Brabus Rocket: Ready for take off

Brabus Rocket: Ready for take off
Die Basis für den Brabus Rocket 900 ist der viertürige Mercedes-AMG GT. © Brabus

Dieses Auto kennt fast keine Grenzen. Nun ja, fast keine. Denn schneller als 330 km/h kann man nicht mit dem Brabus Rocket fahren. Nicht, weil es nicht könnte, sondern wegen der Reifen.

Houston, wir haben ein Problem: Wenn Elon Musk seine nächste Falcon-Rakete in den Orbit jagt, dann muss der Tesla-Chef Elon Musk die Aufmerksamkeit womöglich ein wenig teilen. Vielleicht nicht unter Astronomen und Astronauten, aber zumindest in der PS-Welt. Denn auch Brabus rollt in diesen Tagen einen neuen Rocket ins Rampenlicht.

Und der braucht keine aufwändige Startrampe wie in Cape Canaveral und keine Mission Control wie in Houston, sondern einfach nur eine Straße, die allerdings möglichst lang und möglichst leer sein sollte. Oder besser gleich eine Rennstrecke, selbst wenn sie klein und verwinkelt ist wie die im Fun Park Meppen, die Brabus für den Jungfernflug ausgewählt hat.

Basis ist der Mercedes AMG GT

Die Basis für diese Rakete auf Rädern ist der viertürige Mercedes-AMG GT, der es im Original bei aller Potenz nie so recht zum Sportwagen und vor allem aus dem Schatten seines zweitürigen Pendants geschafft hat – ein Problem, über das sie bei Brabus nur lachen. Denn nach einem guten Jahr Entwicklungszeit ist aus dem gedopten Mauerblümchen ein Blickfang geworden, der Konkurrenten wie den Porsche Panamera oder Maserati Quattroporte genauso die Schau stiehlt wie jedem Flachmann aus Italien oder England. Und exklusiver ist er obendrein. Denn mehr als zehn Rockets wird es nicht geben, und die meisten davon sind bereits verkauft.

Breit und bullig steht er auf der Straße, saugt die Luft gierig durch eine neue Frontschürze mit Öffnungen groß genug, um ganze Smarts wegzuschnupfen wie Junkies ihre Linie Kokain. Die neuen Kotflügel spannen sich provozierend weit über die aerodynamisch verkleideten 21 Zöller auf der Vorder- und die 22 Zöller auf der Hinterachse und über alle dem thront ein Heckflügel, mit dem eine Boeing locker über den Atlantik fliegen könnte – ja, dieses Auto trägt zurecht den flammend roten Rocket-Schriftzug, und jetzt ist es „Ready for take-off!“

Unter der Haube ein Achtzylinder

Die Launch Control ist aktiviert, der Countdown läuft und unter der Haube grollt ein Achtzylinder, der stärker ist als alles, was AMG je in seine Straßenmodelle eingebaut hat. 4,5 statt 4,0 Liter Hubraum, zwei eigene Turbos mit höherem Ladedruck, ein paar neue Softwarezeilen für den Steuerchip und – von nichts kommt nichts – zwei neue Benzin-Pumpen mit größerem Durchsatz – schon klettert die Leistung von 639 im GT 63S auf jene 900 PS, die Brabus hinter den Namen geschrieben hat. Und wo dem original 900 Nm Beine machen, reißen hier bis zu 1.050 Nm am Asphalt. Gut möglich, dass die 295er Breitreifen im Bug und den 335ern im Heck die Fahrbahndecke gleich aufrollen wie einen schlecht verlegten Teppich.

Denn beim Kickdown geht der Rocket tatsächlich ab wie eine Rakete. Wo Elton John als Rocket Man noch von der „long, long time“ gejammert hat, die seine Weltraumreise dauern würde, vergeht die Zeit im Brabus schneller als im Flug. Die Welt vor den Fenstern verwischt wie im schnellen Vorlauf und der Bulle aus Bottrop stürmt davon, als hätte jemand den Afterburner gezündet: Nur 2,8 Sekunden braucht er auf Tempo 100, die 200 km/h sind nach 9,7 Sekunden erreicht, nach 23,9 Sekunden flimmert eine 300 über den Tacho und dass schon bei 330 Sachen wieder Schluss ist mit der Raserei mag man kaum klauben, so viel Druck ist da noch auf dem Kessel.

9000 PS bei etwas mehr als zwei Tonnen

900 PS für 2,2 Tonnen – natürlich würde die Rakete auch mit mehr als 330 km/h über die Piste fliegen, schließlich erreicht der GT im Werkstrimm mit deutlich weniger Leistung schon mühelose 315 km/h. 340, 350 Sachen dürften deshalb locker drin sein, raunen die Entwickler und schwärmen vom – zumindest theoretisch schnellsten Viertürer der Welt.

Doch dummerweise gibt es – Corona und den Sparprogrammen bei Conti & Co sei Dank – gerade keinen Reifenhersteller, der Brabus dafür die passenden Gummis backen würde, und die Pirelli P Zero sind halt nur für 330 km/h freigegeben, schicken sie kleinlaut hinterher.
Doch die Endgeschwindigkeit ist ohnehin nur eine Seite der Medaille, die man eher beim Cocktail als beim Kickdown präsentiert. Viel eindrucksvoller ist das, was auf dem Weg dorthin passiert, mit was für einem Spektakel der Brabus über den Boulevard bummelt und mit welcher Kraft und Kompromisslosigkeit er über den Kurs kachelt.

Fahrer als limitierender Faktor

In unter drei Sekunden auf Tempo 100: der Brabus Rocket. Foto: Brabus

Klar – auch in Bottrop machen sie aus dem Großkaliber von AMG kein Präzisionsgerät und für die engen Schikanen ist der GT mit seinen mehr als zwei Tonnen und über fünf Metern einfach eine Nummer zu groß. Doch wenn man nicht Lewis Hamilton heißt oder zumindest Bernd Schneider, dann ist hier immer der Fahrer der limitierende Faktor und nicht das Fahrzeug.

Abgehoben sind aber nicht nur die Eckdaten, sondern auch der Preis: Weil es zum Technik-Tunig auch noch massenhaft Lack und Leder gibt und der Brabus innen jedem Bentley die Schau stiehlt, stehen auf der Rechnung am Ende rund 500.000 Euro – gut 2,5 Mal so viel wie für das Grundmodell. Aber niemand hat behauptet, private Raumfahrt sei was für preiswertes Vergnügen. Davon kann auch Elon Musk ein Lied singen. (SP-X)

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