Dacia steht für bezahlbare Autos. Doch wie schaut es mit der Qualität aus? Das sieht man insbesondere bei Gebrauchtwagen wie dem Sandero.
In der zweiten Generation war der Dacia Sandero zwischen Anfang 2013 und Ende 2020 erhältlich, bei Marktstart zu Preisen ab knapp 7.000 Euro.
Auf den ersten Blick vermittelt der Sandero nicht den Eindruck eines Billigheimers. Die Formensprache des 4,06 Meter langen Steilheckmodells wirkt gefällig. Die meisten Erstkäufern waren von der Variante „Stepway“ angetan. Mit Offroad-Beplankung und höher gelegtem Fahrwerk erinnert der Fünftürer an ein Mini-SUV.
Hoher Hartplastikanteil im Innenraum
Bei der Innenraumgestaltung sieht man dem Sandero jedoch die günstigen Einstiegspreise an. Der Hartplastik-Anteil ist hoch. Es fehlen unter anderem Abdeckungen für die Schminkspiegel in den Sonnenblenden, die Hebel für die Betätigung der optionalen Fensterheber sind in der Mittelkonsole untergebracht. Die Sitze sind eher für Kurzstrecken ausgelegt. Das Platzangebot des Kleinwagens geht in Ordnung, der Kofferraum fasst 320 Liter. Klappt man die Rücksitzlehnen um, stehen bis zu 1.200 Liter Fassungsvermögen zur Verfügung.
Anfang 2017 erhielt der Fünftürer ein Facelift, unter anderem mit modifizierten Scheinwerfern mit LED-Taglicht. Einige chromfarbene Applikationen hielten Einzug in den Innenraum, und die Bedientasten für die elektrischen Fensterheber wanderten in die Türrahmen.
Auch Autogas im Angebot
Zum Marktstart standen ein 1,2-Liter-Vierzylinder mit 75 PS, der auch in einer Flüssiggas-Version (LPG) angeboten wurde, ein 0,9-Liter-Dreizylinder Turbo mit 90 PS sowie ein 1,5-Liter-Diesel mit ebenfalls 90 PS zur Wahl. Die Kraftübertragung an die Vorderräder erfolgt mittels manueller Fünfgang-Getriebe.
Der Basis-Benziner eignet sich für geduldige Fahrer. Der Spurt von 0 auf 100 km/h dauert 14,5 Sekunden. Deutlich spritziger agiert der Turbo, der 140 Nm mobilisiert und in 11,1 Sekunden auf Landstraßentempo beschleunigt. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt mit 175 km/h 11 km/h über dem Spitzentempo des 1.2ers. Der Turbo ist auch sparsamer und begnügt sich im Schnitt mit 5,2 Litern, gut einen Liter weniger als der Vierzylinder konsumiert. Weniger verbraucht der Diesel (3,5 Liter). Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigungswert entsprechen dem Niveau des Dreizylinder-Turbos.
Mit dem Facelift ersetzte Dacia den Einstiegsbenziner durch einen 73 PS starken 1,0-Liter-Dreizylinder. Mit seinen Werten (Vmax: 158 km/h), 0-100 km/h:14,2 Sekunden, Verbrauch: 5,2 Liter) unterscheidet er sich nur wenig von den Daten des Vorgängeraggregats. Eine LPG-Variante war für diesen Motor nicht im Programm. Der Turbo bekam Anfang 2020 eine stärkere Ausbaustufe mit 100 PS zur Seite gestellt, die den Kleinwagen auf Tempo 181 bringen kann. Den Verbrauch gibt Dacia mit durchschnittlich 4,6 bis 5,1 Litern an. Die Auffrischungsmaßnahmen betrafen auch den Diesel. Er leistet aufgrund der Anpassung zur Abgasnorm 95 PS.
Basisausstattung ohne Radio
Einen neuen Kleinwagen für 7.000 Euro: Man braucht nicht viel Fantasie, dass die Basisversion „Essentiel“ nicht üppig ausgestattet war. Hier gab es weder Radio, Klima oder elektrische Fensterheber. Diese ließen sich auch nicht dazubuchen, so dass die meisten Kunden gleich zu den höheren Ausstattungslinien griffen. „Ambiance“ wartete mit Zentralverriegelung samt Fernbedienung und elektrischen Fensterhebern auf. Klimaanlage und Radio waren optional erhältlich.
Die Top-Version „Lauréate“ bot Chrombesatz, Klimaanlage, elektrisch verstellbare Außenspiegel, Nebelscheinwerfer und einen höhenverstellbaren Fahrersitz. Erstbesitzer konnten noch Häkchen bei Lederpolster, Navi, Rückfahrkamera oder einer schicken Metallic-Lackierung setzen. Nicht vorhanden sind dagegen Assistenzsysteme. Beim NCAP-Crashtest erreichte der Sandero vier Sterne.
Viele Beanstandungen der Prüfer
Die TÜV-Prüfer fanden und finden bei den Hauptuntersuchungen viel zu beanstanden. Schwachpunkte sind Achsaufhängung, Beleuchtung und Bremsbauteile. Offensichtlich sparen Besitzer nicht nur beim Kauf, sondern auch bei der Wartung ihres Sandero. Probleme an der Beleuchtung und verschlissene Bremsscheiben sind bei regelmäßiger Wartung vermeidbar. Gebrauchtwageninteressenten sollten auf ein lückenloses Serviceheft achten. Im Zweifelsfalle lässt man den Gebrauchten vor Vertragsabschluss fachkundig checken.
Fazit und Markt: Optisch ansprechend und in den höheren Komfortniveaus ordentlich ausgestattet: Wer ein gut gepflegtes Modell findet, kann vergleichsweise günstig am Straßenverkehr teilnehmen. Nach Auswertung von mobile.de werden aktuell rund 1.700 Fahrzeuge auf dieser Plattform angeboten. Die Preise starten bei knapp 3.000 Euro. (SP-X)