Die Mehrheit der Berufskraftfahrer sieht durch eine starke Vernetzung die eigene Freiheit gefährdet. Der Wunsch nach automatisiertem Fahren ist daher gering, der Wunsch nach mehr Assistenzsystemen hoch.
Die Freiheit und Unabhängigkeit „auf dem Bock“ gilt für 75 Prozent aller Berufskraftfahrer immer noch als Lebensgefühl schlechthin. Laut der „Continental-Mobilitätsstudie 2016 – der vernetzte Truck" haben drei Viertel Spaß an ihrem Beruf, lediglich 15 Prozent haben den Beruf aus Mangel an Alternativen gewählt. Das Freiheitsgefühl sehen die Trucker durch die stärkere Vernetzung in Gefahr. 67 Prozent würden ungern Einschränkungen ihrer Freiheit in Kauf nehmen – auch nicht für höhere Sicherheit durch Technik, so die Studie. Entsprechend niedrig ist der Wunsch nach Automatisiertem Fahren, 55 Prozent möchten selbst das Steuer in der Hand halten. 72 Prozent der Fahrer mit über 30 Jahren Berufserfahrung wünschen sich jedoch mehr Assistenzsysteme, teilte der Zulieferer aus Hannover mit.
Für Conti ist es bereits die vierte Mobilitätsstudie. Für die vierte Auflage befragte das Markt- und Sozialforschungsinstitut infas Logistiker, Spediteure, Flottenbetreiber sowie Fernfahrer in Deutschland und China. Vor allem die Herausforderungen durch Digitalisierung und Vernetzung standen dabei im Blickpunkt.
Neue Herausforderungen für die Trucker
Unterschiedlich wurden die Chancen beim automatisierten Fahren eingeschätzt. Während in Deutschland lediglich 28 Prozent der befragten Logistik-Experten trotz Kosten- und Wettbewerbsdruck dem automatisierten Fahren eine Chance geben, sind es in China 47 Prozent.
Nicht nur die Fahrer sehen sich dabei mit steigenden Anforderungen konfrontiert. Mehr als 90 Prozent der Fahrer erwarten laut Studie künftig große Herausforderungen in Sachen beruflicher Qualifikation, so die Studie. Anstatt selbst zu fahren, übernimmt der Fahrer zunehmend Logistikplanung sowie Warenkontroll-, Koordinierungs- und Dispositionsaufgaben, während der Lkw selbstständig die Fahrt durch den Verkehr regelt.
Wichtige menschliche Komponente
Zugleich wird die menschliche Komponente immer wichtiger, da der Berufskraftfahrer im Lieferverkehr oft den einzigen menschlichen Kontakt darstellt und somit eine Visitenkarte des jeweiligen Unternehmens bei der Belieferung des Kunden abgibt. „Logistik hat auch ein menschliches Gesicht, daher investieren wir in Training, nicht nur Training technischer Fähigkeiten, sondern auch das Verhaltenstraining, das sehen wir als eine Zukunftsaufgabe“, sagt ein Logistik-Fachmann in der Studie.
Zugleich wird in der Studie eine Verbesserung des Berufsalltags gefordert, um das Cockpit als Arbeitsplatz attraktiver zu gestalten. Auch müssten die Fahrer fortgebildet werden. Gut ausgebildete Fahrer hätten in dem harten Wettbewerb aber zugleich höhere Erfolgschancen. Denn gut ausgebildete Fahrer werden seit Jahren gesucht. „Es ist schwerer, einen Fahrer zu finden als einen Rechtsanwalt", so ein Fachmann. (AG/TF)