BMW droht Millionen-Klage aus der Schweiz

Verhinderung von Direkt-Importen

BMW droht Millionen-Klage aus der Schweiz
Die neuen Dreizylinder kommen bei der 1er-Baureihe von BMW zum Einsatz. © BMW

Die staatliche Wettbewerbskommission der Schweiz fordert 130 Millionen Euro von BMW. Der Autobauer aus München soll so genannte Direktimporte verhindert haben, lautet der Vorwurf.

BMW soll in der Schweiz umgerechnet fast 130 Millionen Euro Strafe zahlen. Der Autobauer habe verhindert, dass Schweizer etwa im benachbarten Deutschland angesichts des starken Frankens günstiger an die teuren Fahrzeuge kommen als in ihrer Heimat. Das zumindest wirft die staatliche Wettbewerbskommission (Weko) in Bern dem Münchner Konzern vor - und bittet BMW wie zuvor schon andere Unternehmen zur Kasse. Der Autobauer weist die Vorwürfe empört zurück und kündigte am Donnerstag umgehend Rechtsmittel an.

BMW sieht Vorwurf als nicht nachvollziehbar an

«Der Vorwurf der Weko, die BMW AG habe den Schweizer Markt abgeschottet, indem sie Direktimporte verhindert habe, ist nicht nachvollziehbar», sagte eine Sprecherin. Deswegen werde der Konzern Beschwerde beim Schweizer Bundesverwaltungsgericht einlegen. Die Weko beschuldigt BMW, den Schweizer Markt abzuschotten. Zudem habe BMW dafür gesorgt, dass Schweizer im benachbarten Ausland der Eurozone bei BMW-Händlern keine Autos kaufen konnten. Dazu gebe es zahlreiche Beschwerden in der Zeit zwischen Oktober 2010 und Oktober 2011.

BMW spricht von 16 Fällen, die die Weko aufführe. Im gleichen Zeitraum habe es aber hunderte Direktimporte von BMW-Fahrzeugen durch Schweizer Kunden gegeben, von einer Behinderung könne also keine Rede sein, sagte die Sprecherin. Angesichts des starken Frankens sind unter anderem Autos in der Eurozone günstiger zu kaufen. BMW hat 2011 in der Schweiz knapp 20.000 Autos der Marken BMW und Mini abgesetzt. Ende vergangenen Jahres hatte die Weko bereits gegen den Kamerahersteller Nikon eine Buße von umgerechnet gut 10 Millionen Euro ebenfalls wegen der Behinderung von Parallelimporten verhängt.

BMW sieht starke Konkurrenz in der Schweiz

Die Weko kann in solchen Fällen Kartellstrafen von bis zu 10 Prozent des Firmenumsatzes in der Schweiz der letzten drei Jahre verhängen. Die Behörde hatte das Verfahren gegen BMW bereits im Oktober 2010 eröffnet. BMW habe nicht nur verhindert, dass Schweizer von den günstigeren Bedingungen der Eurozone profitieren konnten. «Die Abschottung des Schweizer Marktes führte auch zu einem geringeren Wettbewerbsdruck auf die Endverkaufspreise für Neufahrzeuge der Marken BMW und Mini», heißt es bei der Behörde.

Auch das weisen die Münchner entschieden zurück. Auf dem Schweizer Automarkt gebe es im Gegenteil viele direkte Konkurrenten, auch die Marktanteile schwankten stark. «Zwischen den Marken herrscht jederzeit ein ausgeprägter Wettbewerb, wie auch die Sonderaktionen aller Hersteller einschließlich BMW und Mini in Reaktion auf den starken Schweizer Franken belegen», teilte der Konzern mit. BMW ist seit 1975 in der Schweiz aktiv und hat ein dichtes Händlernetz. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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