Europas Autobauer dürften die ab diesem Jahr geltenden Flottengrenzwerte wohl verfehlen. Davon geht zumindest die Umweltschutzorganisation ICCT aus.
Die europäische Autoindustrie droht trotz steigender E-Autoverkäufe ihre ursprünglichen CO2-Ziele für das laufende Jahr zu verfehlen. Nach Berechnungen der Umweltschutzorganisation ICCT lagen sie in den ersten zwei Monaten im Schnitt um 10 Gramm über dem Zielwert. Sollte das so weiter gehen, können in der Jahresendabrechnung Strafen drohen. Allerdings hat die EU-Kommission bereits eine Aufweichung der Regel in Aussicht gestellt.
Die Hersteller haben nun zwei Jahre länger Zeit, die Ziele zu erreichen, nachdem sich die Autolobby bei direkten Gesprächen mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) dafür eingesetzt hat.
Viele Hersteller deutlich über Vorgaben
Teils deutlich über ihren Zielwerten liegen der Untersuchung zufolge etwa Volkswagen, Renault-Nissan-Mitsubishi, der Tesla-Stellantis-Toyota-Pool, der Mercedes-Volvo-Polestar-Pool und Hyundai. Das muss in vielen Fällen aber nicht so bleiben, rollen doch in den nächsten Monaten zahlreiche potenzielle E-Bestseller wie der Mercedes CLA, der Renault 5 oder der Hyundai Inster an. Bereits unterbieten können die Limits der südkoreanische Hersteller KG Mobility (vormals Ssangyong) und BMW.
Aktuell liegt das Ziel für die Emissionen der EU-Neuwagenflotte im laufenden Jahr bei 93 Gramm. Für die einzelnen Hersteller gelten aber individuelle Werte, die leicht davon abweichen dürfen. Zudem ist es den Unternehmen erlaubt, sogenannte Pools mit anderen Konzernen zu bilden, die dann gemeinsam abrechnen.
Mögliche Auswirkungen auf E-Absatz
Reicht das Gegenrechnen nicht aus, drohen hohe Kosten. Für jedes Gramm Überschreitung müssen die Autohersteller einen Strafbetrag zahlen, multipliziert mit der Zahl der insgesamt verkauften Fahrzeuge. Dass die Industrie im laufenden Jahr erstmals wirklich zahlen müsste, ist aber unwahrscheinlich: Die EU plant, von einer jährlichen Abrechnung auf eine Abrechnung über einen Zeitraum von drei Jahren umzustellen.
Wer 2025 am Limit scheitert, hätte dann zwei Jahre Zeit, das mit erhöhten Anstrengungen auszugleichen. Das Aufweichen der CO2-Ziele dürfte auch Auswirkungen auf den Absatz von Elektroautos haben. Mit der neuen Regelung stehen die Hersteller jetzt nicht mehr so stark unter Druck, neue E-Modelle auf den Markt zu bringen wie mit der bisherigen Regelung. (AG/SP-X)