Drei Jahre nach dem Start mit dem Logan zog Dacia den Sandero nach. Der Kleinwagen rückte mit seinen schöneren Proportionen die Ausrichtung der Marke weg vom reinen günstigen Angebot und machte sogar einige Avancen in Richtung Lifestyle.
Der Weg war vorgezeichnet. Drei Jahre nach dem Marktstart der Marke Dacia mit dem Logan und ein Jahr später mit dem Logan Kombi brachte die Renault-Tochter im Jahr 2008 den Sandero auf den Markt. Anders als die gerade in Deutschland nicht gerade hoch angesehene Karosserieform der Stufenhecklimousine, hob sich der Sandero mit seiner Form immer noch etwas ab, passte sich aber dem üblichen Bild der Kleinwagen recht gut an.
Entwickelt im brasilianischen Curitiba basierte die europäische Variante zunächst auf der Plattform des Renault Modus sowie des Nissan Micra. Zudem erhielt der Sandero das neue Logo auf den Kühlergrill und präsentierte sich im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern eher rundlich als eckig.
Viel Platz im Dacia Sandero
Im Innenraum setzte sich aber das Logan-Erbe fort. Neben der Hartplastikwüste gab es aber eben auch eine Menge Platz im Innenraum sowie einen recht großen Kofferraum mit mindestens 320 Litern. Und auch der Einstiegspreis von 7500 Euro richtete sich am Logan aus. Doch ansonsten nimmt der Sandero einen anderen Weg als der Markenprimus.
Dabei kommt der zweiten Dacia-Baureihe 2009 die so genannte Abwrackprämie zugute. Die von der Bundesregierung ausgerufene Umweltprämie mit einem Zuschuss von 2500 Euro ließ den Einstiegspreis auf gerade einmal 5000 Euro sinken. „Wir verkaufen normalerweise circa 50 Sanderos pro Tag. Diese Zahl hat sich vervielfacht“, jubelte der damalige Kommunikationsvorstand von Renault Deutschland, Reinhard Zirpel, im Interview mit der Autogazette.
Abwrackprämie begünstigt Revolution
Durch die erhöhte Nachfrage musste der Deutschland-Ableger bei den Kontinenten anderer Länder zugreifen, um die Nachfrage zu befriedigen. Frei nach dem damaligen Dacia-Werbespot „Viva la Revolution“ hieß es in der Deutschland-Zentrale in Brühl: „Regierung unterstützt Revolution“.
Einen kleinen Wermutstropfen musste dabei verdaut werden. Im Zuge der Umweltprämie legte Fiat beim Panda noch einen weiteren Bonus hinzu, sodass der Kleinwagen aus Italien mit 4990 Euro zeitweise zum günstigsten Kleinwagen in Deutschland aufstieg, unterboten nur noch vom kompakten Logan, dessen Preis bei 4800 Euro begann.
Neuer Kurs mit Dacia Sandero Stepway
Den Dacia-Verkäufen hat es nicht geschadet. Denn die Verantwortlichen legten einen neuen Kurs fest, der weg sollte vom reinen Preiswert-Image hin zum Lifestyle-Gedanken. So wurde die Stepway-Variante mit Offroad-Charme, die zunächst nur für den Markt in Südamerika gedacht war, auch über den großen Teich importiert.
Der Kleinwagen mit der markanten Dachreling machte dann auch ganz schnell in Deutschland den Unterschied mit einem Verkaufsanteil von über 60 Prozent aus. Zudem war sie der Auftakt für eine auch heute noch begehrte Variante.
Aufstieg mit St. Pauli
Doch nicht nur das Derivat wurde begründet. Der Dacia wurde in Studien oder als Sondermodell aufgelegt. Entweder als trendiger Strandbuggy mit herausnehmbaren Seitentüren oder als Sondermodell St. Pauli. Denn die Kicker des Kiezklubs von der Hamburger Reeperbahn trugen in der Fußball-Zweitliga-Saison 2009/2010 die Marke Dacia auf der Brust, mit der ihnen als Tabellenzweiter sogar der Aufstieg in die Eliteklasse des deutschen Fußballs gelang.
Auch der Aufstieg des Sandero ging damit einher. Als erstes Dacia-Modell wurde der Kleinwagen 2012 in die zweite Generation geführt. Mit der neuen Auflage hielt auch mehr Komfort Einzug. Eine neu gestaltete Instrumententafel, ein Tempopilot oder Navi mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung waren in dem auch in der Länge gewachsenen Sandero nun mit an Bord.
Dacia Sandero ohne Rasenmäherfunktion
Vier Jahre später wurde der Sandero weiter verschönert. Renault spendierte einen Dreizylinder, aus der Scenic- und Megane-Baureihe wurde eine Doppelkupplung übernommen. Und eine Rückfahrkamera im deutlich aufgewerteten Innenraum weist dem Sandero den Weg in die Parklücke.
Was neben einer Smartphone-Anbindung noch fehlt, ist die Rasenmäherfunktion, die allerdings in der Fortsetzung lustiger Werbe-Spots steht, mit denen die Marke Dacia ihr Image zwischen günstig und lifestylig positioniert. Beim Sandero, dessen Einstiegspreis im Laufe der Jahre sogar auf 6990 Euro gesunken ist, funktioniert das prächtig. Die Baureihe war im vergangenen Jahr mit 17.721 Neuzulassungen in Deutschland mit Abstand der unternehmenseigene Bestseller. Ein Erfolg, der schon zum Marktstart vor neun Jahren vorgezeichnet war. (AG/TF)