Brose gehört weltweit zu den großen Automobilzulieferern. Mittlerweile hat sich das Unternehmen auch zu einem wichtigen Anbieter von Elektroantrieben für E-Bikes entwickelt.
In seinem seit 2014 in Berlin-Moabit angesiedelten Kompetenzzentrum wurden bis Ende des vergangenen Jahres 750.000 E-Bike-Motoren produziert. Pro Jahr verlassen das Berliner Werk mehrere Hunderttausend Elektromotoren, darunter das Gros allerdings für den Einsatz im Automobilbereich.
Derzeit entwickeln, produzieren und testen bei Brose in Berlin rund 120 Mitarbeiter Antriebe für Pedelecs, die das Unternehmen an 50 Fahrradhersteller weltweit liefert.
Engpässe durch erhöhte Nachfrage
Auch Brose profitiert derzeit stark von der durch die Corona-Krise nochmals gestiegenen Nachfrage nach Fahrrädern und hier vor allem nach Pedelecs. „Die Nachfrage der Industrie nach unseren Antrieben ist so hoch, dass wir die Kunden bis ins nächste Jahr hinein vertrösten müssen“, sagt Horst Schuster, der bei Brose den Vertrieb und das Marketing für diesen Bereich verantwortet.
Der Grund für die derzeit längeren Lieferzeiten hänge auch damit zusammen, dass auch Brose auf die Zulieferung von Teilen wie beispielsweise dem Magnesium-Gehäuse für den E-Antrieb angewiesen ist. „Doch auch hier ergeben sich aufgrund der erhöhten Nachfrage Engpässe. Wir arbeiten aber gemeinsam mit den Lieferanten intensiv daran, dass unsere Kunden die benötigten Antriebe so schnell wie möglich erhalten“, erklärt Schuster.
Brose sieht nachhaltige Entwicklung
Dass die gestiegene Nachfrage nach Fahrrädern nach der Corona-Pandemie wieder abflacht, glaubt Schuster nicht. „Für mich ist das eine nachhaltige Entwicklung. Bereits vor Corona war klar, dass E-Bikes ein wichtiger Bestandteil der individuellen Mobilität sind. Die Corona-Krise hat hier nur noch einmal als Beschleuniger gedient“, so Schuster. Für den Brose-Manager komme dem Rad und dem E-Bike im Speziellen eine wichtige Bedeutung für die Verkehrswende zu. „Schauen Sie doch nur nach Berlin: Das Fahrrad bietet viele Vorteile. So entfällt beispielsweise die Parkplatzsuche. Für viele Menschen spielt das Fahrrad zudem bei der individuellen Mobilität eine immer wichtigere Rolle.“
Die gestiegene Bedeutung des Fahrrads für die individuelle Mobilität sehe man nicht nur an den geschaffenen Pop-up-Radwegen, sondern auch an deren starker Nutzung. Für Schuster sei eine gute Infrastruktur entscheidend „Die Menschen wollen möglichst sicher mit dem Rad unterwegs sein – und das geht nur mit der richtigen Infrastruktur.“
Nachbarländer als Vorbild
Zugleich sei es aber auch wichtig, dass die Räder vernünftig und vor allem auch sicher abgestellt werden können. „Wie so etwas ausschauen kann, zeigen uns die Niederländer oder auch Städte wie Kopenhagen.“ Wie Schuster sagte, komme dem Schutz des Fahrrades vor Diebstahl eine wichtige Bedeutung zu. Mit diesem Thema beschäftigt man sich auch bei Brose, wie Schuster anklingen ließ, ohne indes konkreter werden zu wollen.„Diebstahlschutz ist natürlich ein wichtiger Bestandteil der Digitalisierungsstrategie.“ Bereits heute spiele die Vernetzung eine wichtige Rolle, sagt Schuster.
So weisen die Displays bereits eine Bluetooth-Schnittstelle auf, mit dem man das Smartphone mit dem Bike verbinden kann. „Fahrradhersteller haben also die Möglichkeit, wenn sie ihr E-Bike mit einer App anbieten, unsere zur Verfügung gestellten Daten dafür zu nutzen.“
Cargo-Bikes stark wachsender Bereich
Für den derzeit ebenfalls stark wachsenden Bereich der Cargo-Bikes bietet Brose zwar keinen speziellen stärkeren Antrieb an, doch Schuster verweist darauf, dass schon heute vier Fahrradhersteller wie beispielsweise die Berliner Manufaktur sblocs E-Antriebe von Brose für ihre Family-Cargo-Bikes nutzen. „Der Bereich der Cargo-Bikes ist ein stark wachsendes Segment. Diese Entwicklung schauen wir uns natürlich gründlich an.“
Die Zukunftsaussichten für die Fahrradbranche und entsprechend für Zulieferer wie Brose sehen optimistisch aus. Nachdem bereits heute fast jedes dritte in Deutschland verkaufte Fahrrrad ein E-Bike ist, wird sich dieser Anteil noch weiter erhöhen. Der Zweirad-Industrieverband (ZVI) erwartet, dass mittelfristig der Anteil auf 40 Prozent steigt, „langfristig sogar auf bis zu 50 Prozent“, wie ein Sprecher sagte. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 4,31 Millionen Fahrräder und E-Bikes abgesetzt. Darunter befanden sich 1,36 Millionen E-Bikes.