Motorradmarkt zieht zum Saisonende an

Starker September

Motorradmarkt zieht zum Saisonende an
Suzuki erlebte einen Aufschwing bei den Motorrädern. © Suzuki

Der Motorradmarkt in Deutschland wird auf ein gutes Jahr 2014 zurückblicken können. Die größten Sprüngen machten dabei und KTM – Branchenführer BMW zieht einsam die Kreise.

Ein unerwartetes Plus von 21 Prozent für neu zugelassene Krafträder gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres kennzeichnet den September 2014. Mit über 6100 neu in den Verkehr gebrachten Motorrädern kommt er fast an den September 2008 heran, in dem laut Industrieverband Motorrad (IVM) in Essen zuletzt eine ähnlich hohe Zahl an Neuzulassungen verzeichnet worden ist. Damit ergibt sich für die ersten neun Monate 2014 ein Zulassungsplus von 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf mehr als 88.000 Einheiten. Das Volumen aller zulassungspflichtigen Zweiräder mit Motoren über 50 Kubikzentimeter Hubraum erreichte über 127.000 Fahrzeuge.

BMW mit Marktanteil über 22 Prozent

Weil im September erfahrungsgemäß schon mehr als 90 Prozent der Gesamtjahreszulassungen erfolgt sind, können Deutschlands Motorradhändler, aber auch Hersteller und Importeure getrost bereits mit der Bilanzerstellung beginnen; das letzte Quartal ist vergleichsweise unbedeutend. Klarer Marktführer in Deutschland bleibt bei den Krafträdern BMW mit rund 19.500 neu zugelassenen Motorrädern (plus 4,5 %, Marktanteil 22 %). Es folgten dicht beisammen Honda (10.414 Einheiten, minus 8,5 %, MA 11,75 %), Harley-Davidson (9975 Fahrzeuge, plus 10 %, MA 11,25 %), Yamaha (9137 Motorräder, plus 82,5 %, MA 10, 3 %) und Kawasaki (.056 Neuzulassungen, plus 3 %, MA 10,2 %).

Einen großen Sprung nach vorne hat KTM auf Platz sechs gemacht: Ein Zulassungsplus von 31,6 % beschert den Österreichern mit fast 8300 Fahrzeugen einen Marktanteil von bereits 9,35 % - vor fünf Jahren war er gerade mal halb so groß. Auch Suzuki auf Rang sieben konnte noch zulegen, doch die restlichen drei Hersteller der Top Ten – Triumph, Ducati und Aprilia – mussten im besten Jahr seit langem für die Motorradbranche leichte bis deutliche Rückgänge gegenüber dem Vorjahr registrieren.

Honda verliert, Yamaha legt stark zu

Die Yamaha MT-09 Street Tracker.
Yamaha machte einen großen Sprung auch dank der MT-09 Yamaha

Besonders bemerkenswert an diesen Ergebnissen ist, dass Honda trotz einer Vielzahl für 2014 neu vorgestellter Modelle ein nahezu zweistelliges Minus eingefahren hat, während der Gesamtmarkt um über neun Prozent zulegen konnte. Auffällig ist auch das sehr starke Wachstum von Yamaha im Jahr 2014: Im vergangenen Jahr noch mit gerade 5000 Einheiten zwischen Triumph und Ducati auf Rang acht der Herstellerwertung liegend, konnte man dank der enorm erfolgreichen Modelle MT-07 und MT-09 um mehr als 4000 Einheiten zulegen und auf Rang vier vorstoßen. Und der Abstand zum erfolgreichsten japanischen Hersteller Honda ist nicht mehr groß…

Mit fast 90.000 Neuzulassungen in den ersten drei Quartalen 2014 dominieren die Krafträder den deutschen Zweiradmarkt. Zweitstärkstes Segment stellen – noch – die Leichtkraftroller bis 125 ccm Hubraum dar: Knapp 15.000 (minus 0,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum) wurden neu in den Verkehr gebracht. Mit 27 % Marktanteil liegt Piaggio (Vespa Primavera, Vespa GTS Super 125, Fly 125) weit in Front vor Honda und Kymco; die beiden letztgenannten Hersteller haben Rückgänge zu verzeichnen, während Piaggio leicht im Plus liegt.

Leichtkrafträder im Aufwind

Nur geringfügig schwächer als die Leichtkraftroller, dafür jedoch im Aufwind sind die Leichtkrafträder bis 125 ccm Hubraum; sie kommen auf rund 13.200 Einheiten, was einem Plus von 5,4 % entspricht. Hier führt Yamaha (MA 28 %) vor Honda (22 %) und KTM (19 %). In dieser Klasse verläuft die innerjapanische Auseinandersetzung allerdings genau entgegengesetzt wie bei den Motorrädern: Während Yamaha mit 12 % ein zweistelliges Minus schreibt, kann Honda um fast 30 % zulegen.

Das schwächste der vier Zweiradsegmente ist das der Kraftroller. Es legt insgesamt gegenüber dem Vorjahr um knapp 3 % zu, doch auch hier geht es für einige Hersteller steil bergauf, während es für andere kräftig bergab geht. Vorne liegt mit weitem Abstand trotz eines elfprozentigen Rückgangs Piaggio; das verdanken die Italiener primär der Vespa GTS-300 Super, die seit Jahren ein Absatzgarant ist und auch heuer unter allen Zweirädern hinter der BMW R 1200 GS auf dem zweiten Platz liegt. Das Zulassungsminus von Piaggio stammt denn auch nicht von der Vespa, sondern von anderen Konzern-Produkten wie dem Beverly 350 und dem X10-500, deren Absatzzahlen stark fielen.

BMW-Roller fahren hinterher

Die BMW-Roller sind aus den Top Ten herausgefallen. BMW

Hinter Piaggio mit 46 % Marktanteil folgt Honda mit 13 %; alle anderen Hersteller sind abgeschlagen. Dazu zählt auch BMW: Die großvolumigen Roller C 600 Sport und C 650 GT fahren mit einem Minus von fast 48 % enttäuschende Zahlen für den Hersteller ein. Vor einem Jahr waren beide noch unter den Top Ten der bestverkauften Kraftroller vertreten; heuer sind sie dort nicht mehr gelistet.

Dieses Schicksal teilen sie außer mit dem Suzuki AN 650 Burgman freilich mit allen anderen großvolumigen Kraftrollern von Aprilia, Honda, Kymco und Yamaha. Die Deutschen lieben vor allem Roller mit rund 300 Kubikzentimetern Hubraum und Preisen von nicht über 5000 Euro. Nur bei der Vespa darf’s etwas mehr sein. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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