunigt Weg in die Elektromobilität

Autobauer stellt E-Strategie vor

Mercedes beschleunigt Weg in die Elektromobilität
Der Mercedes EQS fährt bis zu 770 Kilometer elektrisch. © Daimler

Der Autobauer Daimler leitet den Abschied vom Verbrenner ein und richtet seine Zukunft rein elektrisch aus. So werden bei Mercedes-Benz ab 2025 alle neuen Fahrzeugarchitekturen rein elektrisch sein.

Wie Daimler-Chef Ola Källenius am Donnerstag mitteilte, werde Mercedes ab Ende des Jahrzehnts bereit sein, vollelektrisch zu werden. Ab diesem Zeitpunkt könnten man auf den Märkten, wo es die Marktbedingungen zulassen, nur noch Elektroautos anbieten.

Wie der Konzernchef sagte, beschleunige Mercedes mit diesem Schritt von „Electric first“ zu „Electric only“ die Transformation in eine emissionsfreie Zukunft. „Die Elektromobilität gewinnt an Fahrt – vor allem im Luxus-Segment, wo Mercedes-Benz zuhause ist. Der Wendepunkt rückt näher, und wir werden bereit sein, wenn die Märkte bis zum Ende des Jahrzehnts vollständig auf Elektroautos umstellen“, sagte Källenius,

Ab 2025 nur noch reine E-Plattformen

So wird Mercedes ab 2025 nur noch ausschließlich reine elektrische Fahrzeugplattformen anbieten und in diesem Jahr zugleich mit MB.EA (mittelgroße bis große Fahrzeuge), AMG.EA (leistungsorientierte Pkw) und Van E.A (elektrifizierten Vans und leichte Nutzfahrzeuge) drei neue Elektro-Architekturen einführen. Zugleich soll bis 2025 auch der Anteil der reinen E-Autos und Plug-in-Hybride bei den Verkäufen auf 50 Prozent steigen, wie Vertriebschefin Britta Seeger ankündigte. Das sind doppelt so viele wie in den bisherigen Planungen.

Wie die Managerin sagte, würden die Plug-in-Hybride solange noch eine Rolle im Antriebsportfolio spielen, bis sich die öffentliche Ladeinfrastruktur deutlich verbessert habe. Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur sein für den weiteren Erfolg der E-Mobilität entscheidend, wie auch Källenius sagte. Hier seien gemeinsame Anstrengungen mit der Politik nötig. Für Mercedes als Autobauer ständen indes die Produkte im Fokus, so der Daimler-Chef. Dazu wird Mercedes die Investitionen in Forschung und Entwicklung deutlich erhöhen. So seien zwischen 2022 und 2030 mehr als 40 Milliarden Euro für Investitionen in batterieelektrische Fahrzeuge vorgesehen.

Daimler-Chef Ola Källenius. Foto: Daimler

Wann es letztlich einen Abschied vom Verbrenner geben werden, könne derzeit noch niemand sagen, so Seeger. Für Europa dürfte das Ende des Verbrenners indes spätestens 2035 gekommen sein. So hat die EU-Kommission in der vergangenen Woche bei der Vorstellung des Programms „Fit for 55“ angekündigt, dass ab 2035 nur noch Null-Emissionsfahrzeuge auf den Markt kommen soll, was faktisch das Aus für den Verbrenner bedeutet. Auch Mercedes geht nach eigenen Angaben in seinen Marktszenarien davon aus, dass Elektrofahrzeuge bis Ende des Jahrzehntes den Verbrennungsmotor weitgehend abgelöst haben dürfte. Von daher sollen die Investitionen in Verbrennungsmotoren und Plug-in-Hybride von 2019 bis 2026 auch um 80 Prozent sinken.

Bau von acht Gigafabriken geplant

Mit Blick auf die für die E-Fahrzeuge benötigten Batterien wird Mercedes zusammen mit Partnern weltweit acht Gigafactorys für die Zellproduktion bauen, wie Entwicklungsvorstand Markus Schäfer ankündigte. So würden die nächsten Batteriegenerationen hochgradig standardisiert sein und für 90 Prozent aller künftigen Mercedes-Modelle geeignet sein. In Europa sollen mit Partnern Zellen und Module entwickelt werden. Auch damit solle erreicht werden, dass Europa ein Zentrum der Autoindustrie bleiben, so Schäfer.

Wie Källenius sagte, sei es bei dieser Transformation nun die Hauptaufgabe, die Kunden mit überzeugenden Produkten für die Elektrombilität zu begeistern. „Für Mercedes-Benz ist der EQS als wegweisendes Flaggschiff nur der Anfang dieser neuen Ära.“ Beim EQS handelt es sich um den elektrischen Zwilling der S-Klasse. Die Limousine weist eine Reichweite von 780 Kilometer auf.

Kritik vom BUND

Auf die neue Elektrostrategie von Daimler reagierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit Kritik. „Wer den Weg einer rein elektrischen Marke einschlägt, muss auch klarmachen, woher die dafür benötigten erneuerbaren Energien kommen. Für die Produktion und den Betrieb aller Fahrzeuge braucht es zusätzlichen erneuerbaren Strom, diesen muss die Mercedes-Benz AG naturverträglich zubauen. Der Kauf von CO2-Zertifikaten oder Rechentricks beim eingesetzten Strom wären Greenwashing und sind nicht akzeptabel“, sagte der Leiter Verkehrspolitik beim BUND, Jens Hilgenberg.

Er forderte vom Autobauer einen effizienteren Umgang mit Ressourcen. „Fahrzeuge wie die elektrische Limousine EQS mit teilweise mehr als 2,5 Tonnen Leergewicht und einer potentiellen Reichweite von 770 Kilometern sind Ressourcenfresser und haben mit einer nachhaltigen Mobilität der Zukunft nichts zu tun.“

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