BMW will der Zukunft ein Gesicht geben

100-Jähriges Jubiläum

BMW will der Zukunft ein Gesicht geben
Chefdesigner Adrian van Hooydonk stellt die Studie Vision Next 100 vor. © AG/Mertens

Vor 100 Jahren ist BMW gegründet worden – an diesem Montag feiert der Konzern sein Jubiläum. Dabei schauen die Münchner indes nicht nur zurück, sondern vor allem in die Zukunft der Premiummobilität.

Von Frank Mertens

BMW feiert an diesem Montag sein 100-jähriges Jubiläum. Doch statt nur zurückzuschauen, blickt das Unternehmen vor allem in die Zukunft. Deshalb stehen die Feierlichkeiten an diesem Montag in München auch unter dem Motto "The Next 100 Years". Rückschau ist schön und gut, doch wer in den kommenden Jahren weiter der weltweit führende Premiumhersteller bleiben will, der muss nach vorne schauen. Gerade an einem Tag wie diesem.

Derzeit ist BMW mit 2,24 Millionen im Vorjahr abgesetzten Fahrzeugen zwar noch die Nummer eins unter den Premiummarken, doch gerade Mercedes rückt den Münchnern immer näher. Die Schwaben wollen BMW im Jahr 2020 an der Spitze abgelöst haben, so das erklärte Ziel von Daimler-Chef Dieter Zetsche.

Deshalb skizzieren BMW-Chef Harald Krüger und sein Designchef Adrian van Hooydonk auch ein Bild für die Zukunft des Autobauers, ohne dabei zu sehr von ihrer Strategie zu verraten. Das behält man sich für die Bilanzpressekonferenz am 16. März vor, weshalb Krüger auf der Pressekonferenz, die vor der eigentlichen Feier abgehalten wurde, um Verständnis bittet, dass er einige Fragen erst dann beantworten kann. Dazu gehört auch die nach dem autonomen Fahren und ob es das zunächst in der Carsharing-Flotte DriveNow der Münchner zu sehen geben wird.

Neue Chancen für Premiummobilität

Doch eines ist klar und darauf legt Krüger am Montag mit Blick auf die veränderten Mobilitätsbedürfnisse Wert. "Wir haben immer wieder gezeigt, dass wir in der Lage sind, schnell zu lernen und mutig voranzugehen." Als Gefahr für das Unternehmen sieht Krüger die neuen Technologien wie das autonome Fahren dabei nicht. "Die Mobilität der Zukunft wird alle Lebensbereiche verbinden. Wir sehen darin neue Chancen für die Premiummobilität."

Deshalb wagt BMW gleich auch einen Ausblick in die Zukunft - und tut dies in diesem Jahr gleich mit vier Visionsfahrzeugen. Den Auftakt macht der BMW Vision Next 100. Es ist ein autonom fahrendes Fahrzeug, bei dem natürlich auch nach wie vor ein Lenkrad und Gas- und Bremspedal vorhanden ist, damit auch der Fahrer selbst noch fahren kann.

Es ist ein Auto, mit einem minimalistischen Innenraum, einem Lenkrad, das einen eher an ein Flugzeug denn an ein Auto erinnert - und es ist natürlich voll vernetzt. Dadurch erkennt es Dinge wie beispielsweise einen hinter einen Laster verdeckten Radfahrer und zeigt diesen in der Windschutzscheibe an. Wenn der Fahrer den Radfahrer übersieht, werde er von der Technik erkannt, die dann auch eine Notbremsung einleite, um so einen Unfall zu verhindern.

Blick in die nächsten Dekaden

"Wir dürfen der Zukunft ein Gesicht geben", freut sich Adrian van Hooydonk, der Chefdesigner der Münchner. Hooydonk und sein Team durften dann auch tief in die nächsten 20 bis 30 Jahre blicken und zeigen, wie ein BMW in zwei oder drei Dekaden aussehen kann. Er wird dann nicht nur autonom, entsprechend vernetzt, sondern auch emissionsfrei unterwegs sein. Mit welchem Antrieb, das ließ van Hooydonk indes unbeantwortet. Ob er rein elektrisch mittels Batterie oder doch per Brennstoffzelle fährt? Man wird sehen.

So wie die Kernmarke BMW sein Visionsfahrzeug hat, bekommen es auch die anderen Konzernmarken wie Mini und Rolls-Royce. Ihr Blick in die Zukunft wird ab Juni zu sehen sein - und auch BMW Motorrad wird ein Zukunftskonzept präsentieren. Dabei, so sagt der Chefdesigner, werden alle Autos eines gemeinsam haben: Sie stehen alle im Dienste des Fahrers, sollen ihm das Leben erleichtern. Zudem sollen sie das "Freude am Fahren", dem Markenclaim von BMW, natürlich weiter erleben.

Elektromobilität ein Marathon, kein Sprint

Harald Krüger (r.) kann Rekorde beim Umsatz vermelden.
BMW-Chef Harald Krüger (r.) AG/Mertens

Die Elektromobilität jedenfalls ist etwas, dass bei der BMW Group ganz weit oben auf der Agenda steht. Kein Wunder, schließlich verfügt man mit BMW i nicht nur über eine Submarke, sondern hat mit dem i3 auch extra ein eigens E-Auto für einen Milliarden-Aufwand konzipiert. Im Vorjahr wurde es weltweit 24.057 mal verkauft, auf den Supersortler i8 entfielen 5456 Verkäufe. Sehen so Erfolge aus? Krüger jedenfalls zeigt sich damit zufrieden. "Die Elektromobilität ist kein Sprint, sondern ein Marathonlauf", sagt er.

Wie er betont, bräuchte es für den Markthochlauf indes Förderungen, die es in anderen Ländern wie beispielsweise Norwegen gäbe. Ob denn die Kaufprämie in Höhe von 5000 Euro kommen werde, über die in der Bundesregierung nach wie vor diskutiert werde, beantwortet Krüger abwartend. "Wir sind in guten Gesprächen mit der Bundesregierung. Wir werden sehen, was da rauskommt." Krüger gehörte vor Wochen zusammen mit Zetsche und VW-Chef Matthias Müller zu den Automanagern, die über die Elektromobilität im Bundeskanzleramt mit Angela Merkel gesprochen hatten. Nun wartet man immer noch auf ein Ergebnis. Erfreut haben dürfte die Manager im Anschluss die Forderung aus der Politik indes wenig, dass die Industrie aufgefordert sei, sich an solch einer Prämie zu beteiligen.

Offene Unternehmenskultur

Doch ob diese Prämie kommt, liegt nur begrenzt in den Händen von Krüger. Er verantwortet einen Konzern mit weltweit mehr als 122.000 Mitarbeitern. Für den Erfolg der Vergangenheit hätten laut Krüger insbesondere drei Eigenschaften gesorgt. Die Lern- und Wandlungsbereitschaft, die technische Innovationskraft und die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens.

Wie wichtig diese Mitarbeiter für den Erfolg des Unternehmens sind, will BMW auch dadurch unter Beweis stellen, dass die Feierlichkeiten im Ausland per Livestream verfolgt werden können. 35.000 Mitarbeiter am Standort München verfolgen die Feier live in der Allianz-Arena. Dass insbesondere auch die Mitarbeiter mitfeiern, sei ein besonderer Wunsch Krügers gewesen. Das sagt dann auch einiges zur Unternehmenskultur der Münchner, die offen und kommunikativ sei. Für den Erfolg in den nächsten 100 Jahren werde gerade auch diese Kultur beitragen. Sie werde zur Differenzierung gegenüber den Mitkonkurrenten aus Stuttgart und Ingolstadt beitragen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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