Dacia Duster: Große Freiheit für kleines Geld

Dacia Duster: Große Freiheit für kleines Geld
Auf Wunsch der Kunden nicht größer geworden: die dritte Generation des Dacia Duster. © Dacia

Wenig Budget und trotzdem Allrad? Der neue Dacia Duster erfüllt auch in dritter Generation den preiswerten Wunsch nach Abenteuer.

Wann, wenn nicht im November, ist man empfänglich für einen Werbespot, in dem „The Mamas and the Papas“ einmal mehr den Traum von Kalifornien so wunderbar besingen – während die Welt ringsum kalt ist und überall die Blätter welken? Die Stimmung hellt sich erst auf, als der neue Duster über die Leinwand fährt – und angesichts dessen Lackierung ist man versucht, in dem fast 60 Jahre alten Song eine neue Interpretation zu finden. Was, wenn nicht der Himmel grau wäre, sondern Grau der Himmel…

Aus Sicht von Dacia dürfte das nicht zu weit hergeholt sein. Ist der Duster doch deren Auto schlechthin. Nicht bei den Stückzahlen, da führt der Sandero – in Sachen Image jedoch prescht der kleine Offroader einsam vorneweg. Gleichsam als Markenbotschafter. In den 13 Jahren seiner Karriere hat er weltweit 2,2 Millionen Abnehmer gefunden, im vergangenen Jahr war er unter Privatkunden das meistverkaufte SUV in Europa. Nahezu im Minutentakt verlässt ein Exemplar das Werk in Pitesti – das sind rund 1000 pro Tag. Wenn das keine Erfolgsgeschichte ist.

Billig heißt zum Glück nicht: bieder

Auch Allradantrieb ist beim neuen Duster selbstverständlich wieder im Programm. Foto: Dacia

Das liegt selbstverständlich auch an der Philosophie von Renaults Billig-Tochter. Und die ist sehr präzise: Mögen die anderen nach was auch immer streben – bei Dacia zählt allein der Preis. Da wird die dritte Generation des Duster keine Ausnahme machen. Billig heißt in diesem Fall aber zum Glück nicht: bieder. Ganz im Gegenteil.

Stolz steht der Neue da: die Nase hochgereckt, die Achsen weit gespreizt, und mit schwarz beplankten Backen und fast 22 Zentimetern Luft nach unten regelrecht abenteuerlustig. Das reicht für mehr als bloß über Stöckchen und Steinchen – und für ganz neben der Spur gibt es auch wieder eine Allrad-Version. Mit Böschungswinkeln von 31° vorne und 36° hinten, fünf Fahrmodi und Bergabfahr-Assistenz. Outdoor-Optik ist eben das eine – echte Outdoor-Qualität etwas anderes.

Der vordere und hintere Unterfahrschutz sind zwar weiterhin nur angedeutet, immerhin aber durchgefärbt, so dass bei Schrammen die Originalfarbe erhalten bleibt. Sie bestehen wie die Verkleidungen für Unterboden und Radkästen sowie die senkrechten Deko-Elemente in den vorderen Türen aus „Starkle“ – einem robusten Kunststoff mit 20 Prozent Recycling-Anteil und weißen Sprenkeln im ansonsten grauschwarzen Material.

Nicht größer und sogar flacher

Auf die Fahrgäste warten gut konturierte Sitze. Foto: Dacia

Erfreulich: Anders als viele Hersteller beim Generationswechsel hat Dacia den Duster nahezu millimetergenau im ursprünglichen Format belassen. Sogar ein klein wenig flacher ist er geworden. „Wenn die Proportionen von Anfang an stimmen, sind später keine Kunstgriffe erforderlich, um den Stil zu optimieren“, sagt Dacia-Chefdesigner David Durand. Das darf man durchaus selbstbewusst nennen.

Beherrschendes Element ist die waagerecht liegende Y-Form. Sie zeigt sich vorne und hinten in der Lichtsignatur, auf den Felgen, am Gitter der Lüftungsdüsen und der Armstütze der Türverkleidung. Ebenfalls neu: Anstelle des Markennamens findet sich zentral auf dem Lenkrad jetzt das Dacia Logo.

Wie Jogger und Sandero basiert nun auch der neue Duster auf der CMF-B-Plattform. Die schafft mehr Platz im Innenraum und erlaubt ein breiteres und höheres Gepäckabteil, das unter der Kofferraumabdeckung 472 Liter fasst. Vor allem aber bildet sie die Basis für eine Elektrifizierung mit Mild- und Voll-Hybrid-Aggregaten.

Traditionell auch mit Flüssiggas-Antrieb

Die Kunststoffteile wie hier der „Schnorchel“ sind zum Teil aus Recycling-Material. Foto: Dacia

Erstmals im Duster kommt dabei ein im Miller-Zyklus arbeitender 1,2-Liter-Turbo mit 130 PS zum Einsatz, dem ein 48-Volt-Generator beim Anfahren und Beschleunigen hilfreich unter die drei Kolben greift. Kombiniert wird der Motor mit einem Sechs-Gang-Getriebe. Das Vollhybrid-Modell mit 140 PS basiert auf bewährter Renault-Technologie. Es kombiniert einen 1,6-Liter-Vierzylinder (94 PS) mit einem E-Motor (36 kW/49 PS), einem Startergenerator und einem Automatikgetriebe mit vier Fahrstufen für das Aggregat mit Kolben und zwei für das mit Wicklung.

Ansonsten gilt: Gas ist fast so gut wie Strom. Bloß billiger. Und darum wird es auch den neuen Duster als bivalentes Modell geben. Der 50 Liter fassende Flüssiggastank sitzt dabei unter dem Kofferraumboden und schmälert die Ladekapazität nicht. Zusammen mit dem ebenfalls 50 Liter großen Benzin-Vorrat kommt der LPG-Duster auf bis zu 1.300 Kilometer Aktionsradius. Per Tastendruck kann man dabei von einem Kraftstoff auf den anderen wechseln.

Geben wird es den Duster in den Ausführungen „Essential“, „Expression“ und zwei Top-Ausstattungen – „Extreme“ für Outdoor-Fans und „Journey“ für Freunde von Eleganz und Komfort. „Extreme“ und „Journey“ sollen zu ähnlichen Preisen erhältlich sein. Zu welchen genau, darüber hüllt sich Dacia noch in Schweigen. Wie man hört, sollen sie unter 20.000 Euro starten und selbst bei Vollausstattung unter 30.000 bleiben. Bereits bekannt sind die Sicherheitssysteme. An Bord sein werden Notbremsassistent, Verkehrszeichenerkennung, Geschwindigkeitswarner, Spurhalteassistent, Müdigkeitserkennung und eCall-Notruf. Mit My Safety verspricht Dacia darüber hinaus eine clevere Taste, mit der sich die bevorzugten Assistenten schnell konfigurieren lassen.

Praktisches Befestigungssystem YouClip

Wer nicht die Basisversion bestellt, bekommt ein Zehn-Zoll-Display. Foto: Dacia

Im Kommandostand sitzt es sich schick, und wer nicht die Basisversion wählt, kann sich zum digitalen 7-Zoll-Cockpit über ein Zehn-Zoll-Zentraldisplay freuen, das der besseren Lesbarkeit wegen zehn Grad dem Fahrer zugewandt ist. Dort finden sich fürs Gelände wichtige Infos wie Seitenneigung, Steigung und Gefälle sowie bei 4×4-Modellen die aktuelle Kraftverteilung. Pfiffige Kleinigkeit: Mit YouClip präsentiert Dacia ein einfaches und praktisches System, mit dem sich Zubehörteile wie Smartphone-Klammer, Becherhalter, Taschenhaken oder LED-Leuchte an bestimmten Stellen im Innenraum befestigen lassen.

Geblieben ist dort die Strapazierfähigkeit – in der Ausstattung „Extreme“ gibt es sogar abwaschbare MicroCloud-Polster. Auf Leder und Zierchrom verzichtet Dacia bei allen Modellen aus Gründen des Umweltschutzes, und um Papier zu sparen, gibt’s nur ein dünnes Benutzerhandbuch. Die vollständige Version ist über die App My Dacia verfügbar.

Wie schon für den Jogger ist das Paket „Sleep Pack“ auch für den neuen Duster erhältlich. Es handelt sich um eine herausnehmbare 3-in-1-Klappbox, die sich in weniger als zwei Minuten zum Doppelbett (1,90 Meter lang und bis zu 1,30 Meter breit) samt Ablagetisch und Stauraum wandelt. Wer noch mehr Ausrüstung in die Natur bringen möchte – ein pfiffiger Dachträger mit bis zu 80 Kilo Traglast ist ebenfalls im Programm. Fehlt nur noch ein bisschen „California Dreamin’”…

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