CFMoto 700 CL-X Heritage: Nichts für Pendler

CFMoto 700 CL-X Heritage: Nichts für Pendler
Die CF Moto 700 CL-X Heritage ist ein solides Mittelklasse-Bike © SP-X/fbn

CFMoto baut sein Modell-Angebot in Europa nach und nach aus. Nun bringen die Chinesen die 700 CL-X Heritage.

Bei der 700 CL-X Heritage handelt es sich um ein unverkleidetes Retro-Bike. Mit seinem ungewöhnlichen Design ist es ein Kontrapunkt zur seit Jahren erfolgreichen Yamaha MT-07.
Anders als bei der Reiseenduro 800 MT, bei der KTM Genspender für Motor und Antrieb ist, handelt es sich beim rund 100 Kubikzentimeter kleineren Paralleltwin um eine Eigenkonstruktion der Chinesen.

Mit 70 PS liegt die Leistung auf der Höhe der Zeit, der Normverbrauch ist mit 4,8 Litern allerdings etwas höher als bei Fahrzeugen etablierter Marken. Wobei man die Siebenhunderter durchaus sparsamer bewegen kann, ohne deshalb auf Fahrspaß verzichten zu müssen.

Erinnerungen an Diavel

Bei der noch sehr jungen China-Kreation fallen Bezüge zum Italo-Boliden Ducati Diavel ins Auge: Das extrem kurze, abrupt aufhörende Heck mit dem Untersitz-Rücklicht sowie einem Miniatur-Soziaplätzchen, das vollkommen freiliegende Hinterrad und der einseitig fixierte Kennzeichen- und Blinkerhalter lassen das Motorrad extrem gedrungen erscheinen. Die Massen konzentrieren sich vorne, hinten hält nicht einmal ein voluminöser Endtopf dagegen.

Nein, langweilig sieht diese CFMoto ganz und gar nicht aus. Auch nicht von vorne, wo eine Alublende und das LED-Tagfahrlicht mit seinen vier Zacken den runden Scheinwerfer förmlich in die Zange nehmen. Die in mattem Alu ausgeführten seitlichen Blenden zwischen den Rahmenrohren unterhalb des Tanks verleihen dem Bike eine gewisse Wertigkeit.
Der Eindruck setzt sich fort, wenn man im 80 Zentimeter hoch montierten, nach hinten leicht ansteigenden Sattel Platz genommen hat. Die Sitzposition ist für normal große Fahrer und auch nicht allzu klein gewachsene Fahrerinnen entspannt, denn auch Griffe und Rasten sind an den richtigen Positionen fixiert. Der Blick in die Spiegel passt ebenfalls, also los!
Angenehmer, nicht zu lauter Sound

Der Zweizylinder-Reihenmotor nimmt mit kräftigem, aber laut Messung bescheidenen Ton seine Arbeit auf; er bollert ein wenig und verspricht Potenz. So fühlt es sich dann auch beim Fahren an. Der Twin dreht gerne, die nur mäßig gut ablesbare Drehzahlanzeige im LC-Display flitzt auf kurvigen Strecken gehörig hin und her.

Wirklich beachten muss man den Drehzahlmesser aber nicht, denn das Triebwerk bietet eine starke Mitte und nimmt auch bei niedrigen Drehzahlen willig Gas an. Es muss also nicht ständig durch Betätigen des präzisen Sechsganggetriebes bei Laune gehalten werden.

Gutes Handling inklusive

Auf abwechslungsreichen Strecken mit gutem Belag gibt sich die CFMoto 700 CL-X als leicht zu fahrendes und auch hinreichend komfortables Motorrad mit einer sportlichen Grundauslegung. Kurven umrundet sie unabhängig von der Schräglage stabil und gefügig, lässt sich auch mit geringem Druck feinfühlig einlenken.

Ist die Straßenoberfläche aber weniger gepflegt oder weist gar Schlaglöcher oder Frostaufbrüche auf, zeigt sich die Federung von ihrer unkommoden Seite. Schläge finden dann gelegentlich auch mal den direkten Weg zu den Bandscheiben. Möglicherweise wäre hier eine Einstellmöglichkeit der Federvorspannung hilfreich; es kann aber lediglich die Zugstufe des Federbeins individualisiert werden.

In solchen Situationen ist es gut, dass die 198 Kilo leichte Siebenhunderter leicht dirigierbar ist. Was wegen ihres geringen Lenkeinschlags beim Rangieren nicht der Fall ist. Der ideale Untersatz für enge Fahrmanöver im dichten Stadtverkehr ist sie deshalb nicht. Sehr zufrieden darf man mit der Bremsanlage sein.

Sparsame Ausstattung

Die Ausstattung ist segmenttypisch sparsam, aber nicht dürftig: Neben dem obligatorischen, ordentlich abgestimmten ABS findet sich eine Warnblinkanlage, es gibt zwei Fahrmodi (Eco, Sport) mit deutlich unterschiedlichem Ansprechverhalten, einen brauchbar ausgestatteten Bordcomputer, LED-Beleuchtung rundum sowie eine Geschwindigkeitsregelanlage.

Die Verarbeitung des China-Bikes ist zufriedenstellend, die Bedienung ist bis auf die fummelig zu befestigende Sitzbank einfach, das Erscheinungsbild proper. Dazu trägt auch das in Schwarz mit einigen silbernen Akzenten gehaltene Triebwerk bei. Auch der braune Sitzbezug der in Coal Grey lackierten Testmaschine stellt einen gelungenen Akzent dar.
Nichts für Pendler

So gibt sich die CFMoto 700 CL-X Heritage als nicht nur ansehnliches, sondern auch fahraktives, auf guten Fahrbahnbelägen auch harmonisches Mittelklassemotorrad. Fürs tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz dagegen ist sie nicht erste Wahl. Das freiliegende Hinterrad schmutzt den Fahrer bei nasser Fahrbahn gnadenlos ein, und selbst kleines Gepäck mag das Bike ganz und gar nicht. Man muss sich mit Rucksack oder Umhängetasche und Tankrucksack aus dem Zubehörhändel behelfen. Für rund 7.400 Euro Endpreis erscheint die Siebenhunderter als durchaus positives, viel Fahrspaß bietendes Motorrad. China, kein Zweifel, versteht Europas Märkte inzwischen ganz gut. (SP-X)

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