Auf dem Weg zum vollautonom fahrenden Fahrzeug wird als nächster Schritt das automatische Einparken kommen. BMW zeigt nun mit dem 7er, wie weit man bei dieser Technologie bereits ist.
Von Frank Mertens
Unter den Herstellern ist ein Wettlauf um die Vorherrschaft beim autonomen Fahren ausgebrochen. BMW, Audi und BMW sehen sich beim Zukunftsthema der Autobranche in der Führungsrolle. Neuerdings spielt auch der IT-Gigant Google in diesem Konzert der drei deutschen Premiummarken mit. Dass jeder der Verantwortlichen sich bei dieser Technologie vorn sieht, überrascht dabei nicht.
Schließlich geht es ums knallharte Geschäft. Es geht um nicht weniger als die Mobilität der Zukunft - und damit um die Zukunft der Autobauer. Entsprechend heischt jeder um Aufmerksamkeit - wie zuletzt Anfang Januar auf der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas zu sehen war.
Fahrerlos in die engste Lücke
Während Mercedes im Spielerparadies in Las Vegas die vielbeachtete Weltpremiere des F 015 feierte und damit zeigte, wie das selbstfahrende Auto im Jahr 2030 aussehen könnte, ließ Audi einen A7 Sportback die 900 Kilometer lange Strecke von Stanford nach Los Angeles zurücklegen. Auch BMW stand dem in nichts nach - und zeigte einen autonom in einem Parkhaus einparkenden BMW i3.
In diesen Tagen ließen die Münchner bei einem Workshop in Miramas wissen, dass der neue Siebener, das Flaggschiff der Münchner, in der Lage sein wird, die letzten Meter in eine enge Parklücke oder Garage fahrerlos zurücklegen zu können.
Viel verraten hat BMW über die Technik des derzeit noch verklebten neuen 7ers noch nicht. Doch wie erste Vorführungen zeigen, funktioniert das fahrerlose Einparken bereits ziemlich beeindruckend. So gehen die Zeiten zumindest für die Fahrer eines neuen 7er vorbei, in denen er sich nach dem Einparken in enge Parklücke mühevoll aus seinem Fahrzeug räkeln musste.
Zukünftig kann er vor dem Einparken in die heimische Garage oder die Parklücke in der Stadt vorher das Auto verlassen und den 7er mit seinem Display-Schlüssel den Befehl geben, die letzten Meter des Parkvorganges autonom zurückzulegen. Die Sensoren am Siebener suchen dann automatisch den Weg in die Parklücke – und reagieren entsprechend natürlich auch auf Hindernisse, wie beispielsweise einen vor oder auch hinter dem Auto laufenden Fußgänger.
Parkvorgang auf Schlüssel verfolgen
Der Fahrer, der nach wie vor die Verantwortung über das Fahrzeug besitzt, kann auf dem kleinen Bildschirm seines Display-Schlüssels den Einparkvorgang kontrollieren – und natürlich auch abbrechen, wenn er denn möchte. BMW ist mit dieser Technologie der erste Hersteller, der ein fahrerloses Einparken ermöglicht. Wann das fahrerlose Einparken beim neuen Siebener, der im Herbst auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt/Main seine Weltpremiere feiert und kurz darauf den Markt kommt, angeboten wird, ist indes noch nicht genau klar – auf jeden Fall noch im Jahr 2016
Der Weg zu einem vollautomatisch in ein Parkhaus fahrendes Auto ist indes noch weit. Der BMW 7er kann zwar gerade in eine Garage oder Parklücke fahren, aber halt noch nicht um Ecken. Dass kann indes der i3, wie er im Januar bei der CES in Las Vegas zeigte, als er automatisch in ein Parkhaus einfuhr. Doch bis zur Serienreife eines solchen Fahrzeuges werden noch mindestens zwei, drei Jahre vergehen. Das hängt zum einen mit der Technik zusammen, zum anderen auch mit den weiterhin offenen rechtlichen Fragestellungen.
Nicht falsche Erwartungen wecken
So beeindruckend es beispielsweise ist, den BMW i3 wie auf der CES automatisch im Parkhaus einparken zu sehen, so muss man sich doch immer vor Augen führen, dass die Hersteller hier Forschungsfahrzeuge präsentieren, die weder heute noch morgen auf den Straßen unterwegs sein werden.
"Unser ist BMW i3 ist ein Demofahrzeug. Um es letztlich auf den Markt bringen zu können, muss die Technik noch deutlich verbessert werden", räumte Werner Huber, der bei BMW die Forschungsgruppe Fahrassistenzsysteme leitet, im Januar in Las Vegas ein. "Zugleich muss sich auch der rechtliche Rahmen ändern." Derzeit, darauf weist Huber mit Blick auf die Wiener Konvention hin, die derzeit den rechtlichen Rahmen für das autonome Fahren bildet, muss der Fahrer noch jederzeit in der Lage sein, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen.
Noch ein langer Weg zum selbstfahrenden Auto
Führt man sich dies vor Augen, dann kann man Bilder von auf der Rückbank ein Nickerchen haltenden Passagieren eines autonom fahrenden Autos gleich richtig einordnen. Bis Bilder wie diese Realität werden, ist es noch ein langer Weg. Huber selbst rechnet frühestens "in fünf bis sieben Jahren mit autonom fahrenden Fahrzeugen". Ein Zulieferer wie Continental spricht mit Blick auf das vollautomatisierte Fahren vom Jahr 2025.
Zwar würden die Kosten der teuren Technik wie Sensoren, Laser und Radarsystemen, die fürs autonome Fahren benötigt werden, weiter sinken, wie Huber sagt. Dennoch sei die Redundanz weiterhin nötig. Sprich: ein Sensor oder Radar reicht nicht, es muss mindestens eine Rückfalloption geben. Vor allem müssen die Kosten überschaubar bleiben. Sind sie zu hoch, wird autonomes Fahren kein Massenphänomen.
Deshalb, so sagt Huber, müsse man die Kosten auch deutlich unter 5000 Euro bringen. Dass das gelingen wird, dessen ist sich Huber ziemlich sicher. Ähnlich sieht man es auch bei Continental. Der Zulieferer orientiert sich dabei an einer seiner Studien, die besagt, dass die Kunden in Deutschland für autonomes Fahren nicht mehr als 2000 Euro ausgeben wollen - ein ambitioniertes Ziel.
Was man auf dem Weg zum vollautonomen Auto erleben wird, ist eine Ausweitung der teilautonomen Fahrfunktionen - darunter auch das automatische Einparken, wie jetzt beim neuen Siebener. Und in Parkhäusern? Sind sie überhaupt so weit, dass sie mit ihrer Architektur und Vernetzung automatisches Einparken erlauben? Und haben die Betreiber daran überhaupt ein Interesse? In den USA beispielsweise gibt es bereits 200 Parkhäuser, die für das automatische Einparken geeignet wären. Aber auch hier gilt: rechtlich ist noch nicht geklärt, dass ein Auto allein im Parkhaus auf Parkplatzsuche gehen kann. "Zugleich stellt sich auch die Frage, wieso ein Parkhausbetreiber überhaupt die Investitionen für autonomes Einparken tätigen sollte, wenn er sich über mangelnde Auslastung nicht beklagen muss", so Huber. Dass die soziale Akzeptanz für autonomes Fahren beim Kunden zunehmen wird, davon ist Huber überzeugt.