Bosch mit neuem Umsatzrekord

Kfz-Sparte wichtigster Bereich

Bosch mit neuem Umsatzrekord
Bosch-Chef Franz Fehrenbach soll in den Aufsichtsrat wechseln. © dpa

Bosch hat im Vorjahr einen neuen Umsatzrekord erzielt. Größter Umsatzbringer war dabei die Autosparte, die zu 59 Prozent an den Gesamterlösen des Technologiekonzerns beitrug.

Der Technologiekonzern Bosch hat pünktlich zu seinem 125. Jubiläum einen neuen Umsatzrekord eingefahren und beschäftigt so viele Mitarbeiter wie nie zuvor. Auf dem noch jungen Geschäftsfeld der alternativen Energien musste das in aller Welt für Zündkerzen, Bohrmaschinen und Haushaltsgeräte bekannte Unternehmen jedoch empfindliche Dämpfer einstecken. Schuld daran sind kostspielige Anschubinvestitionen. Daher stehe der Allzeit-Bestmarke von 51,4 Milliarden Euro Umsatz für die Bosch-Gruppe aus dem Jahr 2011 ein merklich geschmälerter Vorsteuergewinn gegenüber, sagte Unternehmenschef Franz Fehrenbach in Stuttgart.

"Die Sonderbelastungen resultieren aus den hohen Vorleistungen für Zukunftsfelder wie die Elektromobilität oder erneuerbare Energien, die sich erst langfristig auszahlen werden", berichtete der Manager. Allein in dem von Preiseinbrüchen gebeutelten Bereich Solarenergie habe es 500 Millionen Euro Abschreibungen gegeben.

400 Millionen Euro Investitionen in E-Mobilität

Zwar sei Boschs Absatz von Zellen und Modulen gestiegen. "Aber auch wir konnten den schnellen und drastischen Preisverfall mit Kostensenkungen nicht kompensieren", erläuterte Fehrenbach. Zudem stecke Bosch derzeit etwa 400 Millionen Euro pro Jahr an Vorleistungen in die E-Mobilität - die Gewinnschwelle ist dort aber noch einige Jahre entfernt.

Dennoch glaubt das Management weiter fest an die Notwendigkeit, auf Zukunftsmärkte der alternativen Stromgewinnung und -nutzung zu setzen. Starke Wettbewerbspositionen bräuchten Durchhaltewillen, sagte der Chef der Bosch-Kfz-Sparte, Bernd Bohr, und verwies auf die Forschung bei Direkteinspritzungssystemen. "Darin haben wir auch erst zehn Jahre investiert." Und Fehrenbach betonte: "Unser Ziel ist es nach wie vor, langfristig zu den wichtigen Anbietern von Photovoltaik zu gehören." Bei den E-Autos - Bosch tüftelt an Elektromotoren, Leistungselektronik und Batterien - bleibe das Ziel bestehen, noch vor 2020 Gewinn zu machen, bekräftigte Spartenmanager Bohr. Als weltgrößter Autozulieferer will Bosch schon seit längerem die Abhängigkeit vom Kfz-Bereich verringern und setzt etwa verstärkt auf Sonnenenergie. Dieser Kraftakt ist nun auch in der Bilanz ablesbar.

So legten die Erlöse 2011 zwar um 8,8 Prozent zu, nach 47,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Damit erreichte Bosch seine im Herbst leicht nach unten revidierte Wachstumsvorgabe von "nahezu zehn Prozent". Das selbst gesteckte Ziel einer Vorsteuer-Rendite von 7 bis 8 Prozent sei diesmal jedoch klar verfehlt worden. Fehrenbach nannte rund 5 Prozent als Ist-Wert. Das wären 2,57 Milliarden Euro operativer Gewinn - ein Ergebnis klar unter dem Vorjahreswert von 3,5 Milliarden Euro. Über Details und die Höhe des Überschusses informiert Bosch erst im Frühjahr.

Nach den vorläufigen Zahlen vom Mittwoch wuchs der zentrale Bereich Kfz-Technik um 8,1 Prozent auf 30,4 Milliarden Euro Umsatz und bildet so 59 Prozent der Gesamterlöse. Die Säule Industrietechnik legte um 20 Prozent auf 8,0 Milliarden Euro zu, der dritte Bereich - Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik - kam mit 4,3 Prozent Plus auf 13,0 Milliarden Euro. Regional fielen die Zuwächse etwa gleich stark aus.

Teure Anschubfinanzierungen bei E-Autos

Neben den teuren Anschubfinanzierungen bei den Hoffnungsträgern E-Autos und umweltfreundliche Stromgewinnung führte Fehrenbach die hohen Belastungen auch auf kräftig gestiegene Rohstoffpreise und ungünstige Wechselkurse zurück. Trotz der unsicheren wirtschaftlichen Lage zu Jahresbeginn ist der Unternehmenslenker zuversichtlich, dass der Bosch-Umsatz 2012 um drei bis fünf Prozent zulegt.

"Wenn es ganz gut läuft, könnten wir vielleicht sogar die 55-Milliarden-Marke erreichen", sagte Fehrenbach. Er ist erst der sechste Chef in der 125-jährigen Geschichte des schwäbischen Weltkonzerns, der als beliebter Arbeitgeber gilt und in Deutschland eine Leiharbeiterquote von nur einem Prozent hat. Trotz Sparzwangs versprach Fehrenbach: "Bezüglich der Flexibilität haben wir keine Unverschämtheiten vor."

Makellos ist die Mitarbeiterbilanz: 303.200 Menschen Anfang 2012 sind fast 20.000 mehr als ein Jahr zuvor. Rund 125 Jahre nach der Bosch-Gründung 1886 hat der Konzern damit rechnerisch jeden Tag fast sieben neue Jobs geschaffen. Allein hierzulande kamen 2011 rund 5.200 Arbeitsplätze hinzu - 118.800 Menschen arbeiten damit mittlerweile in Deutschland bei Bosch. Ein leichtes Plus soll auch 2012 drin sein. Das sich das Unternehmen auf Wachstumskurs befindet, zeigt auch die am Dienstag bekannt gewordene geplante Übernahme des US-Werkstattausrüsters SPX. (AG/dpa)

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