Wer Platz braucht, greift gerne zu einem Hochdachkombi wie dem Citroen Berlingo. Allerdings wartet der Franzose als Gebrauchter auch mit Mängeln auf.
Dem Citroen Berlingo gebührt die Ehre, den Hochdachkombi für Menschen mit Platzbedarf erfunden zu haben. Auf Basis eines kleinen Nutzfahrzeugs bietet diese Gattung viel Raum für Mensch und Gepäck und ist in der Anschaffung günstiger als ein Van oder SUV. Den Berlingo gibt es seit 1996, 2008 startete die zweite Generation, die 2018 in Rente ging. Doch wie schlägt sich das kleine Transportwunder beim TÜV?
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Der Berlingo sieht für einen Hochdachkombi nicht schlecht aus. Über die 10-jährige Produktionszeit erhielt der auf maximalen Nutzwert gestylte Franzose immer wieder leichte optische Retuschen. Die Grundstruktur blieb aber gleich: Auf einer Länge von 4,38 Metern gibt es viel Blech und Glas. Wichtigstes Kaufargument dürften jedoch das Platzangebot sein, die praktischen hinteren Schiebetüren und ein Kofferraumvolumen, das zwischen 675 und 3.000 Liter variiert. Wer mehr als fünf Sitze benötigt, sollte Ausschau nach den siebensitzigen Versionen halten. Allerdings sind die Plätze 6 und 7 eher was für Kinder. Die Inneneinrichtung legt den Fokus auf Robustheit, überzeugt aber mit guter Ergonomie.
Elektro-Variante spielt keine Rolle
Für den Vortrieb stehen Benziner und Diesel zur Wahl. Die 67 PS starke batterieelektrische Variante, die seit 2014 auf dem Markt war und eine Reichweite nach NEFZ von bis zu 170 Kilometer hatte, spielt auf dem Gebrauchtwagenmarkt nur eine sehr kleine Rolle. Ein 1,6-Liter-Benziner war in unterschiedlichen Varianten mit Leistungswerten zwischen 90 PS und 120 PS zu haben. Die Vierzylinder brauchen allerdings ordentlich Drehzahl, so dass der Normverbrauch von 6,5 Litern in der Praxis kaum zu erreichen ist. Ab 2016 gab es auch einen 1,2-Liter-Turbo-Dreizylinder mit 110 PS, der um die 5 Liter verbauchte.
Etwas kräftiger und sparsamer kommen die Diesel daher: Acht Varianten mit jeweils 1,6 Litern Hubraum und 75 bis 120 PS gab es über die Produktionszeit. Die Normverbräuche liegen bei rund 4 Litern. Daneben punkten die Selbstzünder mit ihrer Durchzugskraft. Das 120 PS-Topaggregat verfügt etwa über ein maximales Drehmoment von 300 Nm.
Basisaustattung nur für Komfort-Verächter
Wer ein Mindestmaß an Komfort schätzt, lässt die Finger von der Basisausstattung. Die höheren Niveaus verfügen zumindest über eine zweite Schiebetür, Klimaanlage und Kopfairbags. Statt Hecktüren gibt es zudem eine praktischere Klappe. Wer seinen Hochdachkombi möglichst schick haben will, sucht nach dem Sondermodell „90 Jahre“ oder nach einem XTR-Modell. Das verfügt neben mehr Extras auch über Anbauteile in modischer Offroad-Optik. Die jüngeren Modelle verfügen je nach Ausstattung auch über ein Infotainmentsystem oder einen Bremsassistenten. Beim NCAP-Crashtest erzielte der Berlingo 2008 ein Vier-Sterne-Ergebnis.
Der Berlingo der zweiten Generation und der TÜV werden wohl keine besten Freunde. Der Hochdachkombi schlägt sich über alle Jahrgänge deutlich schlechter als die Konkurrenz in der entsprechenden Altersklasse bei der Hauptuntersuchung. Bei der Beleuchtungsanlage sieht es düster aus. Die Prüfer bemängeln zudem die Lenkanlage und Rost. Ebenfalls häufig kommt chronischer Ölverlust vor. Interessenten sollten sich daher den Stellplatz- oder Garagenboden genauso aufmerksam anschauen wie den letzten Prüfbericht. Die Preise für ältere Fahrzeuge starten im Augenblick bei rund 5.000 Euro. Ein Check vom Profi kann vor dem Kauf allerdings nicht schaden. (SP-X)