Für Daimler ist es in China «besser gelaufen als gedacht»

Deutliches Wachstum

Für Daimler ist es in China «besser gelaufen als gedacht»
China-Chef Hubertus Troska © Daimler

Daimler setzt in China auf weiteres Wachstum. Das Land entwickle sich weiter positiv, sagte Daimler-China-Chef Hubertus Troska.

Der Optimismus des Autobauers Daimler für den chinesischen Markt ist ungebrochen. «Es ist noch besser gelaufen als gedacht», sagte Daimlers China-Vorstand Hubertus Troska mit Blick auf das abgelaufene Jahr am Montagabend vor Journalisten. Er sei zuversichtlich, dass es auch 2017 eine Wachstumsperspektive gebe. «Fakt ist, China entwickelt sich weiter positiv.»

Daimler hat seinen Absatz in dem Land in diesem Jahr von Januar bis Ende November um 27,9 Prozent auf 429 325 Fahrzeuge gesteigert. Damit rücken die Stuttgarter immer näher an den Erzrivalen BMW heran. Die Bayern hatten binnen Jahresfrist bis Oktober 423 330 Autos in China verkauft.

Der gesamte chinesische Markt war bis Ende Oktober um 15 Prozent gewachsen - Zahlen für November liegen noch nicht vor. Diese Wachstumsraten wage sich aber keiner jedes Jahr zu erträumen, so Troska. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet für 2017 nur noch mit einem Plus von fünf Prozent auf 24,2 Millionen Pkw.

Produktion in China lokalisieren

Die Steuererleichterungen für besonders kleine Motoren, mit deren Hilfe die chinesische Regierung die Wachstumsdelle im vergangenen Jahr auf dem Automarkt angekurbelt hatte, laufen Ende 2016 aus. Ob es eine Verlängerung dieses steuerlichen Anreizes geben wird, sei noch unklar, hieß es zuletzt beim VDA. Daimler habe aber davon ohnehin nicht besonders profitiert, so Troska.

Doch auch die monetären Anreize für Elektroautos dürften nach den Worten von Troska in den kommenden Jahren zurückgenommen werden. Trotzdem will Daimler die vor Ort produzierte Modell-Palette ausweiten: «Die Strategie ist, in China zu lokalisieren, das gilt auch für Elektrofahrzeuge», sagte Troska - ohne weitere Details zu nennen.
2019 plant Daimler das erste Modell seiner reinen Elektromarke EQ. Bislang werden in China nur E-Klasse, C-Klasse sowie die sportlichen Geländewagen GLA und GLC produziert. Zusammen mit dem chinesischen Partner BYD produzieren die Deutschen dort außerdem das E-Auto Denza.

E-Mobilität wird favorisiert

In China werde die reine Elektromobilität klar favorisiert, so Troska weiter. Daimler werde aber dort auch weiter Plug-In-Hybride bauen. In fünf Jahren, ist sich der Daimler-Vorstand sicher, werden in China das Angebot von Elektrofahrzeugen und die Infrastruktur da sein. «Dann werden wir sehen, ob dem Fisch der Wurm schmeckt», sagte er mit Blick auf das Kundeninteresse. 2015 waren in China mit 188 000 Stück drei Mal so viele E-Autos verkauft worden wie im Jahr zuvor.

Besonders hoch sei die Nachfrage in China nach Internetdiensten im Auto. Die Aktivierungsrate des sogenannten Concierge Services in der E-Klasse, mit deren Hilfe Autofahrer auf Knopfdruck über ein Call-Center Empfehlungen erhalten, liege bei 90 Prozent. Gleichzeitig sei man dabei, die Dienste chinesischer Internetriesen wie Alibaba, Tencent oder Baidu zu integrieren. «Es ist illusorisch zu glauben, man könnte den Kunden in unserer Ökosystem ziehen», sagt Troska. Der weit verbreitete Messenger-Dienst WeChat von Tencent etwa werde auch für Ortsangaben oder zum Bezahlen genutzt, was im Auto hilfreich sein könne.

China ist mit einem Anteil von knapp einem Fünftel inzwischen Daimlers wichtigster Einzelmarkt weltweit und mit verantwortlich für die gute Entwicklung der Autosparte in diesem Jahr. Weltweit steigerten die Stuttgarter ihren Absatz bis Ende November um 12,2 Prozent auf 2,023 Millionen Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz und Smart und übertrafen damit den gesamten Absatz im Vorjahr. Neben China entwickelte sich vor allem Europa robust (plus 12,8 Prozent), während das US-Geschäft schwächelte (minus 0,2 Prozent). (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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