BMW und Charité: Gesundheitsprävention im Auto

Studie zu Automotive Health

BMW und Charité: Gesundheitsprävention im Auto
Gaben die Partnerschaft bekannt: Alexander Meyer, Matthias Franz, Heyo K. Kroemer und Rudolf Beckner. © Mertens

Vorsorge ist besser als Nachsorge. Gerade wenn es um die Gesundheit geht. Aus diesem Grund haben die Charité und BMW ein Forschungsprojekt zur Erkennung des Gesundheitszustands des Fahrenden gestartet.

Das Zukunftsthema der Medizin sei die Prävention, davon ist Heyo K. Kroemer überzeugt. „Krankheiten müssen verhindert werden – und der ideale Ort für die Prävention ist das Auto“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Charité am Freitag in Berlin.

Zusammen mit BMW hat die Charité in die Hörsaalruine des Medizinhistorischen Museums geladen, um sein neues Forschungsprojekt im Bereich Automotive Health vorzustellen. Dabei geht es darum, wie die im Auto ohnehin enthaltene Sensorik samt Kameraüberwachung im Zusammenspiel mit anderen Komponenten in der Lage ist, den Gesundheitszustand der Fahrerin oder des Fahrers zu erkennen. „Kooperationen wie diese sind entscheidend, um innovative Ansätze in der Gesundheitsforschung voranzubringen“, ist Kroemer überzeugt.

Vitalparameter unter Realbedingungen erfasst

Im Rahmen des gerade gestarteten Forschungsvorhabens versprechen sich die Projektpartner Erkenntnisse darüber, wie die Vitalparameter valide erfasst werden können. Im Idealfall sollen Gesundheitsrisiken wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte während der Fahrt verhindert werden.

Am Sicherheitsgurt des BMW-Testfahrzeugs wird ein zusätzlicher Sensor befestigt, um Vitaldaten zu erfassen. Foto. dpa

Zur Erfassung der Vitalfunktionen setzt man in dem Testfahrzeug, einem BMW 7er Plug-in-Hybrid, nicht nur auf bestehende Sensoren und Kameras, sondern hat dieses zudem mit einer zusätzlichen Kamera in Höhe des Innenspiegels und auch einem Sensor versehen, der körpernah am Sicherheitsgurt angebracht ist. Im Kofferraum befindet sich entsprechend ein Rechner zur Datenerfassung.

Probanden mit kardiovaskulären Risiken

Wie Prof. Alexander Meyer sagte, würden die Testfahrten mit den Probanden unter realitätsnahen Bedingungen im Alltagsverkehr, aber auch auf einem Testgelände durchgeführt. Dadurch sei es möglich, Faktoren wie Wetter, Verkehrslage oder das Stresslevel der Probanden zu berücksichtigen. Bei den Probanden handelt es sich um Personen mit kardivaskulären Problemen, aber auch gesunde Personen, so Meyer. Er ist nicht nur Hochschullehrer für Künstliche Intelligenz, sondern auch Chief Medical Information Officer am Deutschen Herzzentrum der Charité. Die Probanden mussten sich vor Projektbeginn einer umfassenden Voruntersuchung unterziehen.

EIn zusätzliche Kamera beobachtet im BMW den Fahrer oder Fahrerin. Foto: dpa

„Wir wollen herausfinden, mit welchen Technologien gesundheitliche Auffälligkeiten im Fahrzeug am zuverlässigsten erkannt werden können“, so Meyer. Um valide Daten zu den Vitalparametern der Probanden zu bekommen, sei es wichtig, dass diese unter verschiedenen Fahrzuständen erfasst werden, so Matthias Franz, bei BMW Projektleiter Automotive Health.

Erkenntnisse in Entwicklung einfließen lassen

Am Ende des Forschungsvorhabens sollen Erkenntnisse gewonnen werden, die in die Entwicklung von neuen bzw. bestehenden Systemen einfließen. Mit ihnen sollen dann gesundheitliche Warnsignale frühzeitig erkannt werden und die Fahrenden gewarnt werden. „Im Idealfall kommt es erst gar nicht zu einer Notsituation während der Fahrt“, so Franz. Sollte es doch dazu kommen, sollen die Assistenzsysteme eine entsprechend kontrollierte Notbremsung einleiten – und dabei automatisch bereits Rettungskräfte alarmieren. Bereits heute sorgen Fahrassistenten wie ein Emergency Assist dafür, dass ein Auto im Notfall automatisch zum Stillstand kommt.

Im Kofferraum des BMW werden die Daten von einem Rechner erfasst.. Foto: Mertens

BMW ist nicht der einzige Hersteller, der sich um Automotive Health kümmert. Dieses Thema beschäftigt auch andere Autobauer und Zulieferer. Es sei jedoch das erste Mal, dass dies im Rahmen eines groß angelegten Forschungsvorhabens erfolgt, so Franz. Dass es dazu kam, ist auf das Engagement der Charité zurückzuführen. Sie hat proaktiv zu BMW -dessen Anteilseigner Stefan Quandt sitzt in der Stiftung Charité – Kontakt aufgenommen – und stieß damit beim damaligen Entwicklungsvorstand Frank Weber mit seinem Anliegen auf offene Ohren.

Und, wann kann man erste Technologien zur Gesundheitsprävention in einem Serienfahrzeug sehen? Das sei derzeit schwer zu sagen, sagte Rudolf Bencker, bei BMW Senior Vice President „Invention & Innovation“. Das hänge auch davon ab, ob man bestehende Systeme nur mit einem Software-Update versehen oder es zu Neuentwicklungen kommen müsse. In der Partnerschaft zwischen Charité und BMW sieht der Manager aber einen wichtigen Schritt zu „einer gesünderen und sichereren Mobilität“.

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