Bedenken nach tödlichem Unfall mit Elektroauto

In China

Bedenken nach tödlichem Unfall mit Elektroauto
Das Elektroauto BYD E6. © BYD

In China hat nach einem Unfall mit insgesamt drei Toten eine Diskussion um die Sicherheit von Elektroautos begonnen. Das Auto von Daimler-Kooperationspartner BYD brannte völlig aus.

Ein tödlicher Unfall mit einem Elektroauto hat in China eine Diskussion über die Sicherheit von Batteriefahrzeugen ausgelöst. Der Fahrer und zwei Passagiere kamen am Samstag in Shenzhen in Südchina bei einem Feuer in einem Elektrotaxi vom Typ E6 des chinesischen Autoproduzenten BYD ums Leben, nachdem ein Sportwagen mit extrem hoher Geschwindigkeit aufgefahren war, wie chinesische Medien am Dienstag berichteten.

Schatten auf Kooperationsmarke «Denza»

Das Unglück ließ die Aktien des Auto- und Batterieherstellers BYD (Build Your Dreams) am Montag in Hongkong absacken. Doch erholte sich der Kurs am Dienstag wieder, nachdem BYD erste Erkenntnisse über den Unfall veröffentlichte. Der Hersteller führte das Feuer auf die Umstände der Kollision zurück, wie das Wirtschaftsmagazin «Caixin» zitierte. Die Lithium-Ionen-Batterie sei auf Feuergefahr getestet gewesen und habe allen Sicherheitsstandards entsprochen.

Der Unfall wirft gleichwohl einen Schatten auf die Pläne des aufstrebenden Herstellers, mit dem Daimler in einem Joint Venture in der südchinesischen Metropole ein «Denza» genanntes gemeinsames Elektroauto für den chinesischen Markt baut. An BYD ist auch der US-Investor Warren Buffett beteiligt. Ein Mitglied der Rettungsteams sagte nach Angaben der Zeitung «Southern Metropolis News», dass es vermutlich eine Explosion in dem Elektroauto gegeben habe. Es sei völlig ausgebrannt. Eine Daimler-Sprecherin in Stuttgart sagte, dass der Vorfall keine Auswirkungen auf das Joint Venture mit BYD habe.

Experte sieht Explosionsgefahr durch Kurzschluss

«Der Unfall zeigt, dass es weiter Probleme mit der Qualität, dem Design und der Technologie von Elektroautos gibt», zitierte die englischsprachige Zeitung «Global Times» Su Hui, den Vizedirektor der Autohändlervereinigung. Er sprach von einem «Warnsignal». Sicherheit müsse an erster Stelle stehen und jedes Produkt wiederholt getestet werden, bevor es auf den Markt gebracht werde.

Der Experte Lo Kok-keung von der Hongkonger Polytechnic University sagte der «South China Morning Post», eine voll aufgeladene Lithium-Batterie könne in einem schweren Autounfall explodieren. «Der Unfall könnte einen Kurzschluss auslösen, der wiederum die Batterie erhitzen und sie innerhalb von Sekunden explodieren lassen kann», sagte der Ingenieur. «Das ist eine große versteckte Gefahr von Elektroautos, die in Benzinfahrzeugen nicht existiert.»

Anweisung an Journalisten

Das Unglück könnte sich auch als Dämpfer für die ehrgeizigen Pläne der chinesischen Regierung erweisen, die Elektromobilität massiv auszubauen. Um die Auswirkungen der Debatte einzuschränken, wurden die staatlich kontrollierten Medien in der südchinesischen Provinz Guangdong angewiesen, nicht kritisch oder über mögliche Designfehler des E-Autos zu berichten, wie die «South China Morning Post» berichtete. «Wir haben eine Anweisung der Provinzbehörden erhalten», sagte ein Journalist dem Blatt.

In Shenzhen, dem Hauptsitz von BYD, fahren nach Angaben von «Caixin» rund 300 Elektro- oder Hybrid-Fahrzeuge. In diesem Jahr sollten 2000 elektrische Busse und Taxis dazu kommen. Das Blatt zitierte auch Experten, dass die Testverfahren für die E-Autos angesichts der rasanten Entwicklung der Technologie nicht mithalten könnten.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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