«Wir waren immer in der Realität unterwegs»

Chevrolet-Deutschland-Chef Steffen Raschig

«Wir waren immer in der Realität unterwegs»
Chevreolt-Deutschlandschef Steffen Raschig. © Chevrolet

Die GM-Tochter Chevrolet blickt trotz der Absatzkrise optimistisch in dieses Jahr. Im Interview mit der Autogazette spricht Deutschland-Chef Steffen Raschig über neue Modelle, Marktanteile, taktische Zulassungen und warum man Visionen haben muss.

Steffen Raschig hält trotz der Absatzkrise an seinem ambitionierten Ziel fest, mit Chevrolet in Deutschland bis spätestens 2016 einen Absatz von 45.000 bis 60.000 Fahrzeugen zu erreichen. «Ein Ziel zu haben und eine Vision zu verfolgen ist richtig. Entsprechend habe ich hier nichts zurückzunehmen. Die Frage ist, wie wir uns entwickeln, um diese Vision zu erreichen», sagte Raschig im Interview mit der Autogazette. «Zunächst schauen wir jetzt erst einmal, wie sich der Markt entwickelt. Daher werden wir 2013 auf Sicht fliegen».

«Segment der kleinen SUVs wächst»

In diesem Jahr setzt Raschig seine Hoffnungen in den Ende April auf den Markt kommenden Geländewagen Trax. «Wir bewegen uns in einem gesättigten Markt, doch das Segment der kleinen SUVs wächst. Hier ist genügend Raum, in dem wir uns entfalten können.»

Der Manager geht davon aus, dass der Trax auf einen Anteil von 15 bis 20 Prozent am Modellmix kommen wird. Im Vorjahr hatte die GM-Tochter in Deutschland rund 29.000 Fahrzeuge abgesetzt. Mit Blick auf das angepeilte Wachstumsziel will Raschig nach und nach das Händlernetz ausbauen. Derzeit haben man noch 80 Orte in Deutschland, wo man mit keinem Händler vertreten ist.

«Haben einen super Februar hingelegt»

Der Chevrolet Spark des Modellljahr 2013
Der neue Chevrolet Spark Chevrolet

Autogazette: Herr Raschig, die Absatzkrise hat ihre Wachstumsziele in Deutschland gestoppt. Statt wie geplant ein Absatzplus von 20 Prozent zu erzielen, mussten Sie nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes mit rund 29.000 Autos ein Minus von 3,3 Prozent hinnehmen. Wie hart war der Aufprall in der Realität?

Steffen Raschig: Ihre Frage impliziert, dass wir uns fern der Realität bewegt haben. Doch das stimmt nicht. Wir waren immer in der Realität unterwegs. Für uns ist das Jahr 2012 ein Business-Case geworden, der sich in zwölf Monaten unter den gegebenen Rahmenbedingungen gut entwickelt hat.

Autogazette: Sie beschönigen, schließlich lag Ihr ausgegebenes Absatzziel in einem Zielkorridor von 33.000 bis 36.000 Autos. Das haben Sie klar verfehlt.

Raschig: Wenn Sie mich zitieren, dann müssen Sie mich richtig zitieren. Ich hatte diese Aussage mit dem Nachsatz getroffen, dass die Märkte in Europa für die Erreichung dieses Zieles nicht zusammen brechen dürfen. Doch genau das ist eingetroffen. In der kürzeren zurückliegenden Vergangenheit haben wir derartige Einbrüche des Marktes nicht erlebt. Unsere Erwartungshaltung mussten wir über das Jahr hinweg der Marktsituation anpassen.

Autogazette: Sind Sie denn mit dem Marktanteil des Vorjahres von 0,9 Prozent zufrieden?

Raschig: Wenn wir uns die über drei Millionen Neuzulassungen des Jahres 2012 in Deutschland anschauen, dann muss man konstatieren, dass davon rund eine Million Neuzulassungen auf taktische Maßnahmen zurückzuführen sind. Wir haben uns hieran in einem moderaten Rahmen beteiligt, entsprechend sehen wir gar nicht so schlecht aus. Im Gegenteil, wir konnten unseren Marktanteil leicht steigern.

Autogazette: Mit welchen Zielen gehen Sie in dieses Jahr, der Auftakt begann ja mit einem Minus?

Raschig: Den Januar betrachte ich gelassen, denn wir haben mit Blick auf die Auftragseingänge einen super Februar hingelegt, der mich zuversichtlich stimmt.

«Gehe von Gesamtmarkt von drei Millionen aus»

Autogazette: Mit welchem Marktanteil planen Sie für dieses Jahr?

Raschig: Im letzten Jahr hatten wir in sieben von zwölf Monaten immer über einem Prozent gelegen. Das ist gut, wir können das. Es wäre schön, wenn wir dies in diesem Jahr noch öfter schaffen.

Autogazette: Von welchem Gesamtmarkt gehen Sie denn aus, von drei Millionen?

Raschig: Ich gehe von einem Pkw-Gesamtmarkt von knapp drei Millionen, vielleicht etwas darüber aus. Doch ich rechne damit, dass der taktische Anteil auf hohem Niveau bleibt.



Autogazette: Sie hatten einmal das ambitionierte Ziel von 45.000 bis 60.000 Fahrzeugen genannt, das Sie bis spätestens 2016 erreichen wollen. Haben Sie sich davon angesichts der Krise verabschiedet?

Raschig: Ein Ziel zu haben und eine Vision zu verfolgen ist richtig. Entsprechend habe ich hier nichts zurückzunehmen. Die Frage ist, wie wir uns entwickeln, um diese Vision zu erreichen. Zunächst schauen wir jetzt erst einmal, wie sich der Markt entwickelt. Daher werden wir 2013 auf Sicht fliegen.

«Das Segment der kleinen SUVs wächst»

Chevrolet Trax
Der Trax kommt Ende April auf den Markt Chevrolet

Autogazette: Welche Bedeutung hat der kleine Geländewagen Trax für Sie, den sie in Kürze auf den Markt bringen und der sich in einem Boomsegment bewegt?

Raschig: Das ist der entscheidende Aspekt. Wir bewegen uns in einem gesättigten Markt, doch das Segment der kleinen SUVs wächst. Hier ist genügend Raum, in dem wir uns entfalten können.

Autogazette: Welchen Anteil soll dieses Auto denn nun erreichen?

Raschig: Absolute Zahlen nenne ich nicht. Doch unser Anspruch ist es, dass der Trax auf einen Anteil von 15 bis 20 Prozent an unserem Modellmix kommt.

Autogazette: Der Einstiegspreis des Trax liegt mit 16.990 Euro um 2000 Euro unter dem eines Opel Mokka. Ist das eine Kampfansage an die Konkurrenz?

Raschig: Von Kampf spreche ich nicht, aber wir stellen uns gerne dem Wettbewerb. Wir haben hier nicht unsere Markenschwester im Visier, sondern unsere französischen und asiatischen Mitbewerber. Hier schaffen wir es sogar, im Schnitt 10.000 Euro günstiger zu sein. Wir richten uns primär an Kunden, die Importeure bei der Kaufentscheidung im Blick haben.

«Müssen unsere Marke noch bekannter machen»

Chevrolet Corvette Stingray Cabrio.
Chevrolet Corvette Stingray Cabrio Chevrolet

Autogazette: Wo liegen momentan die Probleme der Marke Chevrolet?

Raschig: Ich würde hier nicht von Problemen sprechen, sondern von Herausforderungen. Wir müssen unsere Marke noch bekannter machen, wir müssen den Kunden vermitteln, was für attraktive Fahrzeuge wir im Angebot haben.

Autogazette: Auf dem Autosalon Genf zeigen Sie auch die neue Chevrolet Corvette. Hat das Auto für Sie auch mit Blick auf den Absatz eine Bedeutung?

Raschig: Absolut. Dieses Auto ist eine Ikone – und es bringt uns neue Kunden in die Showrooms, die sich dadurch auch für ein anderes Auto aus unserem Portfolio interessieren.

Autogazette: Sie haben derzeit 250 Händler, die Autos der Marke Chevrolet anbieten. Planen Sie eine Erweiterung des Händlernetzes?

Raschig: Ja, wir werden unser Händlernetz ausbauen. Derzeit haben wir noch rund 80 Stellen in Deutschland, wo wir keinen Händler haben. So sind wir weder in Frankfurt noch in Kaiserslautern, Würzburg, oder Heilbronn vertreten. Wir werden jetzt schrittweise diese Lücken schließen. Das wird uns helfen, unsere Wachstumsziele zu erreichen.

Das Interview mit Steffen Raschig führte Frank Mertens

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