Dacia Logan: Teure Spätfolgen

Limousine der Renault-Tochter

Dacia Logan: Teure Spätfolgen
Der Dacia Logan beschert so manches Problem im Alltag © AG/Flehmer

Mit niedrigen Preisen ist Dacia 2005 in den Markt eingestiegen. Die Sparsamkeit rächt sich dafür an älteren Modellen. Die Probleme zu umgehen, ist recht einfach.

Mit dem Dacia Logan hat Renault 2005 den Gegenentwurf zum penetranten Höher-Schneller-Weiter der europäischen Autobranche auf den Markt gebracht. Die kleine Limousine war weder Hingucker noch Spaßmobil, aber ein solides und sehr günstiges Fahrzeug für den täglichen Bedarf. Doch im Alter zeigen sich nun die Spätfolgen der Sparsamkeit.

Mittlerweile baut Dacia durchaus einigermaßen ansehnliche Autos. Für den von 2005 bis 2009 angebotenen Logan der ersten Generation gilt das aber eher nicht. Die Stufenhecklimousine stahlt außen wie innen längst vergessen geglaubten Ostblock-Charme aus. Funktional geht der Innenraum aber in Ordnung: Die Sitze sind bequem und ermöglichen eine gute Körperhaltung, die Bedienung ist einfach, die Verarbeitung solide.

Einziger Diesel als Empfehlung

Angenehm ist auch der große Kofferraum – allerdings kann die Fondlehne nicht umgeklappt, sondern nur demontiert werden. Praktischer ist der 2007 eingeführte und bis 2013 gebaute Kombi Logan MCV, der mit einem riesigen Gepäckabteil oder alternativ sieben Sitzen aufwartet.

Dass der Logan auf alter Renault-Technik basiert, zeigt sich auch beim Motorenprogramm. Drei Benziner der französischen Konzernmutter waren in Deutschland zu haben: der 1,4-Liter-Einstiegsmotor mit 55 kW/75 PS, ein 1,6-Liter-Motor mit Zweiventil-Technik und 64 kW/87 PS sowie als Vierventiler-Variante der 1,6-Liter-16V mit 77 kW/105 PS. Dazu gibt es eine LPG-Version mit 62 kW/84 PS und vereinzelt auch eine Ethanol-Variante des Top-Benziners.

Einziger Diesel ist ein 1,5-Liter-Motor mit zunächst 50 kW/68 PS, später bis zu 65 kW/88 PS. Alle Triebwerke geben sich in dem mäßig gedämmten Logan recht brummig, subjektiv am flottesten und objektiv am sparsamsten kommt man mit dem Diesel voran.

Neu statt gebraucht

Zwei Airbags, Lenkrad, Sitze – viel mehr ist im Basis-Logan nicht an Bord. Wer ein gebrauchtes Modell sucht, sollte darauf achten, dass zumindest die optionale Servolenkung dabei ist – ansonsten droht kraftaufwendige Kurbelei beim Rangieren. Extra bezahlen musste der Erstbesitzer außerdem Klimaanlage und Radio. Wer darüber hinaus etwas Komfort an Bord haben will, wählt am besten gleich die Top- Ausstattungslinien „Lauréate“ und „Prestige“ (bis 2008). Auf den Schleuderschutz ESP muss man aber auch dort verzichten. ABS hingegen ist immer an Bord, ab 2008 auch in Kombination mit einem Bremsassistenten.

Dass in einem Billigauto weder die besten Komponenten verbaut sind noch die hochwertigsten Materialien genutzt wurden, ist klar. So machte die mäßige Lackqualität den Erstbesitzern genauso Ärger wie Probleme mit Zündung, Kurbelwellengeber und leeren Batterien. Im Alter wird es bei dem Rumänen eher schlimmer als besser, im jährlichen TÜV-Report hat er ein Abo auf die hintersten Plätze. Was möglicherweise aber teilweise auch an der chronischen Sparsamkeit vieler Halter liegen könnte, die auf die ein oder andere Wartungsarbeit verzichten. Zu meckern haben die Prüfer jedenfalls in fast jeder Hinsicht: Teure Reparaturen drohen spätestens ab dem siebten Jahr etwa am Fahrwerk, wo Dämpfer, Radaufhängung und Lenkung zu den Schwachpunkten zählen. Regelmäßig beanstandet werden auch die schnell verschlissenen Bremsen und die häufig mangelhafte Auspuffanlage.

Die Lösung für die Probleme ist sehr simpel: Wer mit dem Logan sparen will, sollte ihn als Neuwagen kaufen. Günstiger Einstiegspreis und niedriger Wertverlust machen ihn im Vergleich zu Konkurrenzmodellen zum Schnäppchen. Bei gebrauchten Modellen nivelliert sich das: Der wertbeständige Dacia ist nun im Vergleich relativ teuer, die Sparsamkeit bei der Konstruktion schlägt auf die Langlebigkeit durch. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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